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Der weiße Hai - Roy Scheider
Der weiße Hai - Roy Scheider
© Universal Film

TV-Tipps für Sonntag (22.10.): Roy Scheider bleibt lieber am Strand

Arte zeigt Meisterwerk "Der weiße Hai"

Um Tiere, die sich im Wasser wohlfühlen, drehen sich die Titel der beiden sehenswerten Spielfilme aus den Siebzigern am Sonntagabend im Hauptprogramm, allerdings handelt es sich um zwei grundverschiedene Streifen: Auf Arte lässt Steven Spielberg sein Meisterwerk "Der weiße Hai" los, während auf Kabel1 Terence Hill und Bud Spencer sich durch "Das Krokodil und sein Nilpferd" prügeln.

"Der weiße Hai", Arte, 20:15 Uhr
Ein riesiger weißer Hai sorgt für Todesfälle und Panik an den Stränden eines kleinen Badeortes in New England. Der Sheriff (Roy Scheider) tut sich mit einem Meeresbiologen (Richard Dreyfuss) und einem Fischer (Robert Shaw) zusammen, um das Tier zur Strecke zu bringen.

"Zu Beginn der Dreharbeiten hatten wir keinen Hai, kein Drehbuch und keine Besetzung", meinte Richard Dreyfuss im Nachgang dieser Universal Pictures-Produktion, die erst Geschichte schrieb, weil ihre Dreharbeiten ein solches Chaos waren, dass Regisseur Steven Spielberg ("Saving Private Ryan") dachte, er würde nie wieder von einem Filmstudio engagiert werden, und die dann zum damals umsatzstärksten Film aller Zeiten wurde.

"Jaws" - Maul, so der Originaltitel - ist ein Paradebeispiel dafür, dass der Verlauf von Dreharbeiten nichts über die Qualität des Films oder die Attraktivität für das Publikum aussagen muss. Im Gegenteil - heute sieht es Spielberg als Segen an, was er damals verfluchte: Dass nämlich das Modell des Hais, das Trickexperte Robert Mattey konstruiert hatte und das von rund 40 Technikern bedient werden musste, im Salzwasser des Meeres nicht funktionierte und praktisch die ersten Wochen überhaupt nicht einsatzfähig war.

Spielberg musste improvisieren, konnte den Hai nicht so häufig zeigen wie vorgesehen und musste ihn indirekt andeuten - was der Spannung seines Streifens unglaublich zugute kommen sollte. "Ich musste mehr wie Alfred Hitchcock als wie Spezialfeffektekünstler Ray Harryhausen denken", meint der Regisseur. Die Hälfte der Wirkung schreibt Steven dabei der prägnanten Musik von John Williams zu, die mit ihrem einfachen, eingängigen Thema das Publikum schon in Spannung versetzte, wenn vom Hai noch weit und breit nichts zu sehen war.

Spielberg gibt zu, die Arbeit auf dem Meer total unterschätzt zu haben. Der damals 27-Jährige wollte in seiner zweiten Kinoproduktion nicht wie üblich in einem Wasserbassin in Hollywood drehen, sondern vor Ort in Martha's Vineyard im US-Bundesstaat Massachussetts. Letztlich kam das "Jaws" in Sachen Atmosphäre und Realismus zugute, aber während der Dreharbeiten war es ein Alptraum für alle Beteiligten: Neben dem funktionsuntüchigen Haimodell wurden die Schauspieler und Crew-Mitglieder seekrank, häufig fuhren Segelboote im Hintergrund ins Bild, die Lichtverhältnisse änderten sich ständig, einmal sank das Fischerboot "Orca" sogar vorzeitig. Statt der angesetzen 55 Drehtage dauerten die Arbeiten 159 Tage, während das Budget von 4 auf 9 Millionen Dollar explodierte.

Doch auch diese Verzögerung hatte ihr Gutes: Spielberg konnte so Tag für Tag mit seinen Schauspielern und den verschiedenen Drehbuchautoren an dem bis dahin noch unfertigen Skript von Peter Benchley und Carl Gottlieb feilen, so dass die Charaktere runder und dreidimensionaler wurden, was das Werk zu mehr machte als nur einem Horrorfilm mit einem Monster unter Wasser.

Schon vor der Veröffentlichung des gleichnamigen Romans von Peter Benchley im Jahr 1974 hatten sich Universal Pictures die Verfilmungsrechte für 175 000 Dollar gesichert. Dieser hatte seine Inspiration aus einer Haiunfallserie mit fünf Todesopfern im Juli 1916 im Meer vor dem US-Bundesstaat New Jersey gezogen. Waren damals mehrere Haie beteiligt gewesen, kreuzte Benchley seine Geschichte mit "Moby Dick" von Herman Melville und machte einen einzigen Hai, der mythisch überhöht wurde, zum Übeltäter. Schon vor Erscheinen des Buches meinten Kritiker, das Buch "würde einen guten Film abgeben".

Das machte er in der Tat. Auch wenn es "Tage gab, an dessen Ende wir keine einzige verwendbare Szene gedreht hatten", wie sich Steven erinnert, so gelang dem Regisseur und seinem Team doch am Ende ein packender und gut gemachter Film mit einem klugen Sinn für den Einsatz von Schreckmomenten. Diese sind eingebettet in atmosphärisch dichte Szenen und vorzügliche schauspielerische Leistungen. Die Bedrohung der Menschen durch eine unheimliche Naturgewalt wird dabei sinnlich erfahrbar.

