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FBW-Bewertung: Bohemian Rhapsody (2018)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Freddie Mercury und Queen kann im Kino nur eine große Rock-Oper gerecht werden und genau diese bietet dieser Musikfilm, in dem die Karriere von Mercury bis zu dem Höhepunkt des Auftritts beim Live Aid Konzert im Wembley Stadium von 1985 erzählt wird. Der Film spannt einen weiten Bogen von Mercurys Anfängen als Kunststudent, der auf einem Flughafen Gepäck verlädt und bei seiner parsischen Familie lebt, bis zu dem Ausbruch seiner Aidserkrankung und seiner Versöhnung mit der Band Queen nach seinem ersten missglückten Versuch einer Solokarriere. Bemerkenswert ist, dass hier Mercurys Privatgeschichte und die Musikgeschichte dramaturgisch geschickt miteinander verwoben werden. Zum einen wird erzählt, wie der quicksilbrig verwandlungsfähige Künstler sich selber und die Band formt, wie er aus dem Einfluss seiner parsischen Familie flieht, seine Sexualität entdeckt und auslebt, auf falsche Freunde hört und als Resultat auch seine Band, die er als seine ?Familie? versteht, verrät. Auf einer anderen Ebene zeigt der Film detailliert, wie viele der Songs von Queen entstanden sind, wie sie in den Studios entwickelt und aufgenommen wurden (wobei der kreative Input aller Bandmitglieder gewürdigt wird) und wie Freddy Mercury sich bei seinen Konzertauftritten immer mehr zu einem charismatischen Performer entwickelt. Der Film zeigt auch, wie Rockmusik als Ware gehandelt wird. In einer Sequenz kündigt die Band einen lukrativen Plattenvertrag, weil der Studioboss sich weigert, die sechs Minuten lange ?Bohemian Rhapsody? als Single herauszubringen, in einer anderen wird ein Agent Opfer eine Hofintrige und von Mercury gefeuert. Obwohl hier so komplex und vielschichtig erzählt wird, wirkt der Film nie überladen und mit seinen über zwei Stunden Spielzeit nicht eine Minute zu lang. Er ist mit viel Liebe zum Detail undauthentisch ausgestattet. Und Rami Malek trägt in der Hauptrolle den Film, für den er sich tief in diesen Charakter eingefühlt hat und dessen enormes Selbstbewusstsein, seine Bühnenpräsenz aber auch seine Egomanie und Verletzlichkeit glaubwürdig und intensiv ausdrücken kann. Wenn er als Mercury auf der Bühne das Publikum verführt, dann stimmt jede Geste. Dies gilt vor allem für das große Finale: Der Auftritt in Wembley wurde perfekt nachinszeniert und es gelingt den Filmemachern, mehr als eine Ahnung davon zu vermitteln, wie explosiv und mitreißend dieser 20 Minuten Set damals gewesen sein muss. BOHEMIAN RHAPSODY gehört in die Liga der großen Musikfilme und Künstlerporträts und sollte, wie früher am Beginn einiger Klassiker empfohlen, unbedingt ?laut gespielt? werden.



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