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FBW-Bewertung: Get on Up (2014)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: James Brown, der?Godfather of Soul? ? er revolutionierte den Soul, er eroberte als schwarzer Musiker das weiße Showbiz und noch heute ist sein Werk Inspiration für die moderne Musikszene.
Der Einstieg in dieses Biopic erfordert Konzentration, denn Browns Leben wird nicht stringent erzählt, die Handlungspringt immer wieder zwischen verschiedenen Zeitebenen hin und her, um die einzelnen Einflüsse auf seine musikalische Entwicklung und sein Werk, aber auch auf seine persönliche Identität, zu verdeutlichen. Dabei ist ein mitreißender Spielfilm über einen genialen Musiker entstanden, der auch seine Ecken und Kanten, seinen schwierigen Charakter nicht verschweigt. So entsteht das Portrait eines Menschen, der von seiner Zeit genauso geformt wurde, wie er eine musikalische Epoche seinerseits geformt hat.
Die unterschiedlichen musikalischen Etappen Browns kommen nicht als Nummernrevue daher, alles baut auf einander auf, jeder Gig, jede Probe wird szenisch eingeleitet. Und jenseits der mitreißend inszenierten Konzerte bleibt der weitere Score angenehm dezent, gönnt der Regisseur dem Zuschauer lange Einstellungen ohne jegliche musikalische Untermalung, lässt die Darsteller und die Atmosphäre wirken. Hier hat jemand zu recht vollstes Vertrauen in die Kraft seiner Inszenierung.
Dass die die damalige Zeit beherrschenden politischen Themen, wie die Rassentrennung und die Unruhen rund um die Ermordung Martin Luther Kings, nur am Rande vorkommen, wurde eingehend diskutiert. Letztlich befand der Ausschuss jedoch mehrheitlich, dass die Reduktion auf den Musiker, dessen Biografie diese politischen Themen immer nur streift, aber nie in den Mittelpunkt gestellt werden, nicht etwa das Politische ?ausklammern?, sondern in erster Linie Brown als jemanden zeigt, der seine Zeit durch seine Musik beeinflusste, nicht durch sein politisches Engagement. Denn seine Musik, seine Konzerte sind seine wahren politischen Statements.
Die gelungene, abwechslungsreiche Kameraarbeit, das ausgeklügelte Soundkonzept, die in jeder Szene faszinierende Ausstattung und die Settings rundendiesen wunderbaren, herausragenden Musikerfilm ab. GET ON UP ist ein vielschichtiges, würdiges Portrait für einen der einflussreichsten Musiker des vergangenen Jahrhunderts.



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