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FBW-Bewertung: The Hate U Give (2018)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Spätestens seit der #BlackLifesMatter-Bewegung ist rassistisch motivierte Polizeigewalt in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit geraten - und das längst nicht nur in den USA, sondern auch in Europa. Die afroamerikanische Autorin Angie Thomas hat die Ereignisse, von denen man immer wieder in den Nachrichten hört oder liest, in ihrem Young-Adult-Debütroman ?The Hate U Give? thematisiert und damit nicht nur in den USA eine breite Diskussion angeregt. Ddas Buch entwickelte sich dort quasi über Nacht zu einem Bestseller, von dem innerhalb eines einzigen Monats mehr als 100.000 Exemplare verkauft wurden, insgesamt war das Buch 50 Wochen in der Bestsellerliste der New York Times.

George Tilmann Jr. hat aus der schon sehr gelungenen Vorlage einen emotional aufwühlenden und überaus bewegenden Film geformt, der trotz einer gewissen Länge und Epik durchgängig packt und überzeugt und der seinen schwierigen Themenkomplex aus Polizeigewalt, Alltagsrassismus und Chancenungleichheit auf vielfältige und ausdifferenzierte Weise zu vermitteln weiß und dabei Gewalt und deren Motivation auf beiden Seiten zeigt.

Getragen wird das Drama von einem exzellenten Cast, bei dem neben der Darstellerin der Hauptperson Starr nahezu jedes Mitgliedüberzeugen kann. Unterstützt werden diese herausragenden darstellerischen Qualitäten von einer exzellenten Kameraarbeit, die von dokumentarisch bis episch zahlreiche Facetten beherrscht und dem Film so eine große formale wie emotionale Varianz verleiht.

Das tiefgründige Drehbuch verleiht jeder der zahlreichen Figuren Tiefe und Brüche und macht so deren Erleben und Handeln schlüssig und nachvollziehbar. In diesem Film ist kaum jemand wirklich böse oder nur gut, sondern zeichnet sich vielmehr durch ein vielschichtiges Innenleben aus, das den Personen einegroße Glaubwürdigkeit und Authentizität verleiht.

Dass Angie Thomas und mit ihr der Film nicht einen der großen und bekannten Fälle von Polizeigewalt als Vorbild wählte, sondern einen vermeintlich weniger spektakulären, erweist sich bei näherer Betrachtung in vielerlei Hinsicht als Glücksfall und macht diesen Film zu einem echten Erlebnis, das auf bewegende Weise Einblicke in den US-amerikanischen Alltagsrassismus ermöglicht.



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