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FBW-Bewertung: Happy Family 2 (2021)

Prädikat wertvoll

Jurybegründung: ?Happy Family gegen Perfect Family? wäre ein zutreffender Alternativtitel zu dieser Fortsetzung des international erfolgreichen Animationsfilms HAPPY FAMILY. Mit diesem Plot gelingt es Holger Tappe und seinem Drehbuchautor David Safier, die widersprüchlichen Erwartungen zu erfüllen, die Fans eines ersten Films an einen zweiten Teil stellen: Sie wollen nochmal dasselbe, aber anders. Hier verwandelt der tollpatschige Max sich und seine Familie wieder in Monster. Als Werwolf, Mumie, Vampir und Frankensteins Schöpfung haben sie diesmal die Aufgabe, Baba Yaga und Renfield zu retten, die während ihrer Hochzeit von der Mini-Agentin Mila entführt wurden. Es stellt sich heraus, dass Mila zu der perfekt erscheinenden Familie eines genialen Erfinders und Industriellen gehört und sie im Auftrag ihrer Eltern auf der ganzen Welt mythologische Geschöpfe einfängt, um ihre Lebensenergie abzuzapfen. So entführt sie Dracula, Nessie, einen Yeti und King Kong, und die Monsterfamilie Wünschmann ist ihr dabei immer auf den Fersen. Die Wünschmanns leben glücklich in ihrem Chaos, das Bilderbuchpaar Marly und Maddox ist dagegen mit ihrem Perfektionismuswahn unmenschlich, kalt und böse. Da ist sicher auch ein kleiner Seitenhieb auf die Masterminds von Silicon Valley versteckt, mit dem die Filmemacher ihrem jungen Zielpublikum Zweifel an dem Selbstoptimierungszwang in den sozialen Netzwerken eingepflanzt werden soll. Aber auf dieser Ebene werden die jungen Zuschauer*innen auch am Anfang des Films abgeholt, denn die ersten Minuten des Films sind durchsetzt mit von den Filmfiguren gemachten Selfies, Inszenierungen für Instagram und peinlichen Handyaufnahmen von Max, die zwei Mitschülerinnen ins Netz stellen. Geschickt werden hier Erfahrungen und Ängste Jugendlicher thematisiert: Mobbing, Minderwertigkeitskomplexe, hohe Erwartungen von Eltern und der Zwang zur Uniformität durch Vorbilder in den Medien werden hier so durchgespielt, dass eine Ermächtigung der jungen Zuschauer möglich ist: Es ist gut, anders zu sein und seine Schwächen zu zeigen. Im internationalen Vergleich mit den Animationsfilmen großer Studios ist HAPPY FAMILY 2 eine Low Budget-Produktion, doch dabei ist das Niveau erstaunlich hoch. Die Gestaltung der Figuren, die rasanten Bewegungsabläufe, die Gestaltung der Räume und die verschiedenen Erzählwelten, wie die eisigen Berge des Himalaya, eine tropische Insel oder eine Weltraumstation sind liebevoll, detailreich und handwerklich makellos ausgeführt. HAPPY FAMILY 2 bietet intelligente Familienunterhaltung, bei der etwa mit ironischen Anspielungen oder der Auswahl der vielen Songs aus den 1980er und 1990er Jahren auch an die Eltern gedacht wurde.



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