
Kritik: Joe Dreck (2001)
Halleluja im Himmel. Endlich gibt es die
amerikanische Durchhaltekomödie
schlechthin. Auch wenn Dir die Scheiße den
Buckel herunter läuft (ja das passiert im Film
tatsächlich), jeder Dir nur einen Arschtritt
versetzen will und Deine Eltern sowie Deine
Schwester miese Arschlöcher sind, gib nicht
auf, denn "Das Leben ist ein Garten. Bedien‘
Dich".Und ganz sicher wird am Ende des
Tunnels ein Licht erscheinen, so dass Du
Deine White Trash-Existenz aufgeben kannst.
Aber bedenke: die amerikanische
Gesellschaft ist nur zu solchen Menschen so
großzügig, die reumütig in ihren Schoß
zurückkehren. Finde eine treusorgende Frau,
die Dich liebt und alles ist wieder in Ordnung.
Aber noch viel wichtiger: teile Dein Leid mit
der Öffentlichkeit. Nichts ist besser als
kollektives Mitleid. Genau diesen Rat hat Joe
Dirt beherzigt. Er purzelt zwar etwas
unfreiwillig in die heißeste Radiosendung
L.A.s, da er im Sender als Reinigungsmann
arbeitet. Als er jedoch erstmal dabei ist, die
unglaubliche Geschichte von seinen
Wanderjahren durch Amerika zu erzählen,
kennt er kein Halten mehr. Im Alter von acht
Jahren verlor er bei einem Ausflug zum Grand
Canyon im Getümmel die Eltern. Seitdem
sucht er sie und traf dabei auf einen
Serienkiller, eine Alligatortrainerin, einen
netten Highschoolhausmeister und Brandy,
um deren Gunst er sich mit einem Rivalen
stritt.
"Joe Dirt" ist der bekannte Strohhalm, an den man sich in wirtschaftlich schlechten Zeiten klammern soll, so hemmungslos optimistisch ist der Film. Dabei gibt er perfider Weise vor ein dickes, fettes Steak zu sein. Aber vielleicht handelt es sich ja auch nur um alten britischen Restbestand. Wahrscheinlich würde mir das alles nicht auffallen, wenn "Joe Dirt" lustig wäre. Einzig Christopher Walkens Auftritt als Exmafiosi im Zeugenschutzprogramm inklusive einer großartigen "Taxi Driver"-Parodie ist sehenswert. Das ist zu wenig.
Stefan Dabrock