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FBW-Bewertung: Ein Junge namens Weihnacht (2019)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: In den angelsächsischen Ländern ist es bekanntlich Father Christmas, der in der Weihnachtsnacht durch die Lüfte fliegt und den Kindern die Geschenke bringt. Die Story hat mittlerweile auch hierzulande Fuß gefasst und begonnen, unser Bild von Weihnachten zu verändern. 2015 hat sich der britische Schriftsteller Matt Haig an diese Father-Christmas-Stories gewagt. Sein EIN JUNGE NAMENS WEIHNACHT erzählt mit viel Witz, wie einst ein Junge zum Weihnachtsmann geworden ist. Eine originelle Neuinterpretation eines Mythos, der jetzt mit viel Herz und einer tollen Besetzung als Realfilm mit Animationselementen verfilmt worden ist.
Vor langer Zeit hat die Halbwaise Nikolas Weihnacht in den Wäldern Finnlands gelebt. Als dessen Vater eines Tages in den Norden zieht, um das sagenumwobene Wichtelgrund zu finden, folgt Nikolas heimlich. Auf seinem Weg findet er neue Freunde und besteht eine Menge Abenteuer, um letztlich dann zu dem zu werden, der Weihnachten, so wie wir es kennen, in die Welt bringt.
Zugegeben ein wenig umständlich, etwas wirr und durchaus mit viel Zeit tastet sich der Film zunächst an die Story heran. Dann aber nimmt er umso gekonnter Fahrt auf und seine Zuschauer mit auf eine zauberhafte Reise zum Beginn aller Weihnachten.
Gil Kenan und Ol Parker verstehen es mit den allseits bekannten Mythen genauso liebe- wie humorvoll zu spielen. Mit einer herausragenden Animation und einem wahrlich gelungenen Set-Design schafft der Film eine genauso unprätentiöse und unsentimentale, wie herzliche Neuerzählung des Stoffs. Bild und Ton, ja die gesamte Machart scheinen der Jury sehr sorgfältig angelegt, ohne bedächtig und überlegt zu wirken. Im Gegenteil: Mit gutem Timing, kindgemäßen Albernheiten, aber auch hintergründigem Witz und einer unglaublichen Detailverliebtheit hat die filmische Adaption von EIN JUNGE NAMENS WEIHNACHT die Jury begeistert.
Kleine Pausen von der abenteuerreichen Handlung erreicht der Film durch gezielt in die Rahmenhandlung eingestreute Kinderfragen. Das wirkt authentisch und schafft die notwendigen Zäsuren, die ein Kinderfilm braucht, stört aber den Handlungsfaden in keinster Weise. Den erwachsenen Zuschauern hingegen bieten Kenan und Parker politische Botschaften und satirischen Tiefgang im knackig-trockenen Monty-Python-Stil, so dass auch sie mit Sicherheit Freude an EIN JUNGE NAMENS WEIHNACHT haben werden.
Herausragend bewertet die Jury den Cast: Jim Broadbent, als trottelig-arroganter König und Sally Hawkins als biestig-verbitterte Wichtelkönigin haben beide schon zuvor in den Paddington-Filmen hervorragend agiert. Zu ihnen gesellen sich nun auch Kristen Wiig und Maggie Smith, als doch recht ?anders? agierende Tanten in Höchstform. Besonders aber muss die Leistung Henry Lawfulls hervorgehoben werden, der als Titelfigur die Jury wirklich überzeugt hat.
Ein wenig schade fand die Jury, dass sich der opulente Klangteppich der Musik in nahezu jeder Szene unterlegt ist. Ihrer Ansicht nach hätten Gil Kenan und Ol Parker mehr Vertrauen in ihre wunderbaren Bilder haben können. .
Mit Tempo, Witz und Charme erzählt EIN JUNGE NAMENS WEIHNACHT, wie der Weihnachtsmann zu dem wurde, den wir kennen. Nach ausführlicher Diskussion möchte die Jury dieser kindgerechten Geschichte, die sicherlich auch Erwachsene ins Kino zieht, das höchste Prädikat vergeben.



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