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FBW-Bewertung: Shana - Das Wolfsmädchen (2014)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Der Film beruht auf einem Jugendbuch der Autorin Federica de Cesco. Es ist nicht nur eine berührende Coming-of-age-Geschichte, sondern auch ein spirituell aufgeladener Blick in eine uns weitgehend fremde Kultur.
Shana, ein 12-Jähriges, kanadisches Indianermädchen, hat sich nach dem Tod ihrer Mutter vor zwei Jahren völlig zurückgezogen, lässt weder ihre Klassenkameraden noch ihre Lehrer an sich heran. Und schon gar nicht ihren Vater, der seinen Kummer im Alkohol ertränkt. Trost spendet ihr nur ein ?Ahnenbaum?, andessen Zweige sie herzzerreißende Briefe an ihre Mutter hängt und unter dem sie im Gedenken an sie zur Geige greift, die sie einst gemeinsam auf Volks- und Familienfesten spielten. Dabei wird sie von einem Wolf beobachtet, der sich magisch von ihrem Spiel angezogen fühlt.
Als die neue Klassenlehrerin, ebenfalls Indianerin und passionierte Geigenspielerin, Shanas musikalisches Talent erkennt,überzeugt sie das Mädchen, sich an der Musikhochschule im fernen Vancouver zu bewerben. Doch Shanas Vater hat mittlerweile die wertvolle Wolfskopf-Geige seiner verstorbenen Frau an einen Sammler verkauft, um seine Alkoholsucht zu finanzieren. Verzweifelt versucht Shana die Geige zurückzubekommen,flüchtet sich schließlich in den Wald, wo sie den Wolf und die Geister ihrer Ahnen trifft, die sie beschützen und ihr den Weg in die Zukunft weisen.
Der an Originalschauplätzen in British Columbia an der Westküste Kanadas gedrehte Film besticht vor allem durch seine Authentizität, die er durch den Einsatz ausschließlich indianischer Schauspieler und Laiendarsteller aus der Umgebung erreicht. Vor allem die junge Sunshine O'Donovan (Shana)überzeugt durch ihr natürliches Spiel und hat mit Deliah Dick (als Lehrerin) eine adäquate (Schauspiel-)Partnerin an ihrer Seite. Auch Marcel Shackely (als ihr Vater) versteht es, seinen immer wieder verlorenen Kampf gegen die Sucht glaubhaft darzustellen, ohne seine Figur zum Klischee verkommenzu lassen. Das größte Pfund des Films aber sind seine berauschend schön fotografierten Landschaftspanoramen und die originelle, visuelle Auflösung, wenn wir aus der Sicht des Wolfes in die Geschichte eintauchen. Ohne ihn zu vermenschlichen, nimmt der Film dem Wolf einerseits den Nimbus des ?Bösen?, lässt ihm andererseits aber auch seine unnahbare Wildheit.
Diese wunderbare Balance hält der Film auch zwischen seiner realistischen Pubertäts-Geschichte und seinen magischen Momenten, in denen auch Shanas Mutter ? nur für den Zuschauer sichtbar ? das Geschehen begleitet. Emotional überhöht wird das ganze noch durch den unter die Haut gehenden Soundtrack des jungen Komponisten Roman Lerch, der indianische Klänge mit eingängigen Melodien mischt. Ein winziger Wermutstropfen in diesen sorgfältig produzierten und stilsicher inszenierten ?Filmfreudenbecher? für die ganze Familie fällt allerdings durch die manchmal etwas ungelenk wirkende deutsche Synchronisation.



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