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Der Soldat James Ryan mit Tom Hanks
Der Soldat James Ryan mit Tom Hanks
© United International Pictures

TV-Tips für Samstag (13.8.): Tom Hanks' eigene D-Day-Mission

Pro7 zeigt Meisterwerk "Der Soldat James Ryan"

Am Samstagabend ist Pro7 historisch eingestellt. Aber nicht der Beginn des Mauerbaus vor 55 Jahren ist Thema, sondern der Zweite Weltkrieg. Im Hauptprogramm kann man sehen, wie sich US-Boy Tom Cruise am 20. Juli 1944 als Verschwörer gegen Hitler schlägt, während im Spätprogramm dann Steven Spielberg in seinem Meisterwerk "Der Soldat James Ryan" die Landung in der Normandie einen Monat zuvor am 6. Juni zum Gegenstand macht.

"Operation Walküre - Das Stauffenberg Attentat", Pro7, 20:15 Uhr

Eine Gruppe verzweifelter deutscher Offiziere plant ein Attentat auf Adolf Hitler und versucht am 20. Juli 1944 einen Staatsstreich.

2007 wogten die Empörungswellen in den deutschen Medien und Politik hoch: Die Ikone des militärischen Widerstands vom 20. Juli, Claus Schenk Graf von Stauffenberg, sollte von Tom Cruise dargestellt werden? Für viele ein Affront, denn als Mitglied und Werbeikone der Scientology-Sekte steht der Darsteller für viele für ein undemokratisches Handeln und sollte in keinem geschichtsbewussten Film als ein Mann auftreten, der für seine Ideale sein Leben gab.

Auch Angehörige der am Putsch Beteiligten äußerten sich kritisch: "Ich befürchte, dass aus diesem Projekt nur furchtbarer Kitsch herauskommen wird", erklärte zum Beispiel Berthold Maria Schenck Graf von Stauffenberg, ehemaliger Bundeswehr-General und ältester Sohn von Stauffenberg. "Cruise sollte die Hände von meinem Vater lassen." Dass United Artists den Streifen als Thriller, einer Mischung aus "Mission: Impossible" und "The Great Escape", ankündigten, ließ die Kritiker des Unterfangens in der Tat das Schlimmste befürchten.

In der Filmindustrie teilte man die Vorbehalte gegen Cruise nicht, und mit Florian Henckel von Donnersmack, der gerade seinen "Oscar" für "Das Leben der Anderen" erhalten hatte, Armin Müller-Stahl und Wolfgang Petersen setzten sich Künstler für die Produktion ein.

Einige Politiker versuchten dennoch zu erreichen, dass Berlin der United Artists-Produktion keine Drehgenehmigung erteilte - doch dass zwei Drittel der 75 Millionen Dollar Produktionskosten in Berlin und Brandenburg hängen bleiben sollten, war auch nicht zu verachten. So hieß die deutsche Bundesregierung Produzent und Hauptdarsteller Cruise willkommen, und der Deutsche Filmförderfonds beteiligte sich mit knapp 5 Millionen Euro sogar noch an dem Werk.

Schlussendlich wurde "Valkyrie" fast gänzlich in Berlin und Brandenburg gedreht; lediglich die in der tunesischen Wüste spielende Eröffnungssequenz filmte Regisseur Bryan Singer ("X-Men: Days of Future Past") in Kalifornien. Ein Coup gelang den Filmemachern mit der Erlaubnis vom Bundesfinanzministerium, an den Originalschauplätzen des Bendlerblocks in Berlin drehen zu dürfen, in dessen Hof Stauffenberg und einige Mitverschwörer in der Nacht des 21. Juli erschossen worden waren. Das Verteidigungsministerium, das den Bendlerblock, an dem heute die Gedenkstätte Deutscher Widerstand untergebracht ist, nutzt, hatte sich gegen das Ansinnen gestellt, weil es die Würde des Ortes bedroht sah.

Die Kameras liefen außerdem auf dem Tempelhofer Flughafen, an den Messehallen am Funkturm, am Hauptzollamt Berlin und im Filmstudio Babelsberg. Hitler's Führerhauptquartier Wolfsschanze, das eigentlich im ostpreußischen Rastenburg, dem heutigen polnischen Kętrzyn, lag, wurde 60 Kilometer südlich von Berlin im Schenkenländchen nachgebaut. Als Landeplatz der Wolfsschanze stand der ehemalige NVA-Flugplatz bei Klein Köris ein. Der Berghof in den Alpen wurde digital erzeugt - ebenso wie die fehlende Hand und fehlenden Finger von Stauffenberg digital retuschiert wurden.

