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FBW-Bewertung: Margos Spuren (2015)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Jake Schreiers Verfilmung des Romans von John Green ist eine gelungene Variation des Coming of Age-Genres. Geschickt wird die Suche nach der eigenen Identität der jugendlichen Protagonisten mit dem dramaturgischen Element der Suche verbunden. Dabei ist die titelgebende Margo antreibende Figur und zugleich die Projektionsfläche für die Wünsche und Träume sowohl des männlichen Protagonisten und Erzählers Quentin Jacobsen als auch für das jugendliche Publikum. Typische Genre-Elemente (Freundschaft, Liebe, Schule) werden mit den Elementen der Suche und des Rätsels angereichert, wodurch der Zuschauer quasi am Geschehen partizipieren kann. Die Suche geht in ein Road Movie über, als Margo plötzlich verschwindet, nachdem Quentin das von ihr hinterlassene Rätsel gelöst hat. Interessant ist, wie der Film mit Walt Whitmans ?Grashalme? eines der bekanntesten Werke der US-amerikanischen Literatur in diese Rätselstruktur einbezieht, wodurch jugendlichen Zuschauern fast beiläufig gezeigt wird, dass es sich lohnt, zu lesen.

Man kann MARGOS SPUREN vorwerfen, dass er gefällig und brav in der Thematisierung des Erwachsenwerdens bleibt. In seinem Rahmen jedoch funktioniert der Film sehr gut. Er ist spannend, temporeich inszeniert, gelungen in der Dialogführung, die Schauspieler spielen überzeugend und die Settings sind gut gewählt. Es finden sich natürlich typische Elemente der Teenie-Komödie, die man als Erwachsener nicht mehr so komisch findet, so etwa, wenn einer der beiden engsten Freunde von Quentin im Auto in eine Dose pinkelt, weil er es nicht mehr aushält, ein Stopp aber auch nicht in Frage kommt, weil das Unterwegssein eng getaktet ist. Es finden sich aber auch überaus originelle Ideen, so etwa wenn die drei Jungs im Zuge des von Margo hinterlassenen Rätsels in einem verlassenen Fabrikgebäude ihre Angst dadurch zu bekämpfen versuchen, dass sie den Pokémon-Song anstimmen. Auf diese Weise wird die Schwelle zum Erwachsenenalter der Hautfiguren mit einem hübschen Augenzwinkern in Szene gesetzt. Der Weg nach vorn in eine ungewisse und spannende Zukunft muss nicht notwendigerweise auf die Strategien der Kindheit verzichten. Das Kind bleibt eben in uns allen bis zum Ende des Lebens erhalten.



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