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Lord of War mit Nicholas Cage
Lord of War mit Nicholas Cage
© Sony Pictures Home Entertainment

TV-Tips für Sonntag (14.6.): Kriegsherr Nicolas Cage

Arte zeigt "Lord of War"

Intelligente Unterhaltung, die zum Nachdenken anregt und zugleich spannend ist - das können Fernsehzuschauer heute Abend im Hauptprogramm auf Arte erleben, wenn Nicolas Cage als "Lord of War" auf der Bildfläche erscheint.

"Unstoppable - Außer Kontrolle", Pro7, 20:15 Uhr:

Als ein führungsloser Frachtzug auf eine Stadt zurast, müssen ein erfahrener Ingenieur (Denzel Washington) und ein junger Zugführer (Chris Pine) zusammenarbeiten, um eine Katastrophe zu verhindern.

2001 geriet im Rangierbahnhof Stanley Yard nahe der Stadt Toledo im US-Bundesstaat Ohio ein Frachtzug mit Chemikalien außer Kontrolle und fuhr über 100 Kilometer unbemannt mit einer Geschwindigkeit von rund 80 Stundenkilometern auf die Stadt Kenton zu. Nur mit großer Mühe gelang es den Bahntechnikern, den Zug "wiedereinzufangen".

Dieser Thriller aus dem Jahr 2010 erzählt - mit den für die Spannung notwendigen Übertreibungen und Zuspitzungen - diese Geschichte weitgehend realistisch nach. Die 20th Century Fox-Produktion konnte dazu auf der Buffalo Line der Western New York and Pennsylvania Railroad drehen. Regisseur Tony Scott zog mit dem Drehteam nach Pittsburgh, wo man die im Film dargestellte, erfundene Allegheny and West Virginia Railroad ansiedelte, und drehte für rund 100 Millionen Dollar in den US-Bundesstaaten Ohio, Pennsylvania und New York. Bis darauf, dass ihnen einmal selbst ein Zug entgleiste, was die Produktion um einen Tag verzögerte, liefen die Dreharbeiten problemlos.

Scott sollte sich zwei Jahre nach "Unstoppable" mit 68 Jahren das Leben neben, somit blieb dieses Werk sein letzter Film. Es ist ein würdiger Abschluss seines Lebenswerks: Genauso schnell, laut und unerbittlich wie der Zug, der im Mittelpunkt steht, ist der Streifen perfekte Popcorn-Unterhaltung. Die Kritiker feierten den Film, aber an den Kinokassen war er nur mäßig erfolgreich. Der Tonschnitt wurde für einen "Oscar" nominiert.

"Dies ist die Art Film, in der die Figuren Dialoge aufsagen wie 'Wir reden hier nicht von einem Zug. Wir reden von einer Rakete in der Größe des Chrysler Building'. Dieser Streifen macht unglaublich Spaß ", meinte Kritiker Glenn Dunks von "Trespass".



"Lord of War - Händler des Todes", Arte, 20:55 Uhr:
Ein Waffenhändler (Nicolas Cage) hinterfragt die moralischen Grundsätze seiner Arbeit, während er von einem Interpol-Agenten (Ethan Hawke) gejagt wird.

Ein Film, der sich mit dem schwarzen Fleck der Industriestaaten auseinandersetzt (der Bereicherung durch Waffenlieferungen an Dritte-Welt-Staaten und -Diktatoren) und ganz offen auch die dubiose Rolle der USA dabei thematisiert, ist nicht gerade die Art von Produktion, um die sich Hollywood-Studios schlagen. Und so war Regisseur und Drehbuchautor Andrew Niccol gezwungen, mühsam die 50 Millionen Dollar Produktionskosten zusammenzukratzen. Unter anderem engagierte sich auch Hauptdarsteller Cage mit seiner Produktionsfirma Saturn Films.