Dass sich die Amerikaner der dort wenig bekannten Geschichte der Verschwörung vom 20. Juli, die vom deutschen Kino 1955 gleich zweimal und 2004 mit Sebastian Koch im Fernsehen aufgegriffen worden war, widmeten, lag an Drehbuchautor Christopher McQuarrie. Als dieser 2002 in Berlin für ein anderes Filmprojekt recherchierte, stieß er auf den Bendlerblock und die Gedenkstätte. Er war von der Geschichte fasziniert und sah auch das Potential für einen Spielfilm. Er konnte Singer, mit dem er bereits 1995 bei "The Usual Suspects" zusammen gearbeitet hatte, für die Inszenierung interessieren.

Singer, ebenfalls mit dieser Phase deutscher Geschichte wenig beleckt, kniete sich seinerseits in die Recherche, was man dem Film, der nur wenige historische Ungenauigkeiten aufweist, dafür aber viel Verständnis für die Mechanismen und das Machtgefüge des Dritten Reiches zeigt, ansieht.

Mit einer unbeholfenen Werbekampagne - die schon zu Befürchtungen führten, der Film könne eine "Lachnummer" werden - und mehrmals verschobenen Premierenterminen verbaselten United Artists den Start ihrer Prestige-Produktion, aber als dann zu Weihnachten 2008 endlich die Projektoren surrten, zeigte sich, dass es viel Lärm um nichts gegeben hatte: Weder war den Filmemachern ein Meisterwerk gelungen, noch hatten sie eine Katastrophe produziert. Stattdessen gab es einen unterhaltsamen, wenn auch austauschbaren Thriller mit herausragenden Produktionsbedingungen und einer exzellenten Besetzung hauptsächlich britischer Darsteller zu sehen.

Die Kritiker waren "Valkyrie" gewogen, der mit weltweit 200 Millionen Umsatz ein solider Erfolg wurde, aber von der Filmindustrie in Sachen Preisverleihung komplett ignoriert wurde.

Rezensent Sonny Bunch befand in der "Washington Times": "Spannung aufrecht zu erhalten, wenn der Ausgang doch schon feststeht, ist keine Kleinigkeit, und Bryan Singer und Konsorten gelingt das hier so gut, wie man nur hoffen konnte."



"Der Soldat James Ryan", Pro7, 22:30 Uhr
Nach der Landung in der Normandie im Juni 1944 begibt sich eine Gruppe US-Soldaten hinter die feindlichen Linien, um einen Fallschirmjäger (Matt Damon) zu finden, dessen Brüder alle im Krieg getötet worden sind, um ihn unbeschadet zurück in die USA zu bringen.

Rund um den 50. Jahrestag der Landung in der Normandie am 6. Juni 1944 las Drehbuchautor Robert Rodat viel über den D-Day und stieß dabei auch auf die Geschichte der Niland-Brüder: Ein Bruder galt als gefallen - irrtümlich, wie sich später herausstellen sollte - zwei weitere starben innerhalb von 24 Stunden bei der Invasion, so dass der vierte Bruder aufgrund der "Sole Survivor Policy" zurück in die USA durfte, um zu verhindern, dass die Eltern alle Söhne verlieren würden. Rodat machte aus dieser Geschichte eine dramatische Rettungsaktion, für die sich Steven Spielberg interessierte.

Der Regisseur strebte einen Kriegsfilm an, wie es ihn bis dahin noch nicht gegeben hatte: Realistisch, ungeschönt, brutal. Dazu setzte er verstärkt auf Handkameras, um möglichst nahe und mitten im Geschehen filmen zu können, ließ seinen Kameramann Janusz Kaminski die Farben ausbleichen, um dem Aussehen alter Nachrichtenaufnahmen nahezukommen, und verzichtete auf die sonst übliche detaillierte Vorplanung seiner Kameraeinstellungen, sondern ließ sich improvisiert mehr vom Moment leiten.

Nirgends gelang das besser als in der erschütternden, 27 Minuten langen Eröffnungssequenz, welche die beinahe missglückte Landung der Amerikaner am Omaha Beach-Abschnitt der Normandie zeigt und an der rund 1500 Komparsen, darunter einige irische Soldaten, teilnahmen. Gedreht am irischen Ballinesker Beach in County Wexford, definierte allein diese entschlossen realistische Sequenz das Kriegsfilm-Genre neu. Veteranen des Krieges bestätigten, dass selten der Krieg so wahrheitsgetreu abgebildet wurde wie in diesem Film und insbesondere in dieser Bravura-Eröffnung.

Spielberg entwirft ein gnadenloses Bild des Kampfgeschehens und beeindruckt durch seine strikte Weigerung, Krieg als Stätte menschlicher Bewährung darzustellen, sondern als Schreckensbild des kollektiven Todes und macht das Drama gerade dadurch zu dem humanistischen Werk, das nur geringfügig durch seinen fatalen Hang zum Pathos am Schluss - ähnlich wie in "Schindler's List" - beeinträchtigt wird. Rund um den starken Hauptdarsteller Tom Hanks und Tom Sizemore versammelte die 70 Millionen Dollar DreamWorks-Produktion eine Garde jüngerer, heute durchweg bekannter Darsteller wie Edward Burns, Barry Pepper, Vin Diesel und Giovanni Ribisi.

Eine stillgelegte Anlage der British Aerospace nördlich von London diente als Drehort für viele weitere Teile des Streifens. Ausstatter Thomas Sanders und sein Team bauten hier im Maßstab 1:1 das zerbombte französische Dorf auf, das im Finale des Films eine Rolle spielt.

"Saving Private Ryan" gehört zu Spielberg's besten Filmen und ist eines der großen Meisterwerke der Filmgeschichte. Neben den hymnischen Kritiken und dem Riesenerfolg beim Publikum - mit weltweit 481 Millionen Dollar war der Streifen nach "Armageddon" der zweiterfolgreichste Film des Jahres 1998 - erhielt er auch über 70 Preise, darunter fünf "Oscars" für die Regie, Kamera, Ton, Schnitt und Toneffekte-Schnitt. Dazu war er noch als Bester Film nominiert (und verlor skandalöserweise gegen "Shakespeare in Love"), Tom Hanks als Bester Hauptdarsteller, für das Beste Drehbuch, für die Beste Ausstattung, Beste Maske und Beste Musik. 2014 nahm ihn die US-Library of Congress ins National Film Registry als "kulturell, historisch oder ästhetisch bedeutsames Werk" auf, um es der Nachwelt zu erhalten.

Ein Zuschauer aus dem kalifornischen Riverside schwärmt: "Es gibt eine Million Gründe, nicht in den Krieg zu ziehen, und einen sehr mächtigen Grund, in den Krieg zu ziehen. Der Film ist eine betäubend realistische Darstellung, wem sich unsere Urgroßväter, Großväter, Väter, Onkel, Brüder und Söhne in den dunkelsten Momenten der Menschheit gegenüber sahen. Nicht nur im Zweiten Weltkrieg, sondern in jedem Krieg. Keiner kann diesen Film sehen, ohne in irgendeiner Weise verändert zu werden. Keiner sollte ihn verpassen, außer den Veteranen, die so etwas durchgemacht haben. Der Surround Sound versetzt das Publikum mitten in die Schlacht. Steven Spielberg hat sich selbst übertroffen und hält der Zivilisation einen Spiegel vor für Geschehnisse, für die wir uns alle schämen müssen. Als US-Marine sage ich: Jedes Mal, wenn der Krieg als Überlegung im Raum stehen sollte, dann müsste man sich diesen Film ansehen."



"Unthinkable - Der Preis der Wahrheit", ARD, 01:45 Uhr
Der Vernehmungsoffizier einer Geheimoperation (Samuel L. Jackson) und eine FBI-Agentin (Carrie-Ann Moss) wollen die Aussage eines vermutlichen Terroristen (Michael Sheen) über den Aufenthaltsort von drei Nuklearwaffen herauspressen, die irgendwo in den USA detonieren könnten.

2008 wurde dieser US-Thriller von dem australischen Regisseur Gregor Jordan gedreht, und man wird leider nicht sagen können, dass sein Thema veraltet ist. Mehr denn je wird unsere Welt von Terroranschlägen erschüttert, immer öfter scheinen es einer Idee verschriebene Einzeltäter zu sein, wie in diesem Streifen der zum Islam konvertierte amerikanische Nuklearexperte, der die USA zwingen will, sich aus allen muslimischen Ländern zurückzuziehen. Und natürlich stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, wie man mit Verdächtigen umgeht: Rechtfertigt der Zweck die Mittel? Ist Folter erlaubt, um mutmaßlich Menschenleben zu retten?

Dieses Thema behandelt diese Sidney Kimmel Entertainment-Produktion in drastischer Konsequenz, ohne indes zu einfachen Antworten zu kommen. Ob Jordan und sein Drehbuchautor Peter Woodward der ethischen Dimension des politisch brisanten Stoffes gerecht werden, ist debattierbar. Auf jeden Fall ist ihnen ein spannendes Werk mit einer gewaltigen Leistung von Samuel L. Jackson gelungen.

Der für 15 Millionen Dollar in Los Angeles sowie im US-Bundesstaat Michigan gedrehte "Unthinkable" sah trotz seiner Star-Besetzung und hoher Produktionsqualität nie eine Kinoleinwand, sondern wurde erst 2010 von Sony Pictures auf Disc veröffentlicht. Auch in Deutschland wanderte der Film sofort in die Kaufhäuser. Möglicherweise befürchteten die Produzenten, dass ein teurerer Kinoeinsatz zu Verlusten führen würden, nachdem ähnlich kritische Filme wie "The Hurt Locker" gefloppt waren.

Kritiker David Nusair lobt: "Der Film schafft es mit einer Reihe phantastischer Darstellungen und einer grundsätzlich packenden Ausgangslage, seine theaterhafte Atmosphäre zu überwinden und zu einem unterhaltsamen und zum Nachdenken anregender Thriller zu werden."



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