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FBW-Bewertung: Und morgen Mittag bin ich tot (2012)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Lea ist 21 und leidet an Mukoviszidose im Endstadium. Sie hat beschlossen, ihren Geburtstag zu ihrem Todestag zu machen und lädt ihre Familie ein, diesen Tag mit ihr in der Schweiz zu begehen, denn in Deutschland ist es nicht möglich Sterbehilfe zu erhalten. Ihre Mutter ist verzweifelt und versucht, sie von diesem Schritt abzuhalten, denn sie ist immer noch davon überzeugt, dass Lea durch eine Lungentransplantation gerettet werden kann. Doch Lea weiß, dass sie diese Chance nicht mehr hat.

Unter der Regie von Frederik Steiner stellt Liv Lisa Freese so glaubwürdig und überzeugend Leas Leiden dar, dass man versteht, warum ihr der Tod als einzige Lösung erscheint. Ihre Hustenfälle, die ständige Atemnot,die Verzweiflung werden so stark miterlebt, dass ihr Wunsch immer verständlicher wird. So ein Leben ist nicht zumutbar. Dabei versucht der Film nicht, mit religiösen oder ideologischen Argumenten zu überzeugen, sondern zeigt ganz einfach, wie es Lea mit der Krankheit geht.
Leas Mutter, die bereits den Sohn durch die selbe Krankheit verloren hat, zerrissen von Angst um die Tochter und verzweifelter Hoffnung auf eine Lösung zu ihrer Rettung, will nicht glauben, was Lea plant, wehrt sich dagegen, findet aber schließlich zu ihrer eigenen Stärke zurück. Diese Gratwanderung wird von der Schauspielerin Lena Stolze glaubhaft verkörpert.
Die wenigen Stunden die Lea bis zu ihrem Tod bleiben, will sie mit Leben füllen und hier gelingt es dem Film, einige federleichte Wendungen ins Geschehen zu bringen, die dem Zuschauer ein wenig Entspannung vermitteln, ebenso wie Lea sie erlebt.
Der Ton, den der Film in seinen Dialogen anschlägt, ermöglicht Distanz, ohne Gleichgültigkeit zu erzeugen, und löst Gedanken aus, die nicht üblicherweise nach dem Besuch eines Films auftauchen.
Alle Figuren sind nachvollziehbar, die Schauspieler gut geführt. Ausstattung und Musik schaffeneinen adäquaten Rahmen.
Leas Geschichte zu erleben, ihren Todeswunsch zu verstehen, mit ihr zu leiden, so weit das überhaupt möglich sein kann, und dennoch den Film nicht völlig niedergeschlagen zu verlassen, machen diesen Film zu einem besonderen Ereignis.



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