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FBW-Bewertung: Lucy ist jetzt Gangster (2022)

Prädikat wertvoll

Jurybegründung: Neben der Schule ist für die zehnjährige Lucy ihr absolutes Traumleben in der Eisdiele ihrer aus Sizilien stammenden Familie. Immer freundlich und fröhlich hilft sie absolut perfekt, für die vielen Stammkunden ihr jeweiliges Lieblingseis zu präsentieren. Als durch einen dummen Zufall die Eismaschine kaputt geht, ist das Familien- und Geschäftsidyll aber jäh zerstört. Das Geld für eine neue Maschine ist nicht da und die Bank gibt auch keinen Kredit. So droht die Schließung des Eisverkaufs. Als Onkel Carlo im Spaß erzählt, dass Gangster an das nötige Geld kommen könnten und jeder Gangster werden könne, nimmt die kleine Lucy dies mehr als ernst. Nur, wie wird man Gangster? Der schlimmste Finger in Lucys Klasse, Tristan, sieht für Lucy wie ein Gangster aus. Gegen Nachhilfe in Mathematik ist dieser auch schnell bereit, Nachhilfe im Gangsterwerden zu geben und bei einem Bankraub zur Seite zu stehen. Aber, wie wird man böse, wenn man so eine liebenswerte Frohnatur wie Lucy ist? Dass der geplante Bankraub dann in ganz andere Richtungen verläuft und das Geld für die neue Eismaschine durch eine Spendenaktion der Eisliebhaber zustande kommt, ist mit Lucy im Mittelpunkt ein Freudenfest.

Das Ambiente des Films ist knallbunt und so farbenfroh wie die Eissorten in ihm. Eine fröhliche Welt, in der selbstverständlich Lucy und ihre Freunde immer die Oberhand halten. Moralische Werte, wie intakte Familie, Ehrlichkeit und Liebenswürdigkeit, Zusammenhalt in der Gemeinschaft sind eingebracht, wie auch die Tatsache, dass Verbrechen sich nicht auszahlen und das Ziel nur das Gute sein kann.

Aus der sympathischen Grundidee und der positiven Botschaft nach Familie und Zusammenhalt ergibt sich die Herausforderung, dass Lucys intakte Welt erstmal umständlich in Gefahr gebracht, dann mehr oder weniger glaubwürdig alle Hilfe verweigert und final die abwegigste, aber einzige Lösung gefunden werden muss. Dies bietet im Genre der Komödie, in dem wir uns bewegen, viel Potential für humorvolle Szenen und die ansprechende Denkübung des ?Was würdest du tun??.

Die filmische Ästhetik erinnert im nicht ganz gelungen konstruierten Retro-Look an die 1960er Jahre. Dem ist aber entgegenzuhalten, dass die Welt um Lucy wohl bewusst eine Flucht aus der realen Welt in eine Märchenwelt sein soll, in der Kinder zu Helden der Geschichte werden können. Das Spiel der Kinder unter der guten Führung der Regie ist gelungen. Die Kameraarbeit, Montage und stimmige Ausstattung im schönen Lokalkolorit eines idyllischen Städtchens sind weitere gute handwerkliche Komponenten eines Familienfilms, an dem die jüngeren Kinder ihre Freude haben dürften.

In Abwägung aller Argumente vergibt die Jury gerne das Prädikat WERTVOLL.



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