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Die Verurteilten mit Tim Robbins und Morgan Freeman
Die Verurteilten mit Tim Robbins und Morgan Freeman
© Castle Rock Entertainment

TV-Tipps für Samstag (25.2.): Die Erlösung des Tim Robbins

Vox zeigt Meisterwerk "Die Verurteilten"

In der Internet Movie Database derzeit die Nummer eins: Vox zeigt im Hauptprogramm das Meisterwerk "Die Verurteilten", einen der erstaunlichsten Spätzünder der Filmgeschichte.

"Cabaret", 3sat, 20:15 Uhr

Die Entertainerin (Liza Minelli) eines Berliner Klubs ist 1931 mit zwei Männern (Michael York und Helmut Griem) romantisch liiert, während um sie herum die Nationalsozialisten immer mächtiger werden.

1971 planten Allied Artists eine Leinwandadaption des Broadway-Hits "Cabaret" aus dem Jahr 1966. Als Regisseur diente sich Bob Fosse an; die Produzenten bevorzugten zunächst allerdings größere Namen wie Joseph Makiewicz oder Gene Kelly, zumal Fosse gerade mit seinem Leinwanddebut - dem Kolossal-Flop "Sweet Charity", der 1969 beinahe Universal Pictures versenkt hatte - in unguter Erinnerung war. Es gelang dem damals 44-Jährigen dennoch, das Studio zu überzeugen, dass er der Richtige für den Job war - und die Studio-Manager sollten für ihren Wagemut mehr als belohnt werden.

Der Regisseur kam mit Drehbuchautorin Jay Presson Allen überhaupt nicht zurecht und blieb trotz monatelanger Zusammenarbeit mit ihrem Skript unzufrieden. So engagierte er Hugh Wheeler, um das Buch zu überarbeiten. Im Vorspann blieb indes Allen's Name stehen (und sie war es auch, die für den "Oscar" nominiert wurde), während Wheeler lediglich als "Recherche-Mitarbeiter" auftaucht.

Fosse entfernte sich mit seiner Version des Musicals erheblich von dem Bühnenstück und gründete sein Werk mehr auf der Buchvorlage des Musicals, dem Doppelroman "The Berlin Stories" des Engländers Christopher Isherwood aus dem Jahr 1939, der seine eigenen Erlebnisse in der deutschen Hauptstadt verarbeitet hatte. Des weiteren strich Bob zahlreiche Songs, ließ die übrig gebliebenen im Gegensatz zum Broadway-Stück fast alle nur im Kit Kat Club singen und verlegte den Fokus der Handlung auf die Liebesgeschichte.

Die Dreharbeiten fanden in Deutschland statt: Die Innenaufnahmen wurden in den Münchener Bavaria-Studios gefilmt, die Außenaufnahmen in Berlin und im Eutiner Schloss in Schleswig-Holstein. Fosse zeigte sich der Aufgabe dabei mehr als gewachsen: Aus seinen Darstellern kitzelte er hervorragende Leistungen, sein Kameramann Geoffrey Unsworth photographierte ausgezeichnet die brillant choreographierten und vorgetragenen Bühnennummern, und alles wurde elegant in eine sozial bewusste Geschichte verpackt.

War Bob Fosse drei Jahre zuvor noch Pechmariechen gewesen, so wurde er nun zum Goldesel: Das 2 Millionen Dollar teure Musical wurde mit 42 Millionen Dollar der achterfolgreichste Film des Jahres 1972 in den USA. Dazu gewann er Preise ohne Ende und bot dem allmächtigen "The Godfather" Paroli. Bei den Academy Awards gewann Letzterer zwar die "Oscars" als "Bester Film" und für das "Beste adaptierte Drehbuch", ansonsten aber triumphierte "Cabaret" mit acht Academy Awards: Für die "Beste Regie", für Liza Minelli als "Beste Hauptdarstellerin", für Joel Grey als "Bester Nebendarsteller", für die "Beste Kamera", für die "Beste Musik", für den "Besten Schnitt", für die "Beste Ausstattung" und für den "Besten Ton".

Auch bei den Golden Globes und den Britischen Filmpreisen räumte der Streifen ab. 1995 nahm die US-Library of Congress "Cabaret" als "historisch, künstlerisch oder ästhetisch bedeutsames Werk" in das National Film Registry auf, um es der Nachwelt zu erhalten.

Ein Zuschauer aus New York City lobt: "Auf der historischen Ebene, auf der Ebene eines persönlichen Schicksals oder als pure Unterhaltung - der Film funktioniert perfekt. Hitler wird kein einziges Mal erwähnt, und doch ist die Präsenz der wachsenden Nazi-Bewegung rund um diese dekadenten Außenseiter immer spürbar. Wie auch jede der wunderschön choreographierten und präsentierten Musical-Nummern uns an die Verzweiflung im Leben von Liza Minelli's Hauptfigur und in ganz Deutschland erinnert. Jeder, der wissen will, zu welchen künstlerischen Höhen Film fähig ist, sollte sich diesen Streifen ansehen."



