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FBW-Bewertung: Licht (2017)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Die FBW-Jury hat dem Film das Prädikat besonders wertvoll verliehen.

Im Rahmen eines historischen Kostümfilms wird hier vom Sehen erzählt. Davon, wie grundlegend es einen Menschen verändert, ob er sehen kann oder nicht, und davon, dass es im Leben wichtigeres als die Sehkraft geben kann. Untersucht wird dies im Rahmen einer historisch verbürgte Geschichte aus dem Wien des 18. Jahrhunderts. MariaTheresia Paradis ist eine blinde Pianistin, die am Wiener Hof als eine Kuriosität gehegt und gepflegt wird. Für ihren ehrgeizigen Vater ist sie nicht mehr und nicht weniger als die Eintrittskarte in die feinsten Kreise der Stadt, und sie selber ?möchte niemand sein, der nichts kann und nichtsist?. Der berühmteste Arzt seiner Zeit, Franz Anton Mesmer, nimmt sich ihrer an und tatsächlich gelingt es ihm, dass sie langsam beginnt wieder zu sehen. Doch als sie merkt, dass gleichzeitig ihr Talent als Musikerin verschwindet, bricht sie die Behandlung ab. Diese universelle Geschichte davon,was ein Mensch bereit ist zu opfern, um anerkannt zu werden, wird grandios in das höfische Milieu jener Zeit eingebettet. In dieser Gesellschaft, bei der die Intrige das Schlachtfeld und die geistreiche Bemerkung die Waffe ist, steigt und fällt die Akzeptanz, die Maria Theresia genießen kann, jenachdem, wie interessant sie gerade ist. Und dies macht der Film mit einem intelligenten Drehbuch und einer Regie, bei der die Höflinge manchmal wie eine auf Unterhaltung gierige Meute wirken, eindrucksvoll deutlich. Maria Dragus spielt die Protagonistin sehr glaubwürdig, sowohl als Blinde wie dann auch als eine junge Frau, die zwar schon sehen kann, dieses aber dann erst einmal lernen muss. Denn woher soll sie wissen, dass etwa ein Stuhl immer derselbe bleibt, obwohl er aus verschiedenen Blickwinkeln und Entfernungen ganz verschieden aussehen kann. Devid Striesow spielt einen sehr einfühlsamen und ernsthaften wirkenden Franz Anton Mesmer, der Maria Theresia unbedingt heilen will und offensichtlich auch kann, obwohl er von missgünstigen Kollegen als Scharlatan bezeichnet wird. Auch davon erzählt der Film in einigen schönen Szenen, aber im Zentrum bleibt immer Maria Theresia und ihr Konflikt. Barbara Albert lässt den Film nie ins Melodramatische abgleiten. Sie erzählt stattdessen sachlich und komplex, wodurch LICHT sowohl sinnliches (die prunkvolle Ausstattung) wie auch intellektuelles Vergnügen bereitet.




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