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FBW-Bewertung: Barry Seal - Only in America (2016)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: BARRY SEAL - ONLY IN AMERICA erzählt die Geschichte des TWA-Piloten Adler Berriman Seal. Wegen seines draufgängerischen Fliegens wird er Ende der 70er Jahre von der CIA angeworben. Der Adrenalinjunkie soll ? und zwar top secret ? zunächst Luftbildaufnahmen von der kommunistischen Bedrohung in Lateinamerika machen und dann konservative Kräfte mit Waffen versorgen. Aber Spionage und staatlich geförderter Waffenschmuggel sind nur eine Seite der Medaille. Es dauert nicht lange und Seal entdeckt, dass er mit Schmuggel für lateinamerikanische Drogenbarone sehr viel mehr Geld verdienen kann und alsbald ist er im Auftrag beider Seiten unterwegs.
Ob dem Film der US-Titel?American Made? oder der deutsche Titelzusatz ?Only in America? besser steht, ist vermutlich Geschmacksfrage, den Geschmack der Jury hat Doug Limans Film auf jeden Fall getroffen.
BARRY SEAL ist ein aberwitziges Abenteuer vor realem Hintergrund, das zeigt, dass man in den USA mit allem rechnen muss, gerade von Regierungsseite aus. Eine Botschaft, die heute aktueller scheint, denn je. Für seinen Spielfilm hat sich Liman offensichtlich auch ästhetisch an der Netflix-Serie NARCOS und an Spielfilmen, wie WOLF OF WALL STREET oder CATCH ME IF YOU CAN orientiert.
Mit hervorragender Kamera, gelungenen Schnitten und der typischen Vintage-Tönung des Films, ist BARRY SEAL - ONLY IN AMERICA von Anfang an, ein Hingucker. Das Positive sei, so bemerkte die Jury in der anschließenden Diskussionsrunde, der Film schließe mit seinem Unterhaltungswert immer auch die politische Dimension der zugrunde liegenden Geschichte mit ein. Da rufen Namen wie Pablo Escobar und Ortega ganz schnell Erinnerungen an längst vergangene Tagesschaumeldungen wach.
BARRY SEAL - ONLY IN AMERICA ist mehr, als reine Unterhaltung, der Film ist politische Bildung mit Spaßfaktor. Dass es Doug Liman dabei gelingt, die vielfältigen Verflechtungen von US-Regierung und Drogenkartellen bestens auseinanderzudividieren, ist darüber hinaus schon eine Leistung, die an sich schon Anerkennung verdient.
Genauso geglückt wie die visuellen Eindrücke ist auch der Score, der clever eingesetzt, den Zeitsprung in die späten 70er und frühen 80er unterstützt, nie aber aufdringlich wirkt. Noch besser aber ist der ausgesuchte Cast. Neben einem genial agierenden Tom Cruise in der Titelrolle, ist der Film bis in dieNebenrollen prominent besetzt und, so urteilt die Jury anerkennend, bestens gespielt.
Höchste Anerkennung der Jury hat auch das Drehbuch bekommen. Geschickt umschifft es logische Fallen und ethische Klippen und zeigt, dass Protagonist Seal im Grunde genau das getan hat, was von ihm verlangt wurde. Sowohl die US-Regierung als auch das Drogenkartell hat vom jeweils anderen Auftraggebergewusst und dieses Wissen für sich eingesetzt. Auch wenn von vornherein klar ist, dass Seal sich diverser Verbrechen schuldig gemacht hat, ist er doch immer integer. Das gilt sowohl für seine Jobs für Kartelle und Staat als auch für seine Rolle als Ehemann und Familienvater. Der schwierige Spagat ist im Film plausibel dargestellt und bestens erklärt.
Es ist schwer zu glauben, dass die irre Geschichte um den Drogenschmuggler mit Rückendeckung der US-Regierung nach einer wahren Geschichte gedreht wurde. Doug Limans Film tritt den Beweis an. Auch wenn er sich hier und da künstlerische Freiheiten herausgenommen hat, ist BARRY SEAL - ONLY IN AMERICA eine packende Biografie mit Thriller-Charakter, die jede Minute unterhält. Für so viel Professionalität und Können erteilt die Jury genauso einstimmig wie gerne das Prädikat besonders wertvoll.




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