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Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind
Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind
© Warner Brothers

Deutsche Filmstarts: Harry Potter ohne Harry Potter

Ableger "Phantastische Tierwesen" überzeugt mit eigener Magie

Viel Geschichte gibt es ab dieser Woche in den hiesigen Kinos: Das Protestjahr 1968 spielt in Ewan McGregor's vergeigtem Regiedebut "Amerikanisches Idyll" ebenso eine Rolle wie in dem durchwachsenen Regiedebut "Die Reise mit Vater" der rumänischen Regisseurin Anca Miruna Lăzărescu. Dazu kommt eine Zeitreise ins Berlin während des Zweiten Weltkriegs mit der schwachen Fallada-Verfilmung "Jeder stirbt für sich allein". Empfehlung der Woche ist Jim Jarmusch's neues Werk "Paterson" mit einem tollen Adam Driver. Alles überschattet vom Giganten "Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind" von den "Harry Potter"-Machern.

"Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind"

Fantasy
USA
133 Minuten
FSK 6

US-Fantasy-Film über die Abenteuer des Schriftstellers Newt Scamander (Eddie Redmayne) in der geheimen Gesellschaft von Hexen und Zauberern in New York City 70 Jahre, bevor Harry Potter seine Bücher in der Schule lesen wird. Die "Harry Potter"-Geldmaschine ist für Warner Brothers und J.K. Rowling einfach zu ergiebig gewesen, als dass man von ihr lassen konnte. Nachdem man deshalb den siebten und letzten "Harry Potter"-Roman 2010 und 2011 bereits in zwei Teile geteilt hatte, kommt jetzt fünf Jahre darauf also der erste Ableger, der sich auf ein in den Romanen erwähntes Schulbuch bezieht.

Das "Harry Potter"-Team um David Yates, der die letzten vier "Potter"-Streifen inszenierte, hat sich herangemacht, die reichhaltige Mythologie des J.K. Rowling-Universums weiterzuspinnen. Dabei hat die Autorin erstmals selbst ihr eigenes Buch in Drehbuchform gebracht und schon mal vier weitere Teile angekündigt. Zum Auftakt können die Künstler die Existenz des Streifens schon mal rechtfertigen, wie die guten Kritiken und die erste positive Mundpropaganda nahelegen. Dieser "Harry Potter" ohne Harry Potter überwältigt mit seiner ganz eigenen Zauberkraft. Mit Einschränkungen hat das Werk auch unserer Kritikerin Bianka Piringer gefallen: "Ein gewaltiges CGI-Spektakel mit düsteren und humorvollen Noten, bei dem sich die zuweilen komplizierte Geschichte in die Länge zieht. Aber der Ideenreichtum überzeugt oft ebenso wie das Spiel von Eddie Redmayne und die spannungsgeladene Atmosphäre."

"Paterson"
Drama
USA
122 Minuten
FSK 0

US-Drama, das von der Beziehung eines Busfahrers (Adam Driver) und einer Dichterin (Golshifteh Farahani) in Paterson im US-Bundesstaat New Jersey erzählt. Drehbuchautor und Regisseur Jim Jarmusch ("Only Lovers Left Alive") kehrt nach drei Jahren Pause mit diesem erfrischend ungeschminkten Werk zurück, das mit einer herausragenden Leistung von Adam Driver aufwartet. Kritiker und Rezensenten sind begeistert, und auch unser Rezensent Andreas Köhnemann findet lobende Worte für die Weltkino-Produktion: "Eine filmische Ode an die Poesie des Alltags, mit sympathischem Humor, einem unkonventionellen, treffend verkörperten Helden sowie zahlreichen kulturellen Anspielungen."

Unsere Empfehlung: Reingehen!

"Amerikanisches Idyll"

Drama
USA
109 Minuten
FSK 12

US-Drama nach dem gleichnamigen Roman von Philip Roth aus dem Jahr 1997. Ein Mann (Ewan McGregor), der in seiner idyllischen Gemeinde seit Jahren ein Stützpfeiler ist, sieht 1968 sein scheinbar perfektes Familienleben durch die neuen politisch radikalen Ansichten seiner Tochter (Dakota Fanning) bedroht. Ewan McGregor gibt sein Regiedebut mit dieser Literaturverfilmung. Allgemeiner Konsens: Das Buch ist eine Nummer zu groß gewesen, und der Schotte hat sich damit schwer verhoben. Seine Absichten sind gut gemeint, aber die Splendid-Produktion damit noch lange nicht gut gemacht. Kritiken und Zuschauerreaktionen sind ablehnend, aber unser Kollege Andreas Köhnemann bricht eine Lanze für den Streifen: "Ein spannungsreicher historischer Film von aktuellem Belang. Insbesondere das Spiel von Dakota Fanning als Tochter auf dem Irrweg ist beeindruckend."

"Jeder stirbt für sich allein"
Drama
Großbritannien
103 Minuten
FSK 12

Britisches Drama nach einer wahren Begebenheit. Ein Berliner Ehepaar (Emma Thompson und Brendan Gleeson) leistet, nachdem ihr Sohn im Frankreich-Feldzug gefallen ist, dem NS-Regime friedlichen Widerstand - was sie in Lebensgefahr bringt. Hans Fallada schrieb Ende 1946 seinen Roman und verwendete dazu die Lebensgeschichte von Elise und Otto Hampel, die von 1940 bis 1942 Postkarten mit Anti-Hitler-Parolen in der Stadt ausgelegt hatten. 2002 erschien der Roman auch im Ausland und wurde dort zum Beststeller; 2011 kam er in der ungekürzten Originalfassung auf den deutschen Markt, wo er sich ebenfalls als Verkaufserfolg erwies.

Der schweizerische Regisseur und Drehbuchautor Vincent Perez ("In deiner Haut") hat den Roman in Deutschland, Frankreich und Großbritannien gedreht und einen leblosen, vorhersehbaren Warner Brothers-Streifen geschaffen, dem es schlichtweg an inszenatorischem Feuer fehlt. Auf der diesjährigen Berlinale einer der am schlechtesten bewerteten Wettbewerbsfilme, der auch unserem Kritiker Ralf Augsburg missfiel: "Ein gut gespieltes, routiniert inszeniertes Drama, aber in seiner risikolosen Inszenierung absolut überraschungsarm und zu handzahm geraten."

Unsere Empfehlung: Spart Euch das Geld!

"Die Reise mit Vater"
Drama
Deutschland
111 Minuten
FSK 12

Deutsches Drama über zwei rumänische Brüder (Alexandru Margineanu und Razvan Enciu), die mit ihrem Vater (Ovidiu Schumacher) im Jahr 1968 in die DDR reisen, damit er sich dort operieren lassen kann. Die Niederschlagung des Prager Frühlings hat für die drei Männer dramatische Konsequenzen. Beruhend auf ihrer eigenen Familiengeschichte hat die seit 1990 in Deutschland lebende rumänische Filmemacherin Anca Miruna Lăzărescu in ihr Spielfilmdebut gesteckt, aber ihre Inszenierung schwankt unentschlossen zwischen Familiendrama, Komödie und holzschnittartiger Geschichtsstunde. Gemischte Gefühle bei unserem Rezensenten Carsten Moll: "Ein leichtfüßiger, mitunter melancholischer Film, der durchaus spannend erzählt ist und voller guter Ansätze steckt. Vorhersehbare Pointen sowie blasse und unglaubwürdige Figuren machen das Werk aber nur bedingt empfehlenswert."

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