"Die Verurteilten", Vox, 20:15 Uhr
Gewalt und Korruption in einem Gefängnis setzen ein unschuldig Verurteilter (Tim Robbins) und ein Mitgefangener (Morgan Freeman) Kameradschaft und Hoffnung entgegen.

Wer weiß, was aus "The Shawshank Redemption" (Die Shawshank Erlösung, so der Originaltitel) geworden wäre, wenn es kein Home Entertainment gegeben hätte. Als das von der Kritik gepriesene und mit nicht weniger als sieben Oscar-Nominierungen bedachte Drama 1994 in die Kinos kam, interessierte es nämlich zu wenige Zuschauer. Die 25 Millionen Dollar teure Columbia Pictures-Produktion konnte nur 28 Millionen Dollar an den US-Kinokassen umsetzen, was heute etwa 55 Millionen Dollar entspräche und nur mit bestem Willen als "mäßiger Erfolg" zu bezeichnen wäre. Damals überwog das Gefühl eines Flops, einer der Fälle, in denen ein Film "kommt, geht und weg ist".

Doch dann geschah das, was "The Wall Street Journal" 2014 als einen von "Hollywood's Greatest Second Acts" bezeichnet hat. Per Mundpropaganda und durch Wiederholungsseher wurde die Video-Veröffentlichung zu einer der erfolgreichsten des Jahres 1995; ein Trend, der sich ungebrochen fortsetzte, als Ende des Jahrtausends die DVD aufkam. Im Fernsehen lief das Drama unzählige Male, mit phantastischen Einschaltquoten. Als die Internet Movie Database die User abstimmen ließ, welcher Film der beste aller Zeiten sei, landete "The Shawshank Redemption" ganz vorne; aktuell belegt die Columbia Pictures-Produktion zusammen mit "The Godfather" weiterhin den ersten Rang. Dies sicherte dem Streifen weitere Bekanntheit und Popularität. Die Produktion sorgt weiterhin für einen stetigen Geldfluss und soll inzwischen über 100 Millionen Dollar eingebracht haben.

Das ist einerseits überraschend, andererseits nicht. Es überrascht nicht, weil Regiedebutant Frank Darabont, der sich frühzeitig die Rechte an der Novelle "Rita Hayworth and Shawshank Redemption" von Stephen King aus dessen Kurzgeschichtensammlung "Different Seasons" ("Frühling, Sommer, Herbst und Tod") aus dem Jahr 1982 gesichert hatte und mit "The Green Mile" und "The Mist" noch zwei weitere King-Werke verfilmen sollte, hier ein großartiger Film gelungen ist: Einfühlsam inszeniert, sehr gut gespielt, erhebend und in allen künstlerischen und technischen Bereichen überzeugend.

Überraschend aber dennoch, weil dies ein Streifen ist, der sich extrem Zeit lässt, langsam erzählt ist, geradezu betulich. Es gibt keine Action, keine künstlich herbeigeführten Konfrontationen, Zuspitzungen oder Wendungen. Alles ergibt sich aus den Motivationen der Figuren. Zuschauer müssen bereit sein, sich auf diesen Erzählrhythmus einzulassen. Wer es tut, wird reich entlohnt. Und offensichtlich gab und gibt es immer mehr Zuschauer, die dieses Meisterwerk richtig entschlüsseln.

Obwohl der Film in Maine spielt, wurde er in Mansfield im US-Bundesstaat Ohio und dessen Ohio State Reformatory gedreht, das heute zum Großteil abgerissen ist und dessen Reste inzwischen als Touristenattraktion ausgestellt sind.

Bei der Oscar-Verleihung 1995 ging "The Shawshank Redemption" als "Bester Film", für das adaptierte Drehbuch, Hauptdarsteller Morgan Freeman, Kameramann Roger Deakins, Komponist Thomas Newman, Cutter Richard Francis-Bruce und den "Besten Ton" ins Rennen, blieb aber im "Forrest Gump"-Jahr ohne Auszeichnung. Wäre die Oscar-Verleihung zehn Jahre später nachgeholt worden, hätte das Ergebnis wohl anders ausgesehen...

Ein US-Zuschauer aus dem US-Bundesstaat Texas schwärmt: "Ich wollte diesen Film eigentlich gar nicht sehen. Ich mag keine Gefängnisfilme. Aber eine der älteren Kunden der Bibliothek, in der ich arbeite, sagte mir, als sie sich den Streifen auslieh: 'Immer wenn ich mich traurig oder deprimiert fühle, schaue ich mir diesen Film an und danach fühle ich mich stets besser.' Damals fand ich das eher seltsam, aber nachdem ich den Film aus Neugier dann doch im Fernsehen anschaute und seitdem viele Male angesehen habe, kann ich sagen, dass es mir genauso geht und der Streifen mit jedem Mal Sehen besser wird. Ohne Action, ohne Spezialeffekte - nur Männer in Gefängniskleidung, die sich miteinander unterhalten. Die besten Filme sind für mich diejenigen, welche die Seele berühren. Und dieser Film tut genau das."



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