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Der dritte Mann mit Orson Welles
Der dritte Mann mit Orson Welles
© Kinowelt

TV-Tipps für Christi Himmelfahrt (25.5.): Orson Welles zithert durch Wien

3sat zeigt Meisterwerk "Der dritte Mann"

Am Himmelfahrtsabend punkten zwei Klassiker: 3sat zeigt im Hauptprogramm das britische Meisterwerk "Der dritte Mann" mit Orson Welles und viel Zithermusik, während Arte im Nachtprogramm den ersten deutschen Oscar-Sieger "Die Blechtrommel" von Volker Schlöndorff ausstrahlt.

"Der dritte Mann", 3sat, 20:15 Uhr
Ein US-Schriftsteller (Joseph Cotten) reist auf Einladung seines Freundes (Orson Welles) ins Nachkriegs-Wien, um festzustellen, dass jener unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen ist.

Eines der unbestrittenen Meisterwerke des Kinos, der erfolgreichste Film in Großbritannien des Jahres 1949, Sieger bei den Filmfestspielen in Cannes, Oscar-Gewinner für Kameramann Robert Krasker, Oscar-nominiert für Regisseur Carol Reed und Cutter Oswald Hafenrichter und auf zahlreichen Bestenlisten wie des British Film Institute als bester britischer Film aller Zeiten geführt.

Bekannt für die expressionistischen Kameraperspektiven, das Licht- und Schattenspiel der Schwarzweiß-Bilder, die Zither-Musik von Anton Karas, die selbst zum Welterfolg wurde, die von Orson Welles' gehaltene Kuckucksuhr-Rede und die finale Verfolgungsjagd durch die Wiener Kanalisation, besticht dieser atmosphärische und subtile Kriminalfilm durch die perfekten Darstellungen von Welles und Joseph Cotten sowie seine unverwechselbare Stimmung eines erschöpften, zynischen Wien zu Beginn des Kalten Krieges.

Nach dem Erfolg von "The Fallen Idol" ("Kleines Herz in Not") von 1948 wollte Produzent Alexander Korda erneut Regisseur Reed mit dem Schriftsteller und Drehbuchautoren Graham Greene zusammen bringen. Der Autor hatte die Idee zu einer Geschichte, in der ein Mann erkennen muss, das sein tot geglaubter Freund noch lebt, und baute darum eine Geschichte um Penicilin-Schiebereien in Wien, das er zu Recherchezwecken besuchte und wo auch vor Ort gefilmt wurde. Einige Innenaufnahmen entstanden im Anschluss in England in den Worton Hall Studios in Isleworth und in den Shepperton Studios nahe London.

Ein US-Zuschauer aus Boston im US-Bundesstaat Massachusetts lobt: "Dieses wunderbare Beispiel eines Film Noir vereint unglaubliche Bilder, Töne, Dialoge und Schauspiel, um eine spannende Geschichte zu erzählen und die Atmosphäre nach dem Zweiten Weltkrieg zu kommentieren. Die klaren Schwarzweiß-Bilder des ausgebombten Wien sind Atem beraubend. Überall sind Schatten. Die einmalige Art, wie Robert Krasker die Kamera in einigen Einstellungen neigt, trägt zur Desorientierung des Zuschauers angesichts der undurchsichtigen Handlung bei. Zugleich ist der Streifen ein großartiges Zeitdokument, das die unsichere Stimmung während des beginnenden Kalten Kriegs spürbar macht. Joseph Cotten muss die ganze Zeit herausfinden, wem er trauen kann."



"Die Blechtrommel", Arte, 00:10 Uhr
An seinem dritten Geburtstag verweigert der 1924 in der Freien Stadt Danzig geborene Oskar Matzerath (David Bennent) weiteres Wachstum und Teilnahme an der Welt der Erwachsenen. Auf seiner Blechtrommel artikuliert das ewige Kind seinen Protest gegen Nazis und Mitläufer.

Günter Grass' "Die Blechtrommel" von 1959 ist einer der bedeutendsten Romane der Bundesrepublik. Der Autor vertraute Regisseur und Drehbuchautor Volker Schlöndorff ("Diplomatie") sein Werk an und arbeitete mit einigen zusätzlichen Dialogen auch am Skript mit. Schlöndorff hielt sich recht nah an die Vorlage, straffte durch Weglassen unter anderem der Rahmenhandlung die Handlung, wodurch er mit weniger Rückblenden und Sprüngen auskam. Der Filmemacher konzentrierte sich besonders auf die eher grotesken Szenen des Romans, wodurch das Drama teilweise am Rande einer skurrilen Komödie entlang schlittert.

Der Streifen entstand in der Bundesrepublik, wobei einige Szenen in Danzig, das nun als Gdansk zu Polen gehörte, und im kroatischen Zagreb gefilmt wurden. Volker gelang eine brillante, opulente Verfilmung voller sinnlicher Kraft, fast so etwas wie eine deutsche Ausgabe des "Magischen Realismus" des lateinamerikanischen Kinos: Schön und verstörend zugleich.

Mit knapp vier Millionen Zuschauern wurde die United Artists-Produktion 1979 ein großer Erfolg an den deutschen Kinokassen. Geschichte schrieb die Literaturverfilmung dann am 14. April 1980, als sie als erste deutsche Produktion den Oscar als "Bester nicht englischsprachiger Film" erringen konnte. Gut ein Jahr zuvor hatte "Die Blechtrommel" bereits die Goldene Palme bei den Filmfestspielen in Cannes erhalten und den Deutschen Filmpreis gewonnen.

Ein niederländischer Zuschauer schreibt: "Ungewöhnlich ist sicher die richtige Umschreibung für diesen Film voller wundervoll konstruierter Sequenzen mit vielen unvergesslichen und starken Momenten. Die Inszenierung ist schön, goldrichtig und manchmal richtig raffiniert. Der damals elf Jahre alte David Bennent spielt Oskar perfekt. Und obwohl viele Charaktere eingeführt werden, verliert man nie den Überblick über die Geschichte, und der Film bleibt bis zum Schluss faszinierend und beeindruckend. Ein absolutes Muss!"



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