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FBW-Bewertung: Just Mercy (2019)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Der Film von Destin Daniel Cretton erzählt die wahre Geschichte eines Afroamerikaners, der 1989 in Alabama für einen Mord verhaftet und verurteilt wurde, den er nicht begangen hat. Über viele Jahre und im Laufe von mehreren Prozessen versucht ein junger Anwalt, ihn aus der Todeszelle herauszuholen und schließlich seinen Freispruch zu erwirken. Der Gerichtsfilm folgt sachlich den einzelnen Schritten dieser Verteidigung, und gerade deshalb hat JUST MERCY eine große erzählerische Kraft, denn der Film macht glaubhaft nachvollziehbar, wie machtlos Afroamerikaner gerade in den Südstaaten der USA der Willkür von Polizei, Justiz und Gefängnis ausgesetzt sind. Ein entscheidender Unterschied zu den meisten US-amerikanischen Filmen über den Kampf für die Bürgerrechte der Afroamerikaner besteht darin, dass hier der Anwalt, der sich gegen das Unrecht engagiert, selbst Afroamerikaner ist. Der Film steht klar in der Traditionvon Justizfilmen wie WER DIE NACHTIGALL STÖRT, deren konventionellen, ruhigen Erzählfluss, er folgt. Eine der bösen Ironien des Film (und der realen Geschichte) besteht darin, dass der Fall im Geburtsort der Autorin Harper Lee verhandelt wird, und der junge Anwalt wiederholt darauf hingewiesen wird, wie stolz man darauf ist, während dort offensichtlich immer noch der gleiche Rassismus herrscht wie in den 1930er Jahren, in denen Harpers Roman spielt. JUST MERCY wirkt auch durch die Leistung der Schauspieler so erschütternd. Michael B. Jordan gibt der Figur des jungen Anwalts Bryan Stevenson die Ausdauer und Sturheit, die nötig sind, um solch einen jahrelangen Kampf um einen Mann in der Todeszelle durchzustehen, und Jamie Fox gibt dem Justizopfer Walter McMillian die Ruhe eines Mannes, der über die Jahre zu einem Stoiker geworden ist. Ein wichtiger Film und ein Film, der wütend macht.



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