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FBW-Bewertung: Die dunkle Seite des Mondes (2015)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Martin Suters gleichnamiger Roman bildet die Grundlage für diesen Thriller voll atmosphärischer Dichte. Regisseur Stephan Rick gelingt ein spannungsgeladener Film, der den Zuschauer in die Welt des Kapitals und der Global Player führt, in der nur der Gewinn entscheidet. Verlierer werden ausgestoßen oder vernichten sich selbst. Manches erscheint zuerst unglaubhaft, wird aber filmisch so inszeniert, dass es später mit Wucht glaubhaft wird. Der Film bietet inhaltliche und gestalterische Kontraste verschiedenster Art an, ist laut und leise, hell und dunkel, statisch und dynamisch. Die Kamera fängt unterschiedliche Perspektiven und wundervolle Bilder ein, lässt den Betrachter tief in die Augen von Menschen und Tieren blicken. Faszinierend!
Dieser Thriller kann Diskussionen auslösen, denn er wirft zutiefst menschliche Probleme und Fragen auf. Gleichgültig, ob man zu der im Film gezeigten Welt gehört oder nicht. Was treibt uns an? Haben wir vielleicht auch den Wolf mit all seinen Facetten in uns, der im Film den beiden Protagonisten immer wieder begegnet? Was kann dazu führen, dass ein kluges, zivilisiertes Individuum alle Konventionen abstreift, ja vergisst und sogar zum Mörder wird?
Daher muss jetzt zu aller erst Moritz Bleibtreu genannt werden. Der Zuschauer lernt ihn als einen erfolgreichen Wirtschaftsanwalt kennen, dem alles gelingt, dem es beruflich und privat an nichts fehlt. Doch dann fließt Blut ? der Verlierer der anderen Seite (übrigens einer sehr dunklen) erschießt sich vor seinen Augen. Von jetzt an entfaltet Moritz Bleibtreu ein Feuerwerk seiner schauspielerischen Fähigkeiten. Er ist ganz oben und ganz unten zugleich, draufgängerisch und ängstlich, zärtlich und brutal,ratlos und raffiniert. Die von ihm verkörperte Figur dominiert diesen Film, lässt den Zuschauer nicht los.
Abschließend müssen aber unbedingt noch alle weiteren Darsteller erwähnt werden, die das Figurenensemble um Bleibtreu herum gestalten und mit Leben erfüllen wie zum Beispiel Jürgen Prochnow als Partner und Gegner und Nora von Waldstätten als die geheimnisvolle, Neues versprechende Lucille.
Ein besonderer deutscher Film, der dieses besondere Prädikat der FBW verdient.




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