
Kritik: Henker (2001)
Da haben sich Jens Becker und Gunnar
Dedio nicht gerade eine einfaches Thema
vorgenommen. Sie versuchen sich an einer
Dokumentation über die Todesstrafe, wobei
sie nicht nur einen abstrakten Blick riskieren,
sondern gerade diejenigen zu Wort kommen
lassen, welche das "Handwerk" des Henkers
ausgeübt haben. Man merkt dem Film die
lange Recherchearbeit an. Eine Fülle an
Ereignissen und Details sowie einige Henker
aus der ehemaligen DDR, Frankreich,
Russland und anderen Staaten habe Becker
und Dedio zusammengetragen. Sie alle
liefern ein durchaus differenziertes Bild. Vor
allem die Menschen hinter dem abstrakten
Begriff "Henker" erweisen sich als
nachdenkliche Individuen, die nicht nur stur
ihren Job erledigen, sondern auch ein
reflektiertes Verhältnis dazu entwickeln.
Darunter finden sich auch so historisch
bedeutsame Personen, wie der Mann, der
Rumäniens kommunistischen Diktator
Ceausescu hinrichtete.
Über die Einzelbestandteile entwickelt sich ein Bild der Todesstrafe, das zu einer grundsätzlichen Diskussion über ihr Wesen und ihre Folgen anregt. Das ist neben der geschichtlichen Dimension (die Todesstrafe stirbt langsam aus) eine der Hauptleistungen von "Henker". Der Film wäre zwar auch im Fernsehen ganz gut aufgehoben, aber dennoch sollte man sich einen Kinobesuch nicht entgehen lassen, falls die ungewöhnliche Dokumentation in der Nähe des eigenen Wohnortes auftaucht.
Stefan Dabrock