oder

Ben X (2007)

Regiedebüt des belgischen Schriftstellers Nic Balthazar, der damit sein eigenes Jugendbuch "Nichts war alles, was er sagte" verfilmt hat: Ben ist anders. Er lebt in seiner eigenen Welt, in der er in seinem liebsten Onlinespiel "Archlord" Heldentaten besteht. Er spielt es, wann immer er kann und versucht, für die Widrigkeiten des wahren Lebens zu trainierenUser-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4.7 / 5

Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 16 Besucher eine Bewertung abgegeben.


Der Schüler Ben ist anders. Obwohl er hochintelligent ist, lebt er in seiner eigenen Welt. Mit Eltern und Mitschülern kommuniziert er kaum, seine Gefühle versteckt er, Berührungen geht er aus dem Weg. Schon früh wird bei ihm das Asperger Syndrom diagnostiziert, eine leichte Form des Autismus die ihn daran hindert, "normal" zu sein, so sehr er sich auch bemüht. Das macht ihn zu einem beliebten Mobbing-Opfer in der Schule.

Überfordert von der Realität flüchtet sich Ben in die Traumwelt des Online-Spiels Archlord. In der Maske eines mutigen Helden, geschützt durch die Anonymität der Online-Welt, kann Ben hier das tun, was ihm im normalen Leben verwehrt bleibt: Mit anderen Menschen kommunizieren. Tatsächlich ist Ben sogar ein angesehenes Mitglied der Zockercommunity, hat er doch schon Unmengen an Monstern besiegt und größte Gefahren gemeistert. Sogar eine Freundin hat Ben in dem Spiel: Jeden Morgen vor der Schule trifft er sich mit seiner Onlinegefährtin Scarlite, mit der er bereits seit über einem Jahr durch die Weiten der Online-Welt streift – freilich ohne die reale "Scarlite" zu kennen. Die täglichen "Gespräche" mit ihr helfen Ben, über die Demütigungen seines Alltags hinwegzukommen. Und die sind immens: Von seinen Mitschülern wird er vor laufenden Handykameras gezwungen, seine Hosen runterzulassen und natürlich werden die Filme online gestellt.

Als die Ober-Mobber aus Bens Klasse dann von einem tatsächlich geplanten Treffen mit "Scarlite" Wind bekommen und ihr Kommen androhen, bricht für Ben eine Welt zusammen. Sein Traumrefugium, seine einzige Rückzugsmöglichkeit scheint durch den Übergriff seiner Mitschüler gefährdet. Er spielt mit dem Gedanken an Selbstmord – und wieder ist die Einzige, die ihm in dieser Situation beisteht, seine Online-Gefährtin.

Kein Wunder, dass das Spiel für Ben immer wichtiger, immer realer wird – und die Realität mehr und mehr zu einem Spiel…

Bildergalerie zum Film "Ben X"

Ben (Greg Timmermans) ist andersDemonstrieren ihre Macht auch gegenüber den Lehrern:...sens)Immer wieder wird Ben (Greg Timmermans) von seinen...telltScarlites (Laura Verlinden) Anwesenheit beruhigt Ben...mans)Gemeinsam schmieden Scarlite (Laura Verlinden) und...en X'Ben (Greg Timmermans) beschließt sich zu wehren - 'Ben X'

Hier streamen


Filmkritik

Im Jahr 2002 veröffentlichte der belgische Autor, Moderator, Film- und Kulturjournalist Nic Balthazar , den Roman "Nichts war alles was er sagte", inspiriert von dem wahren Fall eines Jugendlichen, der, unter einer leichten Form des Autismus leidend, von seinen Mitschülern virtuell gemobbt und in den Tod getrieben wurde.
Kurze Zeit später adaptierte er den Roman für die Bühne – nahezu 250 Mal wurde das Stück aufgeführt und kaum war der letzte Vorhang gefallen, wurde eine Verfilmung des Stoffs in Angriff genommen, bei der auch einige der Bühnendarsteller wieder zum Einsatz kommen sollten. Allein für die Hauptrollen Ben und "Scarlite" wurden mit Greg Timmermans und Laura Verlinden zwei Newcomer gecastet – denen man ihre mangelnde Erfahrung allerdings keine Sekunde anmerkt.
Für das Drehbuch zeichnet Balthazar ebenso verantwortlich wie (erstmalig) für die Inszenierung, die Realfilm mit einigen in einem Onlinespiel gedrehten Szenen verknüpft. An den belgischen Kinokassen avancierte "Ben X" zu einem der erfolgreichsten flämischen Filme der vergangenen Jahre, zudem wurde er mehrfach auf Festivals ausgezeichnet – und dies hat er sicherlich auch zu einem nicht unerheblichen Teil dem Script zu verdanken.

Autismus ist eine Krankheit, die einem im Film fast häufiger begegnet als im wahren Leben. Das Interesse der Filmemacher ziehen dabei aber vor allem so genannte "autistische Savants" auf sich, Autisten also mit faszinierenden, schier übermenschlichen Inselbegabungen – mathematische Genies oder überragende Gedächtniskünstler, für die soziale Interaktion ein unüberwindbares Hindernis ist. Beispielhaft für den filmischen Umgang mit Autisten ist der 1988 entstandene "Rainman": Wie in jenem Oscarprämierten Drama mit Dustin Hoffman als Autist und Gedächtnisgenie werden die Inselbegabten im Film zumeist bestaunt, sie sind Freaks, faszinierende Außenseiter, deren Realität und Erlebniswelt den Zuschauern im allgemeinen fremd bleibt.
Nicht so in "Ben X": Weite Strecken des Films präsentiert Balthazar aus der Sicht seiner Hauptfigur, dem unter dem Asperger Syndrom leidenden Ben. Das hat unter anderem den schönen Effekt, dass die Krankheit, die für Ben ja "normal" ist, nicht allzu sehr im Mittelpunkt steht, sondern nur den Hintergrund bildet für die eigentliche Story um Pubertätsprobleme, Mobbing in der Schule und Flucht in virtuelle oder Traumwelten.

Inszenatorisch nicht weiter gekennzeichnete Wechsel zwischen der Außen-, und der, Realität und Fantasie vermengenden, Innenansicht Bens bieten in ¾ des Film einen umfassenden Überblick über das Geschehen und die innere Verfassung der Hauptfigur – sind dann aber Teil eines Täuschungsmanövers: Während der Zuschauer sich noch umfassend informiert und mindestens auf der gleichen Wissensstufe wie Ben wähnt, werden ihm im letzten Viertel des Films doch grundlegende Informationen vorenthalten. Dies führt schließlich gleich zu mehreren Überraschungsmomenten und einem Ende, das sich positiver darstellt als man erwarten möchte.

Fazit: Empfehlenswerter Film, der eine ganze Reihe wichtiger Jugendthemen anspricht und sich sicherlich recht gut für einen Kinobesuch mit Schulklasse eignet.




TrailerAlle "Ben X"-Trailer anzeigen

Zum Video: Ben X

Besetzung & Crew von "Ben X"

Land: Belgien
Jahr: 2007
Genre: Drama
Länge: 90 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 08.05.2008
Regie: Nic Balthazar
Darsteller: Marijke Pinoy, Greg Timmermans, César De Sutter, Gilles De Schrijver, Bavo Smets
Kamera: Lou Berghmans
Verleih: Kinowelt

Verknüpfungen zu "Ben X"Alle anzeigen





Spielfilm.de-Mitglied werden oder einloggen.