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FBW-Bewertung: Get Up (2022)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Alex, Juli und Ewa sind drei junge Skaterinnen in Frankfurt/Main. Als sie von einem Skate-Contest erfahren, ist Alex Feuer und Flamme. Nachdem sie das Abi nicht geschafft hat, braucht sie dringend ein Erfolgserlebnis. Das ist der Unterschied zu ihrer Zwillingsschwester Juli, mit ihrem Einser Abi und ihrem geplanten Praktikum in London. Nach dem bewährten Muster der ?Drei Musketiere? kommt eine Mitstreiterin dazu. Nia ist ganz anders als die Dreierbande, sie kommt aus einem wohlhabenden bürgerlichen Elternhaus, spielt Saxofon und ist diszipliniert. Skateboard fahren kann sie zwar nicht, doch ist sie sehr gelehrig. Und Ewa mag sie besonders. So gelingt es den Vieren, die Vorentscheidung, die aus einem Promo-Video besteht, zu gewinnen. Doch danach beginnen die Probleme, denn nun müssen sie wirklich zeigen, was sie können und sich entscheiden, was sie in ihrem Leben wirklich wollen und wie sie zueinander stehen.

GET UP ist ein mustergültiger Coming-of-Age Film, der mit Female Empowerment gespickt ist. Die Darstellerinnen spielen frisch auf und wirken sehr authentisch. Dazu gehört, dass sie offensichtlich auch recht gut skaten können. Vor allem die als Influencerinnen bekannten Zwillingsschwestern Lena und Lisa Mantler beweisen, dass sie auch auf der Leinwand ihre Wirkung entfalten können. Besonders geschickt ist die Besetzung der Nia mit Jobel Mokonzi, die in Angola geboren wurde. Hier wird das in Filmen oft bediente Klischee, dass schwarze Menschen aus sozial prekären Verhältnissen kommen müssen, erfrischend auf den Kopf gestellt, denn ihr Vater ist Anwalt und ihre Mutter eine prominente Musikerin.

Dramaturgisch ist der Film auffallend durchdacht. Geschickt wird von bewährten Mitteln der Spannungsdramaturgie Gebrauch gemacht, von der Deadline bis zur Rettung in letzter Sekunde. Es wird kein Hehl daraus gemacht, dass mit diesen erzählerischen Strategien und den zur Identifikation einladenden Hauptfiguren auf den Mainstream abgezielt wird. Dadurch fehlt es dem Film hier und da ein wenig an Tiefe, wie von Teilen der Jury kritisch angemerkt wurde. Kamera, Montage, die gut ausgewählten Drehorte in Frankfurt am Main und die perfekt eingesetzte Musik setzen in der Tat alles daran, ein Produkt ins Kino zu bringen, das höchstmöglich unterhaltsam ist und sich zudem sehr gut vermarkten lässt. Dass das im Gesamtbild vielleicht etwas zu glatt wirkt, lässt sich auch durch die Absicht des Films erklären, ein möglichst großes Publikum zu erreichen. In Anerkennung der hervorstechenden Qualitäten des Films hat sich die Jury nach einer spannenden Diskussion für Vergabe des höchsten Prädikates BESONDERS WERTVOLL entschieden.






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