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FBW-Bewertung: Lamento (2013)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Es ist erst ein halbes Jahr her, dass Magdalenas Tochter Sara sich das Leben genommen hat und noch immer ist die Mutter wie paralysiert. Sie hat sich in einem emotionalen Panzer zurückgezogen um sich mit ihren Gefühlen, vor allem den Schuldgefühlen, nicht auseinandersetzen zu müssen. Bis eines Tages Saras Exfreund vorbei kommt und Magdalena langsam beginnt, sich der Trauer und dem Abschied zu stellen.
Es ist kaum zu glauben, dass dieser intensive Spielfilm ein Debüt sein soll. LAMENTO ragt weit über das übliche Können hinaus, das bei Erstlingswerken erreicht wird. Die Schauspielerführung ist in jeder einzelnen Szene sicher, sei es bei der Inszenierung der einsamen Mutter, im Zusammenspiel mit den Angehörigen und ihrem sozialen Umfeld oder auch bei Szenen inder Öffentlichkeit. Die Kamera ist stets nah dran, die Blickwinkel sorgfältig gewählt, die Kamerafahrten unaufdringlich und äußerst präzise. Die Lichtführung ist tadellos, der vollkommene Verzicht auf einen Score verdeutlicht, auf welch hohem Niveau es dem Regisseur Jöns Jönssen gelungen ist, Stimmungen und Emotionen ganz ohne zusätzlichen Klangteppich zu erzeugen.
Neben der tadellosen handwerklichen Umsetzung ist auch das gewählte Thema beeindruckend. Sich als junger Mensch mit den inneren Problemen einer (Groß-)Mutter so gekonnt auseinander zu setzen, spricht für tiefes Einfühlungsvermögen und echtes Interesse am Thema.
Jönssen liefert ein vielschichtiges, den Zuschauer forderndes und bereicherndes Drama ab, das die begründete Hoffnung auf weitere beeindruckende Werke schürt.



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