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FBW-Bewertung: Himmel über dem Camino - Der Jakobsweg ist Leben! (2019)

Prädikat wertvoll

Jurybegründung: Der 'Camino', die auch als 'Jakobsweg' bekannte Pilgerstrecke in Spanien, ist ein Ort zum Nachdenken und für die Selbstreflexion. Umso mehr auch für Menschen, die Verluste oder Traumata zu bewältigen haben. Die Filmemacher Fergus Grady und Noel Smith konzentrieren sich in ihrem Dokumentarfilm auf eine kleine Gruppe von Pilgern aus Australien und Neuseeland, die sich unterwegs zu einer lockeren Gemeinschaft zusammenfinden - aus im Film allerdings nicht näher erklärten Gründen. Sie unterstützen sich gegenseitig, sind aber auch darauf bedacht, Distanz zu wahren, hat doch jeder einzelne von ihnen genug mit sich selbst zu tun. Mit der Zeit erzählen sie vor der Kamera oder aus dem Off von dem, was sie hierher gebracht hat. Es stellt sich heraus, dass jeder von ihnen auf seine Weise in Trauer ist, sei es um kürzlich verstorbene nahe Angehörige oder um Trennungen, die lange her sind, aber immer noch schmerzen. Zutiefst menschlich und universell sind die angesprochenen Themen in HIMMEL ÜBER DEM CAMINO und deshalb selbstverständlich für ein breites Publikum von Interesse. Sie bieten darüber hinaus viel Gelegenheit für rührende Momente - die den Zuschauer auch definitiv erreichen. Nicht immer, so die Jury, finden die Filmemacher für diese Emotionen das richtige filmgestalterische Konzept. Die Schnittdramaturgie wechselt stark zwischen den Protagonistinnen und Protagonisten, um ihre jeweiligen emotionalen Bogen und ihre ganz eigenen Narben vorzustellen. Diese Dynamik erschwert im Umkehrschluss jedoch eine durchgehend schlüssige Erzählung. Auf diese Weise kommt man den einzelnen Protagonistinnen und Protagonisten in unterschiedlicher Weise nahe. Da es sich um eine überschaubare Gruppe von fünf Personen handelt, fällt das der Jury als Unebenheit der Interview-Technik ins Auge. Auch visuell bleibt HIMMEL ÜBER DEM CAMINO ein wenig hinter den geweckten Erwartungen zurück: Die Aufnahmen der prächtigen und wechselhaften Natur kommen stellenweise nicht über einen klassisch touristischen Blick hinaus, und dienen der klassischen Illustration. Und doch gelingt dem Film die Vermittlung der Emotionen, auch und gerade durch die Nähe, die die Filmemacher zu den portraitierten Wandernden aufbauen konnte. Aufgrund seiner Qualitäten und in Abwägung aller Argumente zeichnet die FBW-Jury den Film gerne mit dem Prädikat ?wertvoll? aus.



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