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FBW-Bewertung: Herbstmilch (1989)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Der Film vermittelt etwaüber zwei Jahrzehnte hin ein authentisches Bild bäuerlichen Lebens. Die Härte der Arbeit, die weit verbreitete Armut, aber auch die Enge des Denkens werden bis in viele Details hinein realistisch belegt. Besonders gelungen erscheint auch die Darstellung persönlicher Schicksale mit einem vorgezeichneten sozialen Milieu und der Zeitgeschichte bis hin zum Ende des zweiten Weltkrieges. Mit wenigen bildlichen und dialogischen Andeutungen wird stets bewusst gemacht, in welchem größeren Zusammenhang das Geschehen im Film sich befindet.

Die konsequente Beschränkung der Erzählperspektive auf das dörfliche Leben und die bäuerliche Familie hat dem Film eine bemerkenswerte Geschlossenheit gegeben. Es ist ein moderner Heimatfilm, der keinesfalls nostalgisch eine heile Welt vorgaukelt, sondern manchmal schonungslos zeigt, wie viel Härte, bis zur Brutalität diese Menschen durchzustehen hatten.

Während die Verwendung der Musik zurückhaltend beurteilt wurde, weil sie sich streckenweise zu sehr vordrängt und manchmal sogar eine harmlose Gemütlichkeit andeutet, die sonst im Film nicht vorhanden ist, wurden die Leistungen der Kamera und des Schnitts einmündig als hervorragend beurteilt. Insbesondere die Kamera-Arbeit ist in ihrer Verbindung von realistischer Genauigkeit und durchaus poetischen Elementen haften geblieben, wobei die häufige Verwendung von Nahaufnahmen, in Verbindung mit Kamera-Schwenks, harten Schnitten und Überblendung als meisterhaft bezeichnet werden kann.



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