Universal Pictures entschieden sich, "Jaws" mit einer bis dahin ungekannten Marketing-Kampagne zu begleiten: Die Zuschauer wurden regelrecht mit TV-Spots bombardiert, von T-Shirts über Bücher, Handtücher bis sogar Spielzeug gab es alles Mögliche an Merchandising-Produkten zu kaufen. Dazu startete man den Film statt wie sonst nur erst in den großen Städten diesmal sofort landesweit in 464 nordamerikanischen Kinos, die man dann auf 960 ausweitete und betonte so den Event-Charakter.

Das Konzept ging auf und begründete das bis heute geltende Hollywood-Konzept des Blockbusters, der mit einer einfachen Idee, viel Werbung und hoher Kopienzahl schon möglichst am Eröffnungswochenende einen stattlichen Umsatz garantieren soll. Im Gegensatz zu vielen Nachfolgern konnte dieses Meisterwerk aber auch auf die guten Kritiken und die hervorragende Mundpropaganda vertrauen. Nach zwei Wochen waren die Produktionskosten eingespielt, dann war der Film der erste, der auf dem Heimatmarkt die 100 Millionen Dollar-Marke knackte und "The Godfather" ("Der Pate") von 1972 als umsatzstärksten Streifen aller Zeiten in den USA und Kanada ablöste. Weltweit spielte "Jaws" 470 Millionen Dollar ein - das entspricht heute 2,1 Milliarden Dollar. In den USA haben nur sechs Filme mehr Zuschauer verzeichnet als dieses Werk - für einen Horrorfilm eine außerordentliche Leistung. Statt dass Steven Spielberg's Karriere beendet war, wurde dieser Mega-Erfolg zum Ausgangspunkt seines bis heute begründeten Status als einer der besten Regisseure aller Zeiten.

Die Industrie würdigte dies mit einer Academy Award-Nominierung als "Bester Film", was für einen Horrorfilm ebenfalls außergewöhnlich ist. Während hier der Oscar versagt blieb, gewann der Streifen für John Williams' Musik, für den Schnitt von Verna Fields und den "Besten Ton". Bei den Golden Globes gab es Nominierungen für den Film, Regie und Drehbuch, während die Musik gewann. Bei den Britischen Filmpreisen wurde John Williams ebenfalls ausgezeichnet; nominiert waren hier Film, Regie, Drehbuch, Hauptdarsteller Richard Dreyfuss, Schnitt und Ton. 2001 wurde "Jaws" als "kulturell, historisch oder ästhetisch bedeutsames" Werk in das National Film Registry der US-Library of Congress aufgenommen, um es der Nachwelt zu erhalten.

Ein Zuschauer aus dem niederländischen Groningen schreibt: "Ab und zu kommen die richtigen talentierten Leute zur richtigen Zeit am richtigen Ort zusammen und kreieren ein Meisterwerk. Dieser Film gehört definitiv zu diesen, dank der unglaublichen Besetzung und Crew. Dabei ist die Handlung ziemlich dämlich, aber Steven Spielberg verwandelt diese wie von Zauberhand in pure Spannung mit brillanten Dialogen und klassischen Momenten. Die Mischung von allem - Humor, Musik, Schauspieler, Dialoge, Spannung - lässt den Film funktionieren."



"Das Krokodil und sein Nilpferd", Kabel1, 20:15 Uhr
Trotz gegenseitiger Animositäten tun sich zwei Cousins (Terence Hill und Bud Spencer) zusammen, um in Rhodesien - dem heutigen Simbabwe - einen Geschäftsmann (Joe Bugner) daran zu hindern, mit skrupellosen Methoden ein Wildgehege für Safaris zu errichten.

Diese italienische Komödie aus dem Jahr 1979 war der 15. Kinofilm, in dem Mario Girotti alias Terence Hill und Carlo Pedersoli alias Bud Spencer zusammen auftraten und der achte, in dem sie als Duo vor der Kamera agierten. Als Regisseur und Drehbuchautor fungierte Italo Zingarelli, der die ersten Streifen mit Hill und Spencer als Team Anfang der Siebziger produziert hatte. Gedreht wurde "Io sto con gli ippopotami" - so der Originaltitel - in Südafrika in der Gegend um Johannesburg und in einem Naturpark bei Pretoria. Bud Spencer ist als Sänger bei dem Eingangslied "Grau Grau Grau" zu hören.

Auch wenn der unterhaltsame Streifen mit dem Herz auf dem rechten Umweltschutzfleck nicht zu den besten der beiden Mimen gehört, war er dennoch ein Riesenerfolg in Deutschland. Mit 5,4 Millionen Zuschauern wurde er hinter "Louis' unheimliche Begegnung mit den Außerirdischen" und noch vor "Moonraker" der zweiterfolgreichste Film des Jahres.

Ein kanadischer Zuschauer lobt: "Ein sauwitziger Film mit vielen tollen Szenen und einem bemerkenswerten Joe Bugner als Gegenspieler."



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