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FBW-Bewertung: Crimson Peak (2015)

Prädikat wertvoll

Jurybegründung: Mit CRIMSON PEAK erzählt Guillermo del Toro seine eigene Gothic Love Story. Um die Jahrhundertwende begegnet die junge Autorin Edith Cushing im ländlichen England dem um Geld für seine neueste Maschine werbenden Sir Thomas Sharpe ? einem charmanten wie geheimnisumwitterten Gentleman, der in Begleitung seiner Schwester Lucille reist. Edith verliebt sich in ihn und lässt ihren Verehrer, den lokalen Arzt, abblitzen. Doch ihr Vater stemmt sich gegen die Beziehung, wenig später ist er tot. Edith heiratet Thomas und zieht mit ihm auf seinen Landsitz. Doch hier begegnen Edith immer wieder Geister und immer mehrwird ihr klar, dass das Schloss ein düsteres Geheimnis trägt. Die Katastrophe ist nicht mehr aufzuhalten.
Del Toro nennt Robert Wises THE HAUNTING? BIS DAS BLUT GEFRIERT und Jack Claytons THE INNOCENTS ? SCHLOSS DES SCHRECKENS sowie Hitchcock und Kubrick als filmhistorische Vorbilder für seine Geistergeschichte, in der er die Regeln vieler Gothic-Romanzen zu variieren versucht. Dies gelingt ihm in Teilen wirklich gut, doch leider kann ersich, nach Ansicht der Jury, nicht entscheiden, in welche Richtung der Film sich entwickeln soll. Zugeständnisse an die Fans von Splatter- und Horrorfilmen wirken oftmals in den Augen der Jury unpassend und reißen aus der faszinierenden Geschichte heraus, bei der die Geister zum einen schön inszeniert und zum anderen eine ungewöhnlich vielfältige Bedeutung innehaben. Dagegen sind es die hervorragende Kameraführung, detailreiche Ausstattung und insbesondere der spektakuläre Farbeinsatz, die diesen Film zu einem kunstvoll inszenierten visuellen Ereignis machen. Die rote Farbe der Ton-Erde färbt den Schnee in blutigem Rot, Außen- und Innenwelten scheinen zu verschwimmen. Rot und Grün sowie Schwarz und Weiß werden in den Kontext der anfangs angedeuteten Farbblindheit gesetzt und das Helldunkel verstärkt die Gothic-Ästhetik gekonnt. Die Kostümierung von Sir Thomas und Lucillewirkt dagegen auf die Jury ein wenig aufgesetzt.
Eine gelungene Metaebene ist die der Schriftstellerin Edith, die sich in der männerdominierten Welt durchsetzen muss und deren vom Vater geschenktes ?Werkzeug? zum Ende hin eine doppelte Bedeutung erlangt. Ohnehin sind es die Frauenfiguren, die in CRIMSON PEAK hervorstechen (brillant: Jessica Chastain als böse Schwägerin), während die Leistungen der männlichen Hauptfiguren nach Ansicht der Jury der Geschichte wie der aufwändigen Inszenierung nicht immer gerecht werden. Insgesamt handelt es sich bei CRIMSON PEAK aber dennoch um einen wirklich sehenswerten Genremix mit innovativen Ideen.



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