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FBW-Bewertung: The Zero Theorem (2013)

Prädikat wertvoll

Jurybegründung: Die Frage nach dem Sinn des Lebens ist die Grundlage dieses Films von Terry Gilliam. Der Zuschauer wird in die ganz besondere Welt des Regisseurs entführt. Dort gibt es tausende Wunderwesen, und die Normalität, wie wir sie aus anderen Realfilmen gewohnt sind, scheint abgeschafft. Alles ist bunt, extrem, bizarr, verwirrend. Inmitten dieser Welt treffen wir auf Qohen, gespielt von Christoph Waltz, der einen depressiven Arbeitssklaven in einer Welt voller anderer Arbeitssklaven darstellt. Alle Merkmale einer zutiefst verletzten Persönlichkeit vereinen sich in ihm. Qohen ist auf der Suche nach der mathematischen Formel, die den Sinn des Lebens beschreibt und er wartet auf einen Anruf, der sein Leben verändern wird. Er leidet unter Klaustrophobie, aber auch unter Akro- und Antropophobie und arbeitet am liebsten zuhause. Auch Demophobie und Berührungsängste gesellen sich zu seinen Problemen. Kurz: Er ist ein Wrack und sein Arbeitgeber, ein anonymer Großkonzern, betrachtet seine Forschungstätigkeit mit Argusaugen. Qohen gerät in Gefahr, seinen Arbeitsplatz zu verlieren, wenn er nicht die ihm gestellten Aufgaben in immer kürzerer Zeit erfüllen kann. Erst als er durch eine virtuelle Begegnung mit einer verführerischen Frau verstehen lernt, dass er die Formel nicht finden wird, sondern sein Leben nur durch Freude und Liebe einen Sinn erhält, besinnt er sich und flieht.

Die Ausstattung und Besetzung dieses Films fordert das Auge und die Phantasie zu immer neuen Höchstleistungen heraus. Die Vielfalt und Üppigkeit des Dekors, der Kostüme und Settings gestalten sich teilweise anstrengend, bis zur Überforderung. Alles wahrzunehmen scheint ganz unmöglich, auch wenn sich Auftritte und Szenen wiederholen und ähneln. Dieser Anspruch, der alle Filme Gilliams auszeichnet, polarisiert die Rezipienten.

Die Geschichte, die Gilliam hier mit seinen besonderen Stilmitteln erzählt, ist so alt wie universell. Sie auf diese Art und Weise zu vermitteln, erscheint aber durchaus neu und besonders. Denn damit ist auch eine Frage und Kritik verbunden: Sind wir noch in der Lage, den Sinn des Lebens wahrzunehmen oder lassen wir uns ablenken durch unsere eigenen Ansprüche, unsere Forderungen und Verpflichtungen,durch unser Streben nach Geld, Macht und Ruhm? Dieser Film hat keine Gegenwart und keine Zukunft, er ist nicht im Hier und Jetzt verankert, sondern beschreibt ein eigenes Universum. Das Universum eines jeden Individuums und deswegen sieht es in seiner Welt auch genau so aus, wie es der Protagonist Qohen erlebt.
Der plakative Umgang Gilliams mit Dekor und Kostümen überzeugte die FBW-Jury mehrheitlich in seiner Qualität der Erzählung und Visualisierung und führte zur einstimmigen Bewertung mit dem Prädikat ?wertvoll?.




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