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FBW-Bewertung: Der große Trip - Wild (2014)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Sie nennt sich Cheryl Strayed, und ihr Nachname bedeutet?abgeirrt?. Die junge Frau hat tatsächlich ihren Lebensweg verloren, nachdem der Tod ihrer Mutter sie völlig aus der Bahn geworfen hat. Sie wurde drogensüchtig und ging so oft und wahllos fremd, dass dadurch ihre Beziehung und alle ihre Freundschaften in die Brüche gingen. Deshalb entschiedsie sich im Jahr 1994, einen Weg in ihrem Leben konsequent bis zum Ende zu gehen, und dies war der fast 1800 Kilometer lange Pacific Crest Trail von der Mojave Wüste bis nach Oregon. Diese wahre Geschichte, die Cheryl Strayed in einem autobiografischen Bestseller erzählt hat, wird in ?DER GROSSETRIP sehr einfühlsam und bewegend in Szene gesetzt. Nick Hornby hat das Drehbuch dazu geschrieben und dramaturgisch geschickt beginnt er damit, dass die Heldin am Anfang ihrer Wanderung alles falsch macht. Ihr Rucksack ist viel zu schwer, sie ist offensichtlich nicht körperlich fit für die Reiseund ein emotionelles Wrack. Aber als sie so in ihr Abenteuer eher stolpert als geht, gibt ihr Reese Witherspoon vom ersten Augenblick an einen kompromisslosen Lebenswillen, der das Interesse an dieser Filmfigur weckt. Diese Neugierde wird durch Rückblenden befriedigt, durch die Stück für Stückklar wird, wie speziell ihr Verhältnis mit ihrer Mutter war und wie sie mit der gleichen Intensität um sie getrauert hat, mit der sie nun diese Reise unternimmt. Es geschieht nichts Spektakuläres auf dieser Wanderung, aber Cheryl entwickelt sich auf eine faszinierende Weise auf dieser sowohl äußerlich wie auch innerlich existenziellen Reise. Jean-Marc Vallée ist einer von den Regisseuren, die ihre Figuren sehr authentisch und lebensnah in Szene setzen können und Reese Witherspoon liefert hier eine oscarreife Leistung, weil sie völlig uneitel spielt und eine verblüffende Intimität zulässt.



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