Die im Film dargestellten Ereignisse weichen (leider) nicht allzu sehr von der Realität ab. Niccol hatte sich durch intensive Recherchen auf dem Gebiet bestens präpariert, so dass Amnesty International sein Werk bedenkenlos empfehlen konnten, da es auf die Problematik des Waffenhandels aufmerksam machte. Cage's Figur ist ein Amalgam verschiedener Waffenhändler, und der im Film dargestellte Diktator André Baptiste entspricht nur wenig verschleiert dem ehemaligen liberianischen Machthaber Charles Taylor.

Der in vielen Ländern spielende Film wurde hauptsächlich in Südafrika und Kapstadt gedreht, die für viele asiatische und afrikanische Länder oder die liberianische Stadt Monrovia einstehen mussten. Es gelang Niccol für einige Szenen, echte Panzer eines tschechischen Waffenhändlers, die für den Export nach Libyen vorgesehen waren, und tschechische Sturmgewehre zu besorgen. "Es wäre teurer gewesen, das alles nachzubauen", meinte der Filmemacher.

Leider konnte dieser intelligente, aber auch ein bisschen nach dem Gießkannenprinzip erzählte Steifen das Publikum nicht für sich gewinnen und floppte 2005. "Urban Cinefile Critics" schrieb: "Der Film ist total unterhaltsam, aber es stiefeln so viele Themen durch das Drehbuch, dass man nicht immer emotional involviert wird."



"John Rambo", Pro7, 22:15 Uhr:
John Rambo (Sylvester Stallone) schließt sich einer Gruppe von Söldnern an, die ins Bürgerkrieg führende Burma eindringen, um eine Gruppe christlicher Entwicklungshelfer zu befreien, die von einer unbarmherzigen lokalen Einheit gefangen genommen worden ist.

Dieser Film dauert rund 90 Minuten - und Nachzählungen ergaben, dass hier 236 Menschen ums Leben kommen, also etwa drei pro Minute. Kein Wunder, dass die deutschen Zensoren erhebliche Bauchschmerzen bei diesem Werk von 2008 hatten und ihn ungeschnitten nicht freigeben wollten. So kam nur eine um zwei (ab 18 Jahren) beziehungsweise um sieben Minuten (ab 16 Jahre) gekürzte Fassung in die Kinos (und hier ins Fernsehen). Aber auch Regisseur und Drehbuchautor Stallone selbst war mit seiner Kinofassung offenbar unzufrieden und legte auf dem Filmfestival von Zürich eine umgeschnittene und um sieben Minuten längere Version vor, die schließlich 2010 auch auf Blu-Ray veröffentlicht wurde.

Aber ob nun diese oder eine andere Fassung - "Rambo" konnte nicht an den künstlerischen und kommerziellen Erfolg von "Rocky Balboa" zwei Jahre zuvor anknüpfen, dem anderen Reboot einer Reihe, mit der sich Stallone seinen Namen gemacht hatte. 20 Jahre nach "Rambo 3" hielt sich das Interesse an der Figur in Grenzen, und die 50 Millionen Dollar teure Lionsgate-Produktion floppte in den USA, zumal auch die Kritiken zu wünschen übrig ließen. Dabei kann niemand bezweifeln, dass Stallone weiß, wie man gute Action in Szene setzt - aber die selbst für die "Rambo"-Reihe exzessive Brutalität stieß viele ab.

Der Thriller wurde in Thailand, Mexiko und den USA gedreht - dass man Stallone nicht in Burma drehen ließ und der Film dort verboten wurde, muss angesichts der Darstellung des burmesischen Militärs niemanden verwundern.

Kritiker Brandon Fibbs schrieb für die "Colorado Springs Gazette": "Wenn dieser Film auch mit Sicherheit nicht für jedermann ist, so gelingt es ihm doch, genau das zu sein, was er sein will: Eine nostalgische, actionhaltige, blutige Ode an den Antihelden einer vergangenen Ära."



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