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Vaters Garten - Die Liebe meiner Eltern (2013)

Schweizerische Doku: Regisseur Peter Liechti stellt in diesem Film seinen alten Eltern nach und versucht, das Geheimnis ihrer seit 60 Jahren bestehenden Ehe zu lüften...Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 3 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 2.0 / 5

Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 5 Besucher eine Bewertung abgegeben.


"Vaters Garten" ist der Versuch einer persönlichen Geschichtsrevision. Ich hatte mich stets als Fremdling gefühlt in meiner Familie – bis ich fast schockartig bemerkte, wie ähnlich wir uns in Wirklichkeit sind. Und je häufiger ich meine Eltern sehe, umso mehr rührt mich ihr hohes Alter, ihr langsames Verschwinden aus diesem Leben, das Einschlafen eines ganzen Erinnerungsreservoirs. So erzählt dieser Film auch keine "Geschichte vom verlorenen Sohn", sondern vielmehr die "Geschichte von den verlorenen Eltern". Meine Eltern verweigern den Computer, sie wollen nicht ins "Netz", sie denken nicht "global". Beide beklagen den allgemeinen Verlust an Identität und Freiheit, das Verschwinden von Respekt und moralischen Werten in unserer Gesellschaft. Sie repräsentieren das typisch schweizerische Kleinbürgertum, ihre Ansichten sind dezidiert konservativ. Mein halbes Leben lang war ich davon überzeugt, alles anders machen zu müssen als sie, auch anders zu denken und anders zu fühlen. Und heute ertappe ich mich immer öfter dabei, wie ich ihre, die "alten Werte" verteidige gegen die Vulgarität des zeitgenössischen Materialismus.
Der Film ist nicht nur ein Portrait meiner Eltern. Vielmehr geht es um die filmische Verdichtung eines Lebensgefühls, stellvertretend für das Lebensgefühl einer ganzen Epoche, deren Ende längst eingeläutet wurde. (Peter Liechti)

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Filmkritikunterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse3 / 5

Peter Liechti ist ein unkonventioneller Filmemacher aus der Schweiz, der bekannt ist für seine filmischen Experimente. Vor zehn Jahren überraschte er mit dem dokumentarisch umgesetzten Selbstversuch "Hans im Glück". Der Zuschauer konnte Liechti bei dem Versuch beobachten, von Zigaretten (bis zu 50 am Tag) loszukommen. Ebenso ungewöhnlich ist nun sein neuester Film, die Dokumentation "Vaters Garten". Hier versucht der Regisseur, sich einem komplexen Konstrukt anzunähern, das bereits seit mehr als 60 Jahren Bestand hat: die Ehe seiner Eltern. In "Vaters Garten" befragt er seine beiden über 80-jährigen Eltern nach deren Leben und ihrer Beziehung zueinander und schafft so einen intimen Einblick in eine von gegenseitigem Respekt geprägte Beziehung.

Die Motivation für seinen Film, gibt Liechti gleich zu Beginn bekannt. Als er seinen Vater vor zwei Jahren nach langer Zeit auf der Straße unerwartet wieder traf, war es den Beiden nicht möglich, sich – wie Vater und Sohn – zu umarmen. Liechti nutzt seinen Film, um u.a. diesem Vorkommnis auf den Grund zu gehen. Dazu nutzt er einen dokumentarischen Ansatz, um zunächst einmal herauszuarbeiten, was für ein Mensch der Vater eigentlich genau ist. Schnell wird deutlich, dass Vater und Mutter nicht unterschiedlicher sein könnten. Dies erschließt sich für den Zuschauer vor allem anhand der Alltagsbeobachtungen, die Liechti mit seiner Kamera macht. Diese ist dabei, wenn sich der Vater um akkurate Ordnung und Übersichtlichkeit in seinem Garten bemüht und beobachtet, wie die Mutter Hemden bügelt und sich um den Haushalt kümmert – und währenddessen davon spricht, wie wichtig ihr der Glaube sei und welchen Halt ihr Gott im Leben gebe.

Auf der einen Seite steht der ordnungsliebende, reaktionäre Vater, der es seiner Frau mit seinen konservativen Ansichten und Weltanschauungen ("die Frau gehört nicht in den Arbeitsprozess") nicht immer leicht macht. Auf der anderen Seite die streng religiöse Mutter, die – so scheint es bisweilen – nur noch für den Glauben zu leben scheint und häufig von Themen wie Lebenssinn und Einsamkeit spricht. Es ist durchaus interessant und nicht ohne Spannung zu beobachten, wie diese zwei grundverschiedenen Persönlichkeiten seit so langer Zeit schon miteinander auskommen – und welcher Tricks sie sich bedienen, um den Alltag gemeinsam zu bewältigen. Heraus kommen dabei amüsante Dialoge und heitere Ansichten ("Ich weiß zwar nicht was er denkt, aber ich habe den Max wahnsinnig gern"), die zum Schmunzeln einladen.

Um auch schwierige Themen und unangenehme Inhalte zu thematisieren, installiert Liechti in seinem Film noch einen zweiten Handlungsort: ein Kasperltheater. Darin lässt er die Eltern als Hasenpuppen auftreten und reale Dialoge und tatsächliche Begebenheiten nachinszenieren. Passend dazu stiften ungewöhnliche Sound-Effekte und Musik Verwirrung und bringen ein wenig – gewollte – Unordnung in den so streng geordneten, stoisch gelebten Alltag der beiden Rentner. Experimentelle Bestandteile, die letztlich Geschmackssache bleiben und jeder Zuschauer muss für sich selbst entscheiden, ob er diesen unkonventionellen Methoden etwas abgewinnen kann. Ungewöhnlich sind sie allemal, weshalb Liechti mit seinem neuesten Werk seinem Ruf als außergewöhnlicher Filmemacher treu bleibt.

Fazit: Intimer, gefühlvoller Einblick in eine ungewöhnliche Beziehung zweier grundverschiedener Persönlichkeiten. Die experimentellen Elemente wie Puppentheater und ausgefallene Sounds bleiben indes Geschmackssache.




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Besetzung & Crew von "Vaters Garten - Die Liebe meiner Eltern"

Land: Schweiz
Jahr: 2013
Genre: Dokumentation
Länge: 93 Minuten
FSK: 0
Kinostart: 21.11.2013
Regie: Peter Liechti
Darsteller: Hedy Liechti, Max Liechti
Kamera: Peter Guyer, Peter Liechti
Verleih: Salzgeber & Co. Medien GmbH

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"Vaters Garten" wurde im Forum der diesjährigen Berlinale uraufgeführt und erhielt dort den Preis der Leserjury des Tagesspiegels. Es folgten der Fedeora-Preis für den besten europäischen [...mehr] Dokumentarfilm beim Crossing Europe Festival in Linz, der Spezialpreis der SSA/Suissimage beim Festival Visions du Réel in Nyon, der Dokumentarfilmpreis des fünf seen film festivals, der erfolgreiche Kinostart in der Schweiz, die Peter-Liechti-Hommage beim Dok-Leipzig-Festival und die Einladung zur Duisburger Filmwoche.

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