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Vorschau US-Kinowochenende: "Chappie" droht Schlappe

"Second Best Exotic Marigold Hotel" als lachender Dritter?

Neill Blomkamp ist einer der erfolgreichsten Regisseure der vergangenen Jahre: Gleich sein Spielfilmdebüt "District 9" von 2009, zu dem er auch das Drehbuch verfasst hatte, wurde ein weltweiter Erfolg und sogar für den "Oscar" als "Bester Film" nominiert. Der Science Fiction-Film gilt bei Zuschauern wie Kritikern als Meisterwerk und spielte bei Produktionskosten von 30 Millionen Dollar weltweit 210 Millionen Dollar ein. Das gab dem 35-Jährigen carte blanche für sein nächstes Projekt bei TriStar Pictures: Er wählte 2013 den Science Fiction-Film "Elysium" mit Matt Damon, der wieder gute Kritiken erhielt, beim Publikum weniger gut ankam, aber bei Produktionskosten von 115 Millionen Dollar es mit weltweit immer noch 286 Millionen Dollar in die schwarzen Zahlen schaffte.

Nun fragt sich Hollywood, ob Blomkamp's dritter Streich "Chappie" mehr dem Sensationsdebüt oder dem abgeflauten "Elysium" zuneigen wird. Inhaltlich und aus Marketing-Sicht sehnen sich Filmemacher wie die Werbeabteilung von Columbia Pictures offensichtlich nach "District 9". Wie dieser spielt der Film in Südafrika und handelt wieder von der Auseinandersetzung der Menschen mit dem Fremden, in diesem Fall keinen Außerirdischen, sondern Künstlicher Intelligenz. Das Budget wurde runter auf 50 Millionen Dollar geschraubt. Und die Trailer stellen sogar Szenen aus "District 9" an den Anfang und betonen den Zusammenhang von Regisseur und jenem Hit.

Mit Dev Patel, Hugh Jackman und Sigourney Weaver ist der Streifen prominent besetzt, aber es scheint so, als ob Blomkamp und Columbia Schwierigkeiten haben, den Ton ihres Films zu bestimmen und an den Kinozuschauer zu bringen. Stand am Anfang noch der eher komödienhafte "Nummer fünf lebt"-Stil im Vordergrund, neigt sich die Werbekampagne jetzt eher den "Robocop"-Elementen zu. Auf jeden Fall zeigen sich die Kritiker erstmals von einem Blomkamp-Werk unbeeindruckt. Die Rezensionen sind schlecht und dürften die Hoffnungen, dass "Chappie" mit über 20 Millionen Dollar aus dem Premierenwochenende gehen wird, zunichte machen. Gelobt werden die großen Ideen und der visuelle Schmackes, aber Blomkamp könne das Ganze nicht in eine vernünftige Handlung einbetten, heißt es. Zwar wird "Chappie" Will Smith und seinem "Focus" wohl die Goldmedaille entwinden, aber die Analysten rechnen mit nur 17 Millionen Dollar in den 3201 Kinos.

Die letzten Jahre waren keine guten für Vince Vaughn. Kein Wunder, dass sich der Akteur derzeit ins Abklingbecken Fernsehen mit der Fernsehserie "True Detective" begibt. Sein letzter Erfolg war "All inclusive" (Couples Retreat) von 2009. Seitdem sind "Dickste Freunde" (The Dilemma"), "The Watch", "Prakti.com" (The Internship) und "Der Lieferheld" (Delivery Man) gefloppt. Man muss kein Hellseher sein, um zu wissen, dass "Big Business - Außer Spesen nichts gewesen" (Unfinished Business) der nächste Nagel im Karrieresarg sein wird. Einer, der besonders schmerzhaft ist.

Die Kritiken zu der Komödie über Vaughn's Bemühungen in Berlin, zusammen mit Tom Wilkinson und Dave Franco einen Geschäftsabschluss über die Bühne zu bekommen, sind unglaublich schlecht - bis hin zu der Aussage, dass 20th Century Fox den Streifen am besten gar nicht hätten veröffentlichen sollen. Ziellos und nicht witzig, schlecht inszeniert und mit einem schlampigen Drehbuch beschwert, droht ein Desaster. Selbst Fox rechnen nur noch mit einem Debüt von unter zehn Millionen Dollar ihrer 35 Millionen Dollar teuren Produktion, die sie mit immerhin 2777 Kopien starten. Branchenkenner erwarten acht Millionen Dollar.

Der lachende Dritte in Sachen Überraschungserfolg könnte "The Best Exotic Marigold Hotel 2" werden. Die britische Komödie, die drei Jahre nach dem Original startet, das auch in den Vereinigten Staaten ein Überraschungserfolg war, kann auf die älteren Zuschauer zählen, auf die Comic-Verfilmungen und Science Fiction-Geballer keinen Reiz ausüben. Fox Searchlight starten den Film, zu dessen Ensemble mit Richard Gere diesmal auch ein US-Star zählt, auf 1573 Leinwänden. Die Kritiken sind freundlich: Obwohl deutlich zu sehen sei, dass Regisseur John Madden eigentlich keine Geschichte mehr zu erzählen habe, trösteten die famosen und sympathischen Schauspieler mehr als nur darüber hinweg. Branchenkenner rechnen mit acht Millionen Dollar, was zwei Millionen Dollar mehr als beim Original wären.

"Focus", der Gewinner des vergangenen Wochenendes, wird mit elf Millionen Dollar auf dem zweiten Rang erwartet, was einem mäßigen Zuschauerrückgang entspräche.

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