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FBW-Bewertung: Ex Machina (2014)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Dieses Science Fiction-Drama ist das Regie-Debüt von Alex Garland, der unter anderem das Drehbuch von THE BEACH verfasst hat. In unterkühlten, aber dennoch stimmungsvollen Bildern erzählt der Film von dem jungen Informatiker Caleb, der angeblich bei einer Lotterie eine Woche Aufenthalt im von aller Welt abgeschiedenen Domizil von Nathan, demlegendären Erfinder und Inhaber von ?Bluebook?, der weltgrößten Suchmaschine, gewonnen hat. Dieser Nathan widmet sich dort in aller Abgeschiedenheit in seinem eleganten, perfekt eingerichteten und dabei wenig gemütlichen Haus, das einer unterirdischen Festungsanlage gleicht, seinem Lebenswerk: Der Erfindung einer künstlichen Intelligenz (K.I.), die in allen Details ?echten? Menschen gleicht und den berühmten Turing-Test, benannt nach dem Urvater des Computers, Alan Turing, bestehen kann: Darum geht es unter anderem, ob Computer in ihrer programmierten intelligenten Vielfalt denMenschen nicht nur gleichen, sondern ihn sogar überflügeln können. Caleb soll die Roboterfrau Ava auf ?Herz und Nieren? prüfen. Inwieweit sind ihre Reaktionen menschenähnlich? Ist sie fähig, Emotionen zu entwickeln oder simuliert sie diese nur? Ist sie sozusagen das perfekte Surrogat der menschlichen Intelligenz und komplexen Gefühlsstruktur?
Es hat schon etliche Filme zu der spannenden Frage gegeben, welche Folgen die Erschaffung des perfekten Maschinemenschen haben könnte. Doch Alex Garlands kühler, intensiver und hochspannender Film, der vor allem mit seiner Suspense und nicht mit Aktionismus punktet, ist vor allem ein Kammerspiel mit viel Raum für intelligente Dialoge und einer sich stetig aufbauenden Dynamik in der Beziehung der Figuren. Man ahnt das sichnahende Unheil, sobald Caleb das Haus des genialen, aber undurchsichtigen Erfinders betritt. Dabei lässt das Drehbuch Garlands der Geschichte genügend Zeit für die Entwicklung der merkwürdig ambivalenten Atmosphäre und für zwiespältige Gefühle. Im Mittelpunkt stehen neben dem EinzelgängerCaleb und Nathan, dem berechnenden, skrupellosen Erfinder, vor allem die schöne Roboterfrau Ava, die alle positiven und negativen Varianten menschlichen Verhaltens gelernt hat. Und damit ist der Plot auf ein überraschendes und gleichzeitig überzeugendes Finale angelegt. Der Film besticht durch seine sehr sorgfältige Dramaturgie, die facettenreiche Kamera und die subtil eingesetzte Musik, wozu auch klassische Kompositionen wie Bachs Cellokonzerte oder Schubertvariationen gehören. Auch die Schauspieler, vor allem Domhnall Gleeson als talentierter Computerspezialist, dem seine romantische Gutgläubigkeit zum Verhängnis wird, und Oscar Isaac als der von Hybris gesteuerte Schöpfer der menschenähnlichen Roboter, überzeugen in diesem fesselnden und dunklen Blick in eine nicht allzu ferne Zukunft, in der sich die Grenze zwischen Mensch und Maschine aufzulösen beginnt.



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