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FBW-Bewertung: Bob, der Streuner (2016)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Kann mit der Gewissheit einer millionenfach verkauften Buchvorlage (genauer, einer ganzen Reihe) im Rücken bei einem Kinofilm noch etwas schiefgehen? Das schon, doch Roger Spottiswoodes Verfilmung der Bücher von James Bowen macht alles richtig und hat zudem das Herz auf dem rechten Fleck. Und mehr noch: Mit leichter Hand schafft es der Film, den Blick des Zuschauers auf die Außenseiter der Gesellschaft zu wenden. Und das zudem mit einer Geschichte, die stark im eigenen Leben des Autors der Vorlage verankert ist.

James (im Film gespielt von Luke Treadaway) ist ein heroinsüchtiger Straßenmusiker, der sich eigentlich mitten in der Abwärtsspirale aus Drogensucht und Obdachlosigkeit befindet - ein Mensch also, mit dem es voraussichtlich schlimm enden wird. Und doch spürt Val, seine Betreuerin beim Sozialamt, dass bei diesem Junkie vielleicht doch etwas anders ist, dass er der eine unter vielen ist, der von allein den Absprung aus dem Teufelskreis schaffen könnte. Und so nimmt James, der keinen Kontakt mehr zu seiner Familie hat, tapfer den Kampf gegen die Sucht und für ein besseres Leben auf und bekommt dabei unerwartet Hilfe und Unterstützung von verschiedenen Seiten. Da ist beispielsweise zum einen seine neue Nachbarin Betty, die eigentlich von Junkies nichts mehr wissen will. Und dann ist da zudem noch der Kater Bob, der eines Tages in James? neuer Behausung auftaucht und dann nicht mehr von seiner Seite weicht.

Man fühlt sich von Anfang an fast ein wenig an den sozialrealistischen Blick Ken Loachs erinnert. Doch BOB, DER STREUNER ist dann doch aus einem etwas anderen Holz geschnitzt - und das nicht nur, weil hier eine Katze zumindest teilweise zur Mittler- und Erzählerfigur wird, ohne dass dies jemals ins Kitschige abgleiten würde. Zwar schaut auch Roger Spottiswoode wie Ken Loach genau hin, wenn es um die realistische Darstellung des Lebens der ?kleinen Leute? geht und peppt die Geschichte nicht mit allzu viel Dramatik auf (die sie auch gar nicht benötigt). Doch dank der Erfahrungen von James Bowen ist die Grundierung dieses Sozialdramas deutlich lichter und heller als bei Loachs düsterer Abrechnung mit dem maroden britischen Sozialstaat. Unterstützt von exzellenten Darstellern, denen Spottiswoode einiges zutraut und denen er deshalb viel Platz zur Entfaltung lässt (insbesondere Luke Treadaway leistet hier insbesondere zu Beginn des Films, wenn er die Geschichte fast alleine trägt, Beachtliches), trifft BOB, DER STREUNER mitten ins Herz und zeigt, mit welch einfachen Mitteln ein Film sein Publikum mitreißen kann.



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