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FBW-Bewertung: For No Eyes Only (2013)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Teenager Sam hat es hart erwischt: Beim Hockeytraining hat ihm der neue Mitschüler Aaron einen so heftigen Schlag aufs Knie versetzt, dass er nun mit Schiene und Krücken auf die Ersatzbank verbannt ist und auch sonst nicht viel unternehmen kann. Kein Wunder, dass er ziemlich sauer auf Aaron ist. In seiner Freizeit sitzt der Computer-Freak nun in seinem Zimmer vor dem Rechner, wo er ein dubioses Hacker-Programm entdeckt und es sogar noch perfektioniert. Fortan verbringt er Tag und Nacht damit, seine Mitschüler via Webcam auszuspionieren. Hinter ihren coolen Fassaden bekommt er Einblick in ihre intimsten Geheimnisse. Und ausgerechnet Aaron verhält sich in den eigenenvier Wänden äußerst merkwürdig. Bald keimt in Sam ein schlimmer Verdacht: Aaron war ihm von Anfang an suspekt, aber ist er gar ein Mörder? Sam will der Sache auf den Grund gehen und bekommt dabei überraschend Hilfe von seinem heimlichen Schwarm Livia. Gemeinsam stürzen die beiden sich in einegefährliche Detektivarbeit.

FOR NO EYES ONLY ist eine moderne Fassung von Alfred Hitchcocks DAS FENSTER ZUM HOF über und für die ?Generation Facebook. Dabei hat Tali Barde mit seinem jungen Team und minimalem Budget nicht nur einen gut inszenierten Thriller vorgelegt, der spannend und unterhaltsam ist, sondern ihm ist in seinem Debütfilm das Kunststück gelungen, dem Original treu zu bleiben, ohne es zu kopieren oder zu persiflieren, und gleichzeitig ein vielschichtiges Bild vom webbasierten Alltag heutiger Jugendlicher zu zeichnen. Gleichzeitig leistet er einen wichtigen Beitragzur aktuellen netzpolitischen Diskussion und wirft hochbrisante Fragen auf nach der Privatsphäre in Zeiten von Facebook und Google.

Er ist ganz nah dran an der Welt der Jugendlichen und zeichnet ein authentisches Bild von Schulalltag und Freizeit, Träumen und Rivalitäten. Das Setting iststimmig, nicht zuletzt weil das Team in den eigenen Jugendzimmern und Elternhäusern drehen musste, die Dialoge sind glaubwürdig, die Musik mit Elektroscore und Klavierklängen ist überzeugend eingesetzt. Der Film ist von der ersten Szene an packend: Das Hockeyspiel zu Beginn ist gut gefilmt undflott geschnitten. Auch im weiteren Verlauf gelingt es dem Regisseur mit einem guten Gefühl für Suspense und Timing, die Spannung hoch zu halten und im rechten Moment mit witzigen Einfällen und humorvollen Szenen aufzulockern. Einige lakonische Kommentare sorgen für eine selbstironische Brechungdes jugendlichen Gebarens, ohne dass einzelne Personen dadurch denunziert oder abgewertet werden.

Auch wenn nicht alle Darsteller durchgehend überzeugen, nicht jeder Dialog stimmig ist und nicht jede Pointe zündet, so besticht dieser Film durch seine enorme Authentizität und Originalität, seine Genrebeherrschung und seine Aktualität.



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