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FBW-Bewertung: Beuys (2016)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Die Jury hat dem Film das Prädikat besonders wertvoll verliehen.

300 Stunden Video- und fast ebenso viel Audio-Material von und mit Joseph Beuys hat Andres Veiel zu 107 spannenden, aufklärerischen und unterhaltsamen Minuten verdichtet. Der Mann mit dem Hut, dem Filz und der Fettecken war ein Visionär, der seiner Zeit voraus war. Er verweigerte sich einem isolierten Kunstbegriff, er vertrat die demokratische Idee, alle Menschen seien Künstler, provozierte mit seinen Aktionen, prangerte den Geldhandel an, mischte sich vehement in den politischen Diskurs ein. Sein Beitrag für die Documenta 1972 war ?das Büro der direkten Demokratie?, 1982 waren es die ?7000 Eichen?, die in Kassel gepflanzt wurden und als Ideen Wurzeln schlagen sollten.

Das Archivmaterial wurde mit großer Sorgfalt restauriert, das alte Fotomaterial tricktechnisch elegant in klare Rahmen gesetzt, wobei den Zuschauern genügend Zeit gelassen wird, alte Fotos und ausgewählte Kunstaktionen wie ?I like America, America likes me? (1974) in Ruhe zu betrachten. Beuys? Werdegang wird nicht als klassisches Biopic sondern assoziativ erzählt, die Brüche in seinem Leben spielen dabei eine große Rolle. Eine Meisterleistung ist die Bild- und Tonmontage von Andres Veiel und seinen Cuttern Stephan Krumbiegel und Olaf Voigtländer. Der Film zeigt alle Facetten von Beuys, seine Schlagfertigkeit undseinen Humor, seine Lust an der Provokation, sein Engagement und seine Depression und Verletzlichkeit. Man versteht die Bezauberung und Faszination, die von diesem Künstler ausging. BEUYS lässt zu 95 Prozent das Material sprechen, die wenigen Stellen an denen Weggefährten zu Wort kommen, sind mit Bedacht gewählt, auf einen erklärenden Text wird ganz verzichtet.

Die Jury war begeistert von dem innovativen Film, der unterhaltsam und leicht zusammengesetzt ist und große Lust darauf macht, Beuys wieder und neu zu entdecken.




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