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FBW-Bewertung: Hui Buh und das Hexenschloss (2021)

Prädikat wertvoll

Jurybegründung: Eines muss man HUI BUH UND DAS HEXENSCHLOSS lassen: Der Film fängt sein Publikum sofort und ohne umständlichen Prolog, dafür aber mit viel Spannung, ein. Als die böse Hexe Erla die kleine Ophelia und ihre Mutter in Paris entdeckt, wird es ernst. Um nicht zu sterben, muss Erla das Necronomicon von den Beiden bekommen, das mächtigste Zauberbuch der Welt. Aber sollte sie es bekommen, wäre das auch das Ende der Welt, so wie wir sie kennen. Damit das nicht geschieht, flieht Ophelia mitsamt des Necronomicons zu Hui Buh auf Schloss Burgeck. Nur zu dumm, dass Hui Buh das wohl schlechteste Gespenst weit und breit ist, wenn es um das Spuken geht.

Hexen, die sich aus einer Schar schwarzer Vögel materialisieren und auch dahin wieder auflösen oder eine Sanduhr, die die verbleibende Lebenszeit von Hexe Erla anzeigt: Der Einstieg zu HUI BUH UND DAS HEXENSCHLOSS ist kreativ, düster und dazu noch ein richtig spannender Part des Films. Hier entfaltet sich der Ideenreichtum des Teams um Regisseur Sebastian Niemann. Sicherlich kann und darf ein Film, zumal ein Familienfilm, so viel Spannung nicht auf voller Länge durchhalten, jedoch hätte sich die Jury noch mehr solcher Ideen und ein paar retardierende Momente weniger gewünscht.

Auch in der Fortsetzung des Kinoerfolgs aus dem Jahr 2006 kann Regisseur Sebastian Niemann auf Michael ?Bully? Herbig sowie dessen Mitstreiter aus unter anderem TRAUMSCHIFF SURPRISE-Zeiten Rick Kavanian und Christoph Maria Herbst zurückgreifen. Wobei Herbig als Hui Buh, wie schon im ersten Teil, nur stimmlich und als Animationscharakter zu erleben ist. Kavian agiert dafür umso körperlicher, weil er Charles reichlich überdreht darstellt. Eine darstellerische Größe ist Herbst, dessen Wortwitz immer wieder auch bei seinem Charakter, dem Schlossherrn Julius CXI., durchblitzt. Wirklich bereichert wird der Cast allerdings durch die 15-jährige Nelly Hoffmann, die die Rolle der kleinen Hexe Ophelia glaubhaft verkörpert und eine echte Entdeckung für den Film ist. Vor allem aber hat der Jury die Leistung von Carmen-Maja Antoni gefallen. Ihre wortgewandte, ?straight-forward? und ?down-to-earth?-Knusperhexe stiehlt allen anderen Charakteren glatt die Show und rettet so manche Szene.

Natürlich hat HUI BUH UND DAS HEXENSCHLOSS Anleihen bei zahlreichen Märchen genommen. Das ist nach Ansicht der Jury absolut legitim, zumal ein Großteil der abendländischen Märchen und Spukgeschichten aufeinander aufbauen, aber HUI BUH liefert, nach Ansicht der Jury, an manchen Stellen ein wenig viel des sattsam Filmbewährten. Dazu gehört auch der Score, der unüberhörbare Anleihen bei den Harry-Potter-Stücken John Wiliams? genommen hat.

Echte, emotionale Momente, so die Jury, kommen leider ein wenig zu kurz. So gehen dem Plot der Halt und auch das Temperament an einigen Stellen verloren. Für das Zielpublikum aber, da ist sich die Jury ganz sicher, wird das Rezept des Films aufgehen, den großen Filmzaubertopf mit erprobten Zutaten zu füllen und diese zu einer überzeugenden Mischung anzurühren. Nach ausführlicher Diskussion und in Abwägung aller Argumente beschließt die Jury, dem Familienfilm HUI BUH UND DAS HEXENSCHLOSS das Prädikat ?wertvoll? auszusprechen.



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