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FBW-Bewertung: Ganz weit hinten (2012)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Ja, in seiner Patchworkfamilie sitzt der 14-jährige Duncan tatsächlich ?ganz weit hinten?. Und dies machen Nat Faxon und Jim Rash auch in der ersten Einstellung des Filmes deutlich, wenn der Held rückwärts auf der Gepäckbank kauert, und gleich im ersten Dialog von seinem Stiefvater herunter gemacht wird. Aber nur aus diesem Blickwinkel kann er den komischen Mann im Auto hinter ihm sehen, der ihm zuzwinkert und ihn zumindest ansatzweise lächeln lässt. Dieser Mann wird sein Mentor, während seine im Auto schlafende Mutter den größten Teil des Films nicht für ihn da sein wird. Doch in der letzten Sequenz, die die erste spiegelt, wird sie neben ihm auf der Gepäckbank sitzen.
In dieser Exposition wird sinnbildlich die ganze Geschichte auf den Punkt gebracht und zugleich wirkt die Szene so natürlich und unangestrengt erzählt wie der ganze Film. Duncan macht mit seiner Mutter, ihrem neuem Freund und seiner Tochter Urlaub in dessen Sommerhaus. Mutter und Sohn sind hier Fremde, alle anderen kennen sich schon lange und beide benehmen sich daher auch unsicher und linkisch. Aber während seine Mutter sich angestrengt bemüht, sich anzupassen, ist Duncan ein Grübler und Suchender, der sich auf dem Kinderfahrrad seiner Stiefschwester (eines der vielen wunderbaren, zugleich komischen und pointierten Details des Films) auf den eigenen Weg macht. Dieser führt ihn zu einem Vergnügungspark, dessen Manager mit einer fast mathematischen Konsequenz das Gegenteil des kleinlichen und strengen Stiefvaters ist. Faxon undRash erzählen mit einem ganz eigenen Witz und viel Liebe zu ihren Figuren diese ?Coming of Age?-Story. Dabei arbeiten sie auch mit erstaunlichen Verdichtungen. So reichen etwa zwei kleine Szenen dafür, die Liebesgeschichte zwischen Duncans Mentor Owen und seiner Kollegin zu erzählen. Dazu überzeugen Faxon und Rash auch mit ihrer einfühlsamen und angenehm lockeren Inszenierung. Unter ihrer Regie spielt das hochkarätige, perfekt gecastete Ensemble völlig entspannt und natürlich. Man kann die Atmosphäre dieser heißen Sommertage deutlich spüren und zugleich gelingt es, subtil das Lebensgefühl des pubertierenden Helden einzufangen, dessen Tollpatschigkeit und Schüchternheit mit zärtlichem Humor zelebriert wird. Und mit Liam James haben sie einen jungen Darsteller gefunden, der die widersprüchlichen Empfindungen von Duncan, seine Verwirrtheit, Angst, Schüchternheit, Wut, Hoffnung und Freude völlig natürlich und deswegen auch sehr sympathisch ausdrücken kann.



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