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FBW-Bewertung: Der Pfau (2023)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Ort des Geschehens ist der herrschaftliche Landsitz von Lord und Lady McIntosh in Schottland. Etwas abgeschieden, dafür in schönster Landschaft. Um ihr Anwesen über Wasser zu halten, vermieten die Lordschaft ihr eindrucksvolles Gästehaus gerne an gut betuchte ausländische Gästegruppen. So trifft eines Tages die Investmentbankerin Linda Bachmann und ihr Team von vier Bankspezialisten aus Deutschland auf dem Landsitz ein. Unter der Leitung der Seminarleiterin Rebecca sollen sich die Protagonist:innen in einem Rollenspiel besser kennenlernen und auf gemeinsame Ziele konstruktiv einschwören. Dabei schwebt über der Gruppe latent der Verdacht, dass dieses Meeting auch dazu gedacht ist, den einen oder anderen auszusondern. So beginnt ein reizvolles Spiel zwischen Kennenlernen und sich argwöhnisch beäugen und keiner weiß so richtig, woran und mit wem man ?so dran ist?. Für den geselligen Teil bei den gemeinsamen Mahlzeiten wurde eigens aus Köln Köchin Helen eingeflogen. Das führt vor allem an den Abenden zur Vertiefung der Kontakte bei Gesang und Tanz und sogar im Whirlpool im Garten. So vergehen die Tage, die auch noch durch einen plötzlichen und heftigen Schneefall verlängert werden. Besondere Aufregung entsteht dabei nur durch das Verschwinden des herrschaftlichen Haus-Pfaus und der Lieblingsgans der Lady. Landeten diese im Kochtopf von Helen?

Nach dem Roman ?Der Pfau? von Isabel Bogdan inszenierte Lutz Heineking Jr. ganz in Stil und Erzähltempo schottischer und britischer Landkrimis dieses Gruppenspiel im Schachformat, nur ohne menschliche Morde. Ein sorgfältiges Drehbuch führt die Charaktere bestens gezeichnet in das Spiel ein. Ein eindrucksvolles Darsteller:innen-Ensemble mit Lavinia Wilson, Tom Schilling, Jürgen Vogel, Annette Frier, Serkan Kaya und David Kross an ihrer Spitze geben dem Spiel den gelungen Drive. Die außergewöhnliche Leistung des Kamerateams Philipp Pfeiffer und Matthias Schellenberger ist besonders hervorzuheben. Das Spiel der Protagonist:innen in den verschiedenen Räumlichkeiten des Gästehauses zu beobachten und dabei mit einem sehr pfiffigen Kommentar zu begleiten, gelingt durch die Drohnen-Kamera, die über dem Dach des Hauses schwebt und sich direkt in genau die Räume darunter beamt, in der gerade wichtige Partien des Spiels abