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FBW-Bewertung: Was man von hier aus sehen kann (2022)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Die große Leserschaft des gleichnamigen Erfolgsromans von Mariana Leky kann sich auf die gelungene Verfilmung von Aron Lehmann freuen. Der Reichtum des Buches mit seiner Vielzahl an schillernden Figuren, die vielen kleinen und großen Geschichten, die liebevollen Details, der Zauber und die Magie, der ruhige Erzählfluss ? dies alles hat der Film auch zu bieten.

Wir werden in ein kleines Dorf im Westerwald versetzt. Dort scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Das Ambiente ist zauberhaft nostalgisch, fast zeitlos. Zentrum des Dorfes ist das Haus von Großmutter Selma, eine Glanzrolle für Corinna Harfouch. Selma verbindet eine große Liebe zur Enkelin Luise, phänomenal verkörpert von Luna Wedler. Luise erwidert die Liebe zur Großmutter bedingungslos. Und bei allen guten und schlechten Geschehnissen führen die Wege vieler Dorfbewohner:innen immer zu Selma und Luise. Beide verfügen über besondere Gaben, mit denen sie aber nicht ganz glücklich scheinen. Luise sieht ständig große und kleine Dinge fallen, zuletzt fällt sogar ein Haus hinter ihr zusammen. Und Selma träumt hin und wieder von einem Okapi, was unvermeidbar zum Tod eines Dorfbewohners oder Dorfbewohnerin führt. Bei allen Geschehnissen kommt man zu Selma, holt ihren Rat, Trost und Hilfe ein. Und der eigentliche Mittelpunkt im Dorfleben ist die kleine Luise, die wir als Kind mit ihrer Jugendfreundschaft wie auch als junge Frau mit ihrer ersten und sehr kurzen Liebe zum Buddhisten-Mönch Frederik (Benjamin Radjaipour) erleben dürfen. Da ist Rosalie Thomas als Selmas engste Freundin Marlies und Peter Schneider, der als Palm seinen Weltschmerz im Alkohol begräbt. Und da ist in einer eindrucksvollen Rolle Karl Markovics als Optikermeister im Dorf zu erleben, der erst an Selmas Sterbebett seine lebenslange Liebe zu ihr anhand von einem Riesenstapel nie vollendeter und abgeschickter Liebesbriefe offenbart. Thorsten Merten, Katja Studt und weitere renommierte Schauspieler:innen machen das eindrucksvolle Ensemble dieses Films vollständig. Es geht immer um große Gefühle, um Liebe, Tod und Schmerz. Es ist eine magische Welt, in dessen Reichtum an Erzählungen die Zuschauer:innen gerne eintauchen. Ein Lob verdient die liebevolle Ausstattung des Films, die hervorragende Kameraführung im Verbund mit der präzisen Licht- und Farbgestaltung und letztlich die sehr stimmige Orchestrierung.

Die Jury der FBW entschied sich für die Vergabe des Prädikates BESONDERS WERTVOLL.



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