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James Stewart in The Man Who Shot Liberty Valace
James Stewart in The Man Who Shot Liberty Valace
© Paramount Pictures

TV-Tips für Sonntag (18.9.): James Stewart - Held oder Hochstapler?

3sat zeigt "Der Mann, der Liberty Valance erschoss"

Am Sonntagabend ist das Spielfilmangebot im Fernsehen sehr bunt: Von einem flotten Hollywood-Film über eine sowjetischen Kuba-Propaganda bis zu einer Western-Legende reicht das Angebot. Höhepunkt kurz vor Mitternacht ist einer von John Ford's besten Western "Der Mann, der Liberty Valance" erschoss, den 3sat im Spätprogramm ausstrahlt.

"Die Unfassbaren", RTL, 20:15 Uhr

Ein FBI-Agent (Mark Ruffalo) und eine Interpol-Detektivin (Melanie Laurent) ermitteln gegen eine Gruppe Zauberer (Isla Fisher, Jesse Eisenberg, Dave Franco und Woody Harrelson), die während ihrer Vorführungen Banken berauben und das Geld ihrem Publikum schenken.

Der französische Regisseur Louis Letterier ("Der Spion und sein Bruder") setzte für 75 Millionen Dollar diesen leichtgewichtigen Kriminalfilm in Szene und schaffte es weitgehend, das Publikum mit seinen Tricks von den nur schwach gezeichneten Charakteren und der sprunghaften Handlung mit ihren großen Löchern und losen Enden abzulenken. Gedreht wurde die Lionsgate-Produktion, deren größtes Ass im Ärmel das große, namhafte Ensemble ist, in New Orleans, New York City und Las Vegas.

Während die Kritiken nur gemischt ausfielen, machten die Zuschauer mit Ausgaben für Eintrittskarten im Wert von weltweit 351 Millionen Dollar das Werk 2013 zu einem großen Erfolg, so dass in diesem Jahr die Fortsetzung in die Kinos gekommen ist.

Kritiker David Bradley schrieb in "Rip It Up": "Überraschend witziger, köstlich gespielter und raffiniert subversiver Film, der im letzten Akt abdreht, aber nichtsdestotrotz unterhaltsam ist."



"Ich bin Kuba", Arte, 22:35 Uhr
Vier Geschichten über das Leben auf Kuba vor der Revolution von Fidel Castro 1959.

Das von der westlichen Welt isolierte revolutionäre Kuba band sich in den Sechzigern an die Sowjetunion als einer Art Schutzmacht gegen die USA und für wirtschaftliche Unterstützung. Die sowjetische Regierung war daran interessiert, die Idee des Sozialismus zu verbreiten, und finanzierte diesen kubanischen Spielfilm von 1964, den der georgische Regisseur Michail Kalatosow ("Wenn die Kraniche ziehen") für das kubanische Kunstinstitut auf Spanisch mit kubanischen Schauspielern realisierte.

Die vier Geschichten zeigen, wie Frauen, Studenten und Bauern unter dem korrupten Bautista-Regime leiden, während die USA die Insel als ihr Hinterhof-Spielcasino und Bordell missbrauchen. Kalatosow hatte alle Freiheiten und erhielt jede gewünschte Unterstützung. So stellten sich beispielsweise rund 1000 Soldate als Statisten zur Verfügung.

"Soy Cuba" (so der Originaltitel) ist hauptsächlich wegen seiner technischen Bravourstücke bemerkenswert, wie einer entfesselten Kamera, die durch die Luft zu schweben scheint, in und aus Gebäuden schwebt, ins Wasser ein- und wieder auftaucht. Dies erreichte man durch eine Kombination spezieller Linsen und einer am Kameramann befestigten Kamera, sozusagen ein Vorläufer der Steadicam.

Als der hypnotische und atemberaubend photographierte Streifen schließlich aufgeführt wurde, musste der Filmemacher erkennen, dass er sich leider zwischen alle Stühle gesetzt hatte: Auf Kuba lehnte man seinen Film als zu klischeehaft in der Zeichnung der Kubaner ab. Die Sowjetunion befand das Werk als nicht revolutionär genug, ja sogar als zu sehr mit der Bourgeoise sympathisierend. Und im Westen wurde der Film als kommunistische Propaganda sowieso nicht aufgeführt. "Soy Cuba" wurde eingelagert und vergessen.

1992 folgte die Neuentdeckung. Der kubanische Schriftsteller Guillermo Cabrera Infante präsentierte eine Kopie des Streifens auf dem Telluride Filmfestival im Rahmen einer Kalatosow-Retrospektive. Verschiedene Künstler machten sich für eine Restaurierung und angemessene Wiederaufführung des Films stark und konnten 1994 Martin Scorsese und Francis Ford Coppola dafür gewinnen. Ein Jahr darauf wurde "Soy Cuba" auf dem New York Film Forum und dann 2003 auf den Filmfestspielen von Cannes gezeigt.

Ein US-Zuschauer findet: "Die Handlung des Films ist unterirdisch. Aber das Ganze ist eine Schulung in Filmtechnik, eine Übung in Photographie und eine Präsentation der Schönheit des Landes. Einer der technisch einflussreichsten Streifen, den kaum jemand gesehen hat und der einfach brillant ist."



"(Es ist ein Fehler aufgetreten)", 3sat, 23:50 Uhr
Ein Senator (James Stewart), der berühmt wurde, einen berüchtigten Banditen (Lee Marvin) getötet zu haben, kehrt für die Beerdigung eines alten Freundes (John Wayne) in die Heimat zurück und erzählt die Wahrheit über die Begebenheit.

Ein ungewöhnlicher Western des damals 67-jährigen Altmeisters John Ford ("Früchte des Zorns"). Statt farbiger, spektakulärer Breitbildaufnahmen aus dem Monument Valley drehte der Regisseur in den Studios von Paramount Pictures in Schwarzweiß. Laut Kameramann William Clothier wollte das Filmstudio die Kosten gering halten, allerdings half der Schwarzweißfilm wohl auch zu kaschieren, dass James Stewart und John Wayne nicht mehr wie teilweise im Film behauptet Ende Zwanzig, sondern Anfang Fünfzig waren.

Auch inhaltlich ist "The Man Who Shot Liberty Valance", der auf der gleichnamigen Kurzgeschichte von Dorothy Johnson aus dem Jahr 1953 beruht, interessant anders, wirkt wie ein politischer Film mit seiner Darstellung der freien Presse, den Bürgerversammlungen, den Debatten im Bundesstaat und dem zivilisierenden Einfluss der Bildung auf das Grenzland-Amerika, das sich im Übergang vom "Wilden Westen" zur parlamentarischen Demokratie befindet. Es gibt sogar explizit eine Szene, in der einige der Bewohner den Kindern im Schulunterricht erklären, was Demokratie ist. Diese "Staatsbürgerkunde-Szene" war in Deutschland der Schere zum Opfer gefallen, als das Werk 1962 in die Kinos kam. Das ZDF restaurierte die Originalfassung und strahlte diese erstmals 1999 aus.

"Wenn die Legende zur Wahrheit geworden ist, druckt die Legende!" ist der berühmte Kernsatz dieses bemerkenswert komplexen und nuancierten Films, der einen romantischen und elegischen Abgesang auf den alten Westen bietet und dessen Legende thematisiert und gleichzeitig kritisch beleuchtet.

"The Man Who Shot Liberty Valance" wurde bei Produktionskosten von 3 Millionen Dollar und einem Einspiel in den USA von 8 Millionen Dollar ein großer Erfolg beim Publikum und auch in der Presse. Edith Head's Kostüme wurden für einen "Oscar" nominiert. 20007 nahm die US Library of Congress den Streifen als "kulturell, ästhetisch oder historisch bedeutsames Werk" in das National Film Registry auf, um es der Nachwelt zu erhalten.

Ein britischer Zuschauer lobt: "Es gibt in diesem Film keine Barprügelei, keine Landschaftsaufnahmen, keine Szenen zu Pferde und keine Schießereien. Dies ist ein psychologischer Western, anders als alles, was bis vielleicht Clint Eastwood's 'Unforgiven' gefilmt werden sollte. Ein Film über die Traurigkeit über den Fortschritt; ein tragischer und pessimistischer, aber sehr lohnender Streifen, der einen mit vielen Fragen zurücklässt. Gut gespielt, sehr gut geschrieben, ist dies einer der besten Western aller Zeiten."



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