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FBW-Bewertung: Moritz Daniel Oppenheim - Der erste jüdische Maler (2016)

Prädikat wertvoll

Jurybegründung: In diesem dokumentarischen Porträt des Titel gebenden Malers stehen zwei Themen im Zentrum: Judentum und Kunst. Diese stehen in enger Wechselwirkung, da Oppenheim als der erste jüdische Maler gilt. Der Film entstand anlässlich der Errichtung eines Groß-Denkmals und eines Bildnisses für den Künstler auf dem neugestalteten Freiheitsplatz seiner Geburtsstadt Hanau.
Der Film verwebt die Herstellung dieses Denkmals mit einem Porträt des Malers, in dem es um seine Identität als Maler, Bürger und Jude geht. Es gibt demzufolge eine historische Betrachtung, in der Experten zu Wort kommen, um sein Werk und Leben einzuordnen und angemessen zu würdigen und eine Nachfahrin, die persönlichere Dinge erzählt. Der Handlungsstrangzur Herstellung des Denkmals zeigt zunächst detailliert die Entstehung des Bildnisses durch den französischen Bildhauer Pascal Coupot und wendet sich im zweiten Teil des Films dem Stahldenkmal Robert Schads zu. Hier wird aber weniger der künstlerische Prozess gezeigt als vielmehr der Transport des Großdenkmals an seinen Bestimmungsort auf dem Freiheitsplatz in Hanau.
Die Experten sind gut gewählt und vermitteln auf verständliche und teilweise mitreißende Weise die Bedeutung des Malers sowie Wissen über den Alltag jüdischen Lebens, das sie aus bekannten Exempeln der Historien-, Porträt- und Genremalerei des Künstlers ableiten. Wie Oppenheim sich jedoch zu den zahlreichen Kunstrichtungen im 19. Jahrhundert, die den Weg zur modernen Kunst ebneten, verhielt, wird allenfalls angerissen (auch das Verhältnis zur aufkommenden Fotografie, die zur großen Konkurrenz für die Porträtmalerei wurde, spielt keine nennenswerte Rolle). In den Augen der Jury wäre es wünschenswert gewesen, diesem Thema etwas mehr Beachtung zu schenken. Zudem ist es sicherlich nachvollziehbar, dass im Zuge der Feierlichkeiten in Hanau auch das Grab des Künstlers als Ort des Gedenkens einbezogen wird, doch hätte sich die Jury diese Sequenz etwas kürzer gewünscht, ; was sich auch auf den Transportdes Großdenkmals übertragen lässt.
MORITZ DANIEL OPPENHEIM ist ein gelungener, klassisch gestalteter Dokumentarfilmüber eine wichtige Künstlerpersönlichkeit des 19. Jahrhunderts, der zudem auf eingängige Weise Wissen über jüdische Kunst vermittelt.




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