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M - Eine Stadt sucht einen Mörder mit Peter Lorre
M - Eine Stadt sucht einen Mörder mit Peter Lorre
© Universum Film

TV-Tipps für Sonntag (9.7.): Peter Lorre kann doch nichts dafür

3sat zeigt Meisterwerk "M - Eine Stadt sucht einen Mörder"

Am Sonntagabend werden Spielfilmfreunde mit einem überreichen Angebot sehenswerter Kinofilme verwöhnt. Es ragen das Meisterwerk "M" von Fritz Lang im 3sat-Hauptprogramm und Oscar-Sieger "Slumdog Millionaire" im Spätprogramm von Sat1 heraus.

"M - Eine Stadt sucht einen Mörder", 3sat, 20:15 Uhr
Während die Polizei in einer deutschen Großstadt vergeblich einen Kindesmörder (Peter Lorre) sucht und dabei die Unterwelt aufschreckt, beschließen die Ganoven, den Triebtäter selbst zu fassen.

Ein Meilenstein der Filmgeschichte und unzweifelhaft eines der großen Meisterwerke Deutschlands, hat Regisseur und Drehbuchautor Fritz Lang ("Metropolis") diesen Kriminalfilm von 1931 selbst als eines seiner eigenen Lieblingswerke bezeichnet. Viele seiner faszinierenden Bilder sind unvergesslich - der Schatten des Mörders über dem Fahndungsplakat, der wegfliegende Ballon des verschwundenen Kindes, die Markierung des Mörders mit einem Kreide-M auf dem Rücken. Aber ebenso ist der Einsatz des Tons in Lang's erstem Tonfilm bemerkenswert - die Satzmontagen, bei denen eine Person den Satz beginnt, eine andere ihn beendet; das Pfeiffen von Edvard Grieg's "In der Halle des Bergkönigs" als Leitmotiv des Mörders; das plötzliche Einsätzen von Toneffekten nach langer Stille; Sätze wie "Ich kann doch nichts dafür", "Du hast aber einen schönen Ball!"; "Hier sitzen lauter Sachverständige in Rechtsfragen. Von sechs Wochen Tegel bis 15 Jahre Brandenburg" oder "Onkel, du hast dich ja ganz weiß gemacht".

Fritz und seine Frau Thea von Harbou hatten für ihren Streifen gründlich recherchiert und neben den Sensationsmeldungen der Zeitungen über die Fälle von Serienmorden in der Weimarer Republik wie Fritz Haarmann und Peter Kürten in Gefängnissen, bei der Mordkommission und in psychiatrischen Kliniken recherchiert und auch mit Triebtätern gesprochen. Doch neben dem kriminalistischen Aspekt legten die beiden Künstler auch auf die soziale Einbettung der Handlung viel Augenmerk, zeigen quasi-dokumentarisch die Hysterie der Bevölkerung in der modernen Gesellschaft, ihre latente Lynchlust, die Arbeit der Polizei und die Anmaßung außerstaatlicher "Organisationen", eigenes Recht zu sprechen und zu vollziehen.

Gedreht wurde der Streifen, den Lang erstmals außerhalb der UFA mit der Nero Film in einem Zeppelin-Hangar beim Flugplatz Staaken am Rande Berlins realisierte, das im Film die ungenannte Großstadtkulisse abgibt. Peter Lorre und Gustav Gründgens waren bekannte Größen der Berliner Theaterlandschaft; hier gaben sie starke Kinovisitenkarten ab; der damals 27 Jahre alte Lorre war wohl nie stärker als hier in seinem Leinwanddebut und arbeitet brillant die Doppelgesichtigkeit des Täters als Opfer heraus. "M - Eine Stadt sucht einen Mörder" wurde ein Publikumserfolg.

Eine US-Zuschauerin schreibt: "Die beeindruckende Atmosphäre wird durch einige der besten Kamera- und Lichteffekte hergestellt, die ich je gesehen habe. Das Chaos einer sich terrorisiert fühlenden Stadt fängt der Film perfekt ein und handelt mehr von den Folgen der Serienmorde als von den Morden selbst, die nicht gezeigt, sondern nur angedeutet werden. Dabei bietet das Werk eine unvergessliche Darstellung von Peter Lorre in einer anspruchsvollen Rolle."



"Slumdog Millionaire", Sat1, 22:45 Uhr
Ein Teenager (Dev Patel) lässt sein Leben in den Slums Revue passieren, als er beschuldigt wird, bei der indischen Version von "Wer wird Millionär?" betrogen zu haben.

Mit "The Feel Good Movie of the Decade" wurde 2008 dieses britische Drama beworben - und tatsächlich zaubert das Werk ein Lächeln auf das Gesicht. Aber das sollte nicht täuschen, dass dies zugleich ein harter Film ist, bei der Armut, Folter, Gewalt, Mord und Bettlerkinder, die geblendet werden, weil sie blind mehr erbetteln können, gezeigt werden. Es ist dem Genius von Regisseur Danny Boyle und Drehbuchautor Simon Beaufoy zu danken, dass sie eine potenziell bittere Geschichte in einen lebensbejahenden Streifen verwandelt haben, welche die verschiedenen Farben großartig verwebt. Dies alles visuell überwältigend und emotional berührend, ist der Film unterhaltsam und wuchtig zugleich.

Beaufoy adaptierte den 2005 erschienen Roman "Q & A" (Fragen und Antworten) des indischen Autoren Vikas Swarup, der in Deutschland als "Rupien! Rupien!" veröffentlicht wurde. Der Drehbuchautor nahm wesentliche Veränderungen an der Vorlage vor und destillierte die zahlreichen Handlungsstränge und Motive zu einer kohärenten Geschichte mit zahlreichen Rückblenden. Simon reiste dreimal nach Indien, um Straßenkinder zu befragen und das Millieu der Slums aufzunehmen. "Was man dort aufnimmt, ist diese Masse von Energie", erklärte der Autor. Die sich dann auf der Leinwand wiederfinden sollte.

Boyle hatte zunächst kein Interesse, "Slumdog Millionaire" zu drehen, weil er dachte, dies sei nur ein Marketing-Trick der Produktionsgesellschaft Celador, die auch die Produzenten der britischen TV-Ausgabe von "Who Wants to Be a Millionaire?" waren. Doch als er von Beaufoy's Beteiligung hörte, war sein Interesse geweckt, denn dieser hatte das Skript zu einem der Lieblingsfilme des Regisseurs verfasst: "The Full Monty" ("Ganz oder gar nicht"), der ähnlich wie "Slumdog Millionaire" eigentlich ernste Themen unterhaltsam aufbereitet hatte. Danny gefiel dessen Drehbuch und sagte zu.

Im September 2007 begann man, in Mumbai einheimische Schauspieler und Techniker einzustellen, und der Filmemacher entschied sich, ein Fünftel des englischen Dialoges in Hindi zu übersetzen, um mehr Authentizität zu erreichen. Gedreht wurde vor Ort in der indischen Mega-Stadt.

Das Ergebnis begeisterte die Kritiker, das Publikum und die Filmindustrie gleichermaßen. Die nur 15 Millionen Dollar teure Produktion spielte weltweit 378 Millionen Dollar ein und erhielt zehn "Oscar"-Nominierungen. Ausgezeichnet wurde "Slumdog Millionaire" als "Bester Film", für die Regie, das adaptierte Drehbuch, die Kamera, den Schnitt, die Musik, den Song "Jai Ho" und die Tonmischung. Nur der Song "O Saya" und der Tonschnitt gingen leer aus. Bei den Golden Globes und den Britischen Filmpreisen räumte das Werk ebenfalls ab.

Kritiker Martin Tsai schrieb in "Critic's Notebook": "Danny Boyle beschwört eine universelle Identifikation mit den Charakteren herauf und taucht zugleich in ihr ganz spezielles Milieu ein."



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