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FBW-Bewertung: Wild - Jäger und Sammler (2021)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Der Schweizer Regisseur und Naturfilmer Mario Theus führt uns in die grandiose Landschaft der Alpenwelt. Faszinierend schöne Bilder lassen uns sinnlich eintauchen in die Natur und ihre Tierwelt. Wir dürfen drei Menschen bei ihren Streifzügen durch die Alpen begleiten: Da ist der ehemalige Wilderer, wie er sich selbst nennt, Urs Biffiger, der sein Jagdgewehr gegen seine Filmkamera eintauschte und nur noch leidenschaftlich die Wildtiere im Wallis filmt und die abgeworfenen Geweihe der Hirsche sammelt. Bilder in einer Nähe zu den Tieren, die man so wohl noch nie sehen konnte. Töten kann er die Tiere nicht mehr, erzählt er. Er würde einen wunderbaren Hirsch so sehr vermissen, wenn er nicht mehr bei ihm vorbeikommen würde. Dann erleben wir die Wildhüterin Pirmina Caminada, wie sie uns in der wunderschönen Landschaft von Graubünden teilnehmen lässt an ihren philosophischen Gedanken über die Natur, ihren Kreislauf im Jahresrhythmus und den Mensch mit ihr im Einklang. Die Jagd ist für sie eine Form der Selbstversorgung des Menschen seit der Urzeit und gehört auch zum Schutz der Natur, wie sie auch selbst als Hüterin der unter Schutz stehenden Berglandschaft mithilft. Und wir dürfen in der Begleitung des Jägers und Bergbauers Andreas Käslin aus Nidwalden Zeugen sein, wie er Wildtiere erlegt. Er tötet nicht zum Selbstzweck oder aus Jagdfieber, sondern aus einer seit Generationen gelebten Tradition in seiner Familie und eingebunden in den Kreislauf von Kommen und Gehen, wie er es auch seinen Kindern erklärt.
Eine hervorragende Bildgestaltung zeigt uns nicht nur die Natur und ihre Tierwelt in schönen Panoramen und großartigen Nahaufnahmen sondern bleibt auch dicht an den drei Protagonisten und lässt uns teilhaben an ihren sparsamen und wiederum höchst informativen Erzählungen. Was wären aber die Bilder ohne die perfekte Tongestaltung, die uns die Stille, wie auch die Geräusche, das Atmen der Natur, und die Laute der Tiere zum Erlebnis machen? Der Mensch im Einklang mit der Natur spürt auch den so angenehmen langsamen Lebensrhythmus. Bei aller Schönheit, die uns der Film auch zeigt, erspart uns Regisseur Mario Theus nicht die Themen, die im engen und im weiteren Sinn zu diesem Film letztlich auch gehören: Was geschieht mit dem Fleisch der erlegten Tiere? Dann der Hinweis auf die industrielle Erzeugung der Fleischprodukte für den täglichen Konsum der Menschen. Die Landwirtschaft, die ihren Beitrag dazu liefert, und Bilder von der Geburt eines Kälbchens. Er erspart uns auch nicht die Bilder vom Ausweiden der erlegten Wildtiere. Und: Da wäre auch noch die so hoch engagierte Arbeit von Ärzten und Ärztinnen in den Tierpraxen und Tierkliniken. So rundet sich dieser Film zu einem großen Appell an uns Menschen, im ehrfurchtsvollen Einklang mit dem Geschenk der Erde, mit seinen Elementen, seiner Natur und der Tierwelt zu leben. Gerne zeichnet die Jury den Film mit dem höchsten Prädikat aus.



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