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Härte (2015)

Tough Love

Mit einer Mischung aus dokumentarischen und nachgespielten Szenen porträtiert Rosa von Praunheim das Leben eines Missbrauchsopfers und ehemaligen Zuhälters.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 5 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4.3 / 5

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Heute arbeitet der Kampfsport-Champion Andreas Marquardt in seiner Heimat Berlin als Karatelehrer zusammen mit Kindern und Jugendlichen und setzt sich zudem aktiv gegen sexuellen Missbrauch von Kindern ein. Dass sein Leben einmal eine solche Wendung nehmen sollte, hätte vor einigen Jahren wohl niemand vermutet, am wenigsten Marquardt selbst. Der bullig wirkende Mann wurde in Neukölln geboren und musste bereits seit frühester Kindheit Gewalt und Missbrauch am eigenen Leib erfahren: Sein Vater brach dem damals sechsjährigen Sohn einmal die Hand, die Mutter zwang das Kind über Jahre zum Geschlechtsverkehr. Einen harten Kerl wollten die Eltern aus Andreas machen und mit den Folgen dieser Erziehung muss Marquardt heute noch leben. Als Heranwachsender kommt Andreas mit dem Berliner Rotlichtmilieu in Kontakt und bald steigt er zum eiskalten Zuhälter auf, der Frauen wie Ware behandelt. Selbst gegenüber seinen zahlreichen Geliebten gibt sich Andreas hart und gefühllos, er kann seine traumatisierende Kindheit nicht hinter sich lassen. Doch in seiner Freundin Marion, die ebenfalls missbraucht wurde, findet Andreas schließlich eine Partnerin, die zu ihm steht.

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Härte - Hanno KofflerHärteHärteHärte - Katy KarrenbauerHärte - Marion Erdmann und Luise HeyerHärte

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Filmkritikunterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse5 / 5

Die ersten Aufnahmen von Rosa von Praunheims Dokufiktion "Härte" zeigen den Protagonisten Andreas Marquardt in der Gegenwart als selbstbewussten Mann, der stolz von seinen Erfolgen als Kampfsport-Champion erzählt. Mit bunten, freundlichen Bildern begleitet die Kamera Marquardt schließlich bei seiner Arbeit als Karatetrainer für Kinder und Jugendliche – eine Aufgabe, die ihm sichtlich Kraft gibt und Freude bereitet. Erst im Interview mit der Mutter eines kleinen Karateschülers mischen sich ernstere Töne in das Porträt und Marquardts finstere Vergangenheit klingt an.

Diese Vergangenheit, Marquardts von Gewalt und Missbrauch geprägte Kindheit sowie seine Karriere als Zuhälter, soll sich in Form von stilisierten, in Schwarzweiß gehaltenen Szenen nun immer wieder zwischen die dokumentarischen Aufnahmen drängen und das Erzählen Marquadts ergänzen. Vor minimalistischen Kulissen inszeniert von Praunheim ausgewählte biografische Stationen seines Protagonisten und rekonstruiert dabei mit schmerzhafter Genauigkeit wie dieser zum Opfer sexuellen Missbrauchs wurde und wie die Traumatisierung des Kindes bis ins Erwachsenenleben nachhallt. Bisweilen wirkt das melodramatisch, campy und grotesk, vor allem Katy Karrenbauer als Mutter mit großer schwarzer Perücke irritiert zunächst.

Und dennoch ist von Praunheim ein stimmiger, überzeugender Film gelungen. Gerade im scharfen Kontrast zwischen nüchtern beobachteter Gegenwart und ästhetisch übersteigerter Vergangenheit entwickelt "Härte" einen emotionalen Sog, der zugleich aber einen distanzierten und nie rührseligen Blick auf Marquardts Biografie ermöglicht. Die unaufgeregte und zurückgenommene Regie lässt den starken Schauspielern zudem Raum, Emotionen auszuloten und diese vermittelt durch das präzise Spiel erfahrbar zu machen.

Fazit: Rosa von Praunheims Dokufiktion porträtiert das Leben Andreas Marquardts mit geradezu schmerzhafter Genauigkeit. Dank der zurückgenommenen Regie sowie der starken Darsteller gelingt ein emotionaler, aber nie rührseliger Blick auf eine bewegte Biografie.




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Besetzung & Crew von "Härte"

Land: Deutschland
Weitere Titel: Tough Love
Jahr: 2015
Genre: Biopic
Originaltitel: Tough Love
Länge: 89 Minuten
Kinostart: 23.04.2015
Regie: Rosa von Praunheim
Darsteller: Hanno Koffler als Andy, Katy Karrenbauer als Andys Mutter, Luise Heyer als Marion, Marc Bluhm als Lude II, Oliver Sechting als Barkeeper
Kamera: Nicolai Zörn
Verleih: missingFilms

Zusatzinformation

Der Film feierte am 6. Februar 2015 um 21:30 Uhr im Zoo Palast in der Sektion Panorama auf der Berlinale seine Weltpremiere.

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