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Engelbecken (2014)

Dokumentarisch-essayistischer Rückblick eines Paares auf seine schwierige Ost-West-Beziehung im geteilten Berlin der Jahre 1986 - 1988.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 3 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 3.0 / 5

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Der Ostberliner Künstler Steffen Reck ist in der DDR 1986 Mitglied der freien Theatergruppe "Zinnober". Er lernt die Westberliner Studentin Gamma Bak kennen, die in den folgenden anderthalb Jahren zwischen der West- und der Osthälfte der Stadt pendelt. Steffen Reck will die DDR nicht verlassen, aber die Überwachung durch die Stasi, die Entfremdung von anderen Theaterkollegen, die einen konformeren Kurs anstreben und die allgemeine Angst und Unfreiheit setzen ihm zu: Er wird schwer depressiv und sogar selbstmordgefährdet. Die DDR setzt ihn unter Druck, indem er abermals zum Reservedienst der Armee einberufen wird.

Das Paar stellt nun einen offiziellen Heiratsantrag, damit Steffen nach Westberlin emigrieren kann und der drohenden Haftstrafe entgeht. Die Ausreise gelingt schließlich Anfang 1988, indem Steffen plötzlich ein Dienstreisevisum erhält: Offensichtlich wollte ihn das Land loswerden. Das Paar erinnert sich an seine verwegene, grenzüberschreitende Liebe und die bedrückende Atmosphäre in Ostberlin in den Jahren vor dem Mauerfall. Der mit viel Archivmaterial ausgestattete Film ist Steffen Recks und Gamma Baks Beitrag zum 25. Jubiläumsjahr des Mauerfalls.

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Der Filmtitel "Engelbecken" bezeichnet das Stadtgebiet zwischen Mitte und Kreuzberg, durch das seit 1961 die Mauer führte. Die junge Westberliner Studentin Gamma Bak und der Ostberliner Theaterkünstler Steffen Reck trotzen mit ihrer Liebesbeziehung in den 1980er Jahren dieser Grenze. Der essayistische Rückblick der beiden Filmemacher ist ein ausdrucksstarkes Dokument persönlich erlebter Geschichte. Obwohl ihre private Beziehung bereits 1990 zerbrach, haben die Regisseure vor diesem Film auch noch ein Theaterstück und einen Kurzfilm gemeinsam verwirklicht.

In den Erinnerungen von Steffen Reck und Gamma Bak an die Jahre 1986 bis 1988 und in den Gesprächen, die sie zu verschiedenen Zeitpunkten mit Freunden und Weggefährten von damals führten, wird nach und nach die große innere Not und Isolation freigelegt, die wohl viele DDR-Bürger belastete. Den ständigen Kontrollhunger des Staates belegen zum Beispiel absurd-minutiöse Schriftstücke und Formulare der Behörden. Das Paar war verdächtig, aber auch die halbfreie Theatergruppe "Zinnober" war verdächtig, und Steffen Reck konnte in dieser paranoiden Atmosphäre bald kaum mehr das Haus verlassen. Heute äußert er sich dankbar und bewundernd über Gamma Bak, weil sie die Strapazen der Grenzkontrollen so lange auf sich nahm. Als Steffen Reck schließlich ausreisen will, weil ihm nichts anderes übrig bleibt, schlägt die tief verinnerlichte DDR noch einmal zu: Er fühlt sich schuldig, die Republik zu verlassen, sieht sich gar als Verräter. Diskussionen über solche Fragen sind auch heute, wie der Film zeigt, im eigenen Umfeld nur eingeschränkt möglich. Von denen, die er zurückließ, erinnert sich der eine oder andere aber an das damalige Bedürfnis, das eigene Arrangement nicht infrage zu stellen.

Viele Aussagen im Film kommen aus dem Off – man weiß oft nicht, von wem und selbst wenn einzelne Personen im Bild erscheinen, fehlen die Namen. Das erschwert die Orientierung. Man muss sich auch auf den impressionistischen Stil der Montage mit den vielen alten, zum Teil schwarz-weißen Aufnahmen erst einmal einlassen. Als Zwischentitel dienen der Collage Fragmente aus dem Wort Engelbecken, wie Eng, Gelb, Ecken. Dazu erklingt eine oft düstere Musik, die die Stimmung diffuser, lähmender Bedrohung widerspiegelt. Wer die DDR erlebt hat, wird sie so schnell nicht wieder los: Gerade auch deshalb ist dieser Film als subjektives zeitgeschichtliches Dokument wichtig.

Fazit: Der essayistische Dokumentarfilm über eine Ost-West-Beziehung im Berlin der Jahre vor dem Mauerfall taucht tief in die bedrückende, bedrohliche Atmosphäre in der DDR ein. Die beiden Filmemacher erzählen ihre eigene Geschichte und illustrieren sie mit einer kreativen Collage. Der Film ist nicht zuletzt auch ein Dokument der Schmerzen und der Fragen, die im Gegensatz zum verursachenden System noch lange weiterexistieren.




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Besetzung & Crew von "Engelbecken"

Land: Deutschland
Jahr: 2014
Genre: Dokumentation
Länge: 80 Minuten
Kinostart: 03.09.2015
Regie: Gamma Bak, Steffen Reck
Verleih: Gmfilms

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