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Verblendung - Daniel Craig als Mikael Blomkvist
Verblendung - Daniel Craig als Mikael Blomkvist
© Sony Pictures

TV-Tipp für Sonntag (19.2.): Daniel Craig löst ein 40 Jahre altes Geheimnis

Pro7 zeigt "Verblendung"

Mit Billy Wilder und David Fincher sind am Sonntagabend zwei hochkarätige Regisseure im Spielfilmangebot. Pro7 zeigt Fincher's grandiose Adaption des ersten "Millenium"-Romans "Verblendung" von Stieg Larsson.

"Eine auswärtige Affäre", Arte, 22:20 Uhr

Im nach dem Zweiten Weltkrieg besetzten Berlin ist ein US-Armeehauptmann (John Lund) hin- und hergerissen zwischen einer Nachtclubsängerin (Marlene Dietrich) mit früheren Beziehungen zu hohen Nationalsozialisten und ausgerechnet der US-Kongressabgeordneten (Jean Arthur), die herausfinden soll, welcher US-Soldat eine schützende Hand über die Deutsche hält.

"A Foreign Affair", so der Originaltitel, funktioniert ebenso als Komödie wie auch als Zeitdokument. Der aus Österreich stammende Regisseur und Drehbuchautor Billy Wilder, der von 1926 bis zu seiner Auswanderung zu Beginn des Dritten Reichs 1933 in Berlin gelebt hatte und inzwischen zu einem der erfolgreichsten und bekanntesten Hollywood-Regisseure geworden war, wurde im Sommer 1947 im Auftrag der US-Regierung in das zerstörte und besetzte Berlin geschickt. Dort sollte er einen Propagandafilm über die US-Besetzung in der ehemaligen Reichshauptstadt drehen.

Doch Wilder wusste zu gut, dass Filme "mit dem erhobenen Zeigefinger" beim Publikum nicht verfingen. Statt dessen schrieb und drehte er zusammen mit seinem langjährigen Mitautoren Charles Brackett ("Sunset Boulevard") ein amüsantes, frivoles und ironisches Werk über die fließenden Übergänge zwischen Moral und Unmoral auf Seiten der Sieger wie der Besiegten - mit den gewohnt messerscharfen Dialogen ("Auf diesem Balkon wettete Adolf Hitler, dass sein Reich 1000 Jahre halten würde. Das war der Tag, an dem er seinen Buchmachern das Herz brach."). Gedreht wurde vor Ort in Berlin und in den Paramount Studios in Hollywood.

Die drei Lieder "Black Market", "Illusions" und "The Ruins Of Berlin", die Marlene Dietrich im Film singt und die mit der Handlung verknüpft sind, wurden eigens für sie von Friedrich Hollaender komponiert, der wie Wilder wegen seiner jüdischen Religion 1933 vor den Deutschen hatte fliehen müssen und der die Dietrich hier am Klavier begleitet.

"A Foreign Affair" lief 1948 erfolgreich beim US-Publikum und wurde für das Drehbuch und die Kameraführung von Charles Lang für Academy Awards nominiert.

Ein US-Zuschauer schreibt: "Eine der Komödien, die für immer in der Stratosphäre des Witzes, der Intelligenz und der Wahrheit existieren wird. Sie hält sich nicht zurück, um Politik, Gier, Heuchelei und Opportunismus bloß zu stellen, und behandelt ihr Publikum wie Erwachsene."

In Deutschland kam die Produktion, die sich auch über die Wendehälse der deutschen Gesellschaft lustig machte, erst gar nicht in die Kinos. Erst rund 30 Jahre später sollte die ARD den Streifen ausstrahlen.



"Verblendung", Pro7, 22:50 Uhr
Dem Journalisten Mikael Blomkvist (Daniel Craig) wird bei seiner Suche nach einer seit 40 Jahren vermissten Frau von Lisbeth Salander (Rooney Mara), einer jungen Computer-Hackerin, geholfen.

"The feel bad movie of Christmas", annoncierten Columbia Pictures 2011, als sie diesen Kriminalfilm in die Kinos brachten. In der Tat war es ein ungewöhnlicher Zug, diese nun nicht gerade weihnachtliche Geschichte um eine Kette brutaler Frauenmorde in Schweden zu jener Zeit zu veröffentlichen - aber letztendlich wollten genügend Menschen David Fincher's Version des internationalen Bestsellers "Männer, die Frauen hassen" von Stieg Larsson aus dem Jahr 2005 sehen, der im englischsprachigen Raum als "The Girl with the Dragon Tattoo" und in Deutschland als "Verblendung" bekannt war.

Mit Steven Zaillian ("Moneyball") machte sich ein renommierter Drehbuchautor an die Adaption des langen Romans, die Fincher ("Gone Girl") dann in und um Stockholm, in Oslo, Zürich und London in Szene setzte. Einige moserten, es gebe doch schon eine perfekte schwedische Kinoverfilmung des Stoffes, die gerade mal zwei Jahre zurückliege. Aber dabei handelte es sich um den Zusammenschnitt einer Fernsehserie. So gut diese auch sein mag, an den Schmackes und die Bildgewalt eines Fincher-Films kommt wenig heran, wenn der Filmemacher wie hier alle Register zieht und sich in seiner reißerischsten Hochform befindet. Dank der stimmungsvollen visuellen Umsetzung übertraf diese spannende und vielschichtige Reise in die Untiefen der bürgerlichen Gesellschaft das TV-Original noch.

Bedauert wurde auch, dass der Regisseur nicht wieder die Schwedin Naomi Rapace für die ikonische Figur der Lisbeth Salander ausgewählt hatte. Doch die Kritik verstummte schnell, denn die Amerikanerin Rooney Mara verkörperte den Part mit absoluter Hingabe ebenso überzeugend.

Mit weltweit 232 Millionen Dollar Umsatz wurde die 90 Millionen Dollar teure Literaturverfilmung ein Erfolg und bei hervorragenden Kritiken für fünf Academy Awards nominiert: Mara als "Beste Hauptdarstellerin", "Beste Kamera", "Beste Tonmischung", "Bester Tonschnitt" und "Bester Schnitt", wobei Angus Wall und Kirk Baxter für Letzteren auch den "Oscar" entgegen nehmen konnten.

"Dieser Film brennt sich einem ein. Düster, brutal und fesselnd, ist diese Version genauso beunruhigend wie sein schwedisches Gegenstück. Der verstörende Tonfall beginnt mit dem Vorspann und dauert bis zum letzten Bild an", lobte Kritikerin Linda Cook für den Fernsehsender KWQC in Iowa.

Ob die beiden Fortsetzungen "Verdammnis" und "Vergebung" aus dem "Millenium"-Trio gedreht werden, ist noch offen.



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