oder

Unsere Wildnis (2015)

Les Saisons

Dokumentarfilm über das längst vergangene Goldene Zeitalter der Wälder, das in Europa nach der letzten Eiszeit begann.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 3.3 / 5

Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 3 Besucher eine Bewertung abgegeben.


Der Dokumentarfilm beginnt am Ende der letzten Eiszeit und verweilt ausführlich im Goldenen Zeitalter der Wälder, das danach für ein paar Jahrtausende in Europa herrschte. Auch heute noch wäre Deutschland zu 90 Prozent von diesen Urwäldern bedeckt, wäre der Mensch in der Jungsteinzeit nicht sesshaft geworden, was die Rodung vieler Waldgebiete zur Folge hatte. Heute sind nur noch 30 Prozent der Landesfläche bewaldet und das fast ausschließlich in bewirtschafteter Form. Für die wilden Tiere von einst, wie Bären und Wisente, gibt es in diesen Forstgebieten keinen Raum.

Der Film reimaginiert anhand heutiger Natur- und Tieraufnahmen das Leben im europäischen Urwald und zeigt danach, parallel zur Entwicklung der menschlichen Zivilisation, die Etappen seines Verschwindens auf. Am Schluss plädiert er für den Mut zu mehr Wildnis in Europa. Auch der Naturschutzbund Deutschland, der den Film empfiehlt, setzt sich dafür ein, dass es hierzulande bis 2020 wieder mindestens fünf Prozent neuen Urwald gibt, der sich ohne menschliche Eingriffe entwickeln kann.

Bildergalerie zum Film "Unsere Wildnis"

Unsere WildnisUnsere WildnisUnsere WildnisUnsere WildnisUnsere WildnisUnsere Wildnis

Hier streamen


Filmkritikunterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse4 / 5

Die französischen Naturfilmer Jacques Perrin und Jacques Cluzaud ("Nomaden der Lüfte", "Unsere Ozeane") tauchen mit ihrem neuen Dokumentarfilm tief in die Vergangenheit des europäischen Kontinents ein und reimaginieren das Goldene Zeitalter der Wälder. Die Aufnahmen wilder Tiere in scheinbar unberührter Natur stammen zwar aus heutiger Zeit, aber sie erzeugen, unterstützt von einem erklärenden Off-Kommentar, die Illusion eines viele Jahrtausende zurückliegenden Universums, das weitgehend frei von menschlichen Eingriffen existierte. Dennoch gehörte der Mensch der Steinzeit von Anfang an dazu: Er taucht ab und zu in Form von kleinen Reenactment-Szenen vor der Kamera auf, gehüllt in ein Tierfell und mit staunendem Blick. Der Urwald und seine Tiere prägten die Mythologie dieses frühen Europäers.

Der Film bietet über weite Strecken wunderschöne Naturaufnahmen in einer Waldwildnis, in der die Tiere unter sich sind. Im Wandel der Jahreszeiten durchstreifen Wildschweine, Bären, Wölfe, Pferde, Wisente, Elche, Hirsche ihre Weiten. Die Kamera beobachtet Revierkämpfe und zeigt, wie Raubtiere in vollem Lauf jagen. Wenn knurrende Wölfe ihre Beute zerreißen, erscheint der Wald nicht gerade als friedlicher Ort, und dennoch gehören auch diese Szenen ganz selbstverständlich zu seinem Kreislauf des Werdens und Vergehens. Gleithörnchen werden in der typischen Fortbewegungsart gefilmt. Auch in der Welt der Vögel, Lurche und Insekten findet der Film attraktive Motive, entdeckt Faszinierendes im Unscheinbaren.

Die Reenactment-Szenen, die sich im späteren Filmabschnitt häufen, dienen vor allem als Kulisse aus der Perspektive der bedrängten Tierwelt. Sie liefern das Geräusch von Stimmen, den Lärm von Maschinen und zeigen menschliche Tätigkeiten aus verschiedenen Kulturepochen, zum Beispiel eine feudale Jagd oder den Pestizideinsatz auf einer modernen Obstplantage. Manche Singvögel und andere Kulturfolger finden auch jenseits des Waldes eine Heimat, die großen Wildtiere aber nicht. Begleitet wird dieser naturhistorische Streifzug von der oft zarten Musik von Bruno Coulais. Der Off-Kommentar kommt nur gelegentlich hinzu und wirkt dann, obwohl er sich nicht auf trockene Informationen beschränkt, sondern auch Meinung beinhaltet, bereichernd. Dieser außergewöhnliche Naturfilm ist nicht nur eine Augenweide, er versteht es auch einfallsreich, den landschaftlichen Wandel in großen geschichtlichen Zeiträumen sichtbar zu machen.

Fazit: Der Dokumentarfilm von Jacques Perrin und Jacques Cluzaud lässt auf der Leinwand das Goldenen Zeitalter der Wälder, die einst Europa bedeckten, lebendig werden. Mit schönen Tierbeobachtungen in heutigen Biotopen vermittelt er eine gelungene Vorstellung von der Vielfalt der Arten in jenen weiten Urwäldern. Der weite naturhistorische Bogen des Films beeindruckt und plädiert überzeugend für ein neues Verhältnis des modernen Menschen zu ursprünglichen Landschaften.




TrailerAlle "Unsere Wildnis"-Trailer anzeigen

Zum Video: Unsere Wildnis

Besetzung & Crew von "Unsere Wildnis"

Land: Deutschland, Frankreich
Jahr: 2015
Genre: Dokumentation
Originaltitel: Les Saisons
Kinostart: 10.03.2016
Regie: Jacques Perrin, Jacques Cluzaud
Kamera: Michel Benjamin, Laurent Fleutot, Eric Guichard
Verleih: Universum Film

Verknüpfungen zu "Unsere Wildnis"Alle anzeigen





Spielfilm.de-Mitglied werden oder einloggen.