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FBW-Bewertung: Die Boxtrolls (2014)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: In den Gassen von Cheesebridge geht die Angst um. Kleine Kobolde in Pappkartons, die Boxtrolls, ziehen nachts durch die Stadt und rauben Kinder und weil das so ist wird Schädlingsbekämpfer Archibald Snatcher beauftragt ein für allemal Schluss mit den Kartonkobolden zu machen. Als Entlohnung verlangt Snatcher nicht mehr und nicht weniger als einen weißen Hut, so wie die Käse essenden Honoratioren Cheesebridges sie tragen. Aber natürlich ist das die Situation, wiesie die Menschen wahrnehmen. Für die Boxtrolls sieht die Geschichte allerdings ganz anders aus.

Das Regieteam Graham Annable und Anthony Stacchi hat aus Alan Snows Buchvorlage eine sehenswerte Allegorie über die Angst vor Fremden, über Knechtschaft und die Wegwerfgesellschaft gemacht. Während sich die dekadenten Honoratioren von Cheesebridge hoch oben über der Stadt lukullischen Genüssen hingeben, recyceln die Boxtrolls den Abfall der Stadt in der weitläufigen Kanalisation darunter. Sie sind erfinderisch und scheu und eigentlich recht liebenswerte Geschöpfe. Das erinnerte die Jury an die kleinen Minions aus ?Ich einfach unverbesserlich?, wenngleich die Boxtrolls nicht ganz so knuddelig sind.

Eine wohl bekannte Düsterkeit beherrscht das Setting von DIE BOXTROLLS: Die Laika-Studios, die auch schon ?Coraline? und ?Paranorman? produziert haben, sind hierfür verantwortlich. Und wie die beiden Vorgänger besticht auch dieser Stop-Motion-Film durch ästhetische Fülle, Detailreichtum und eine Flut von Ideen. Szene für Szene ein filmisches Wimmelbild für Kinder und Erwachsene. Liebevolle Handarbeit ist immer noch Trumpf bei Laika und DIE BOXTROLLS hält diese Maxime bis zu einem beispiellosen Abspann aufrecht.

Besondere Erwähnung fand in der Diskussion der Jury der Soundtrack zu DIE BOXTROLLS. Gut getimed und szenisch abgestimmt unterstützt er das Geschehen und in einem musikalischen Intermezzo bringt die Komposition von Eric Idle sogarMonty Python Spaß aufs Parkett.

Die Dramaturgie des als Abenteuerfilm, Kinder-/Jugendfilms eingereichten DIE BOXTROLLS ist stimmig, allerdings braucht es ein wenig bis er so richtig in Fahrt kommt. Nach turbulenten Abenteuern sind es schließlich die Kinder, die den Erwachsenen von Cheesebridge helfen sich aus Einfalt und Ignoranz anderen Geschöpfen gegenüber zu befreien. Und wie es von einem Kinderfilm zu erwarten ist werden Trolle und Menschen schließlich Seite an Seite mit den Menschen leben und auch der eigentliche Anstifter zum Genozid an den Boxtrolls seiner gerechten Strafenicht entgehen. Den etwas eindimensionalen Subtext verstehen Erwachsene, genau wie Kinder.

Wer es etwas anspruchsvoller mag, der muss allerdings bis zum durchaus metaphysischen Abspann warten. In köstlichen Sequenzen hinterfragen darin die Protagonisten ihr eigenes Dasein und kommen zu seinsphilsophisch interessanten Schlüssen. Bei so viel Kreativität, Unterhaltung und Vielfalt konnte die Jury nicht umhin dem Film ?DIE BOXTROLLS das Prädikat besonders wertvoll auszusprechen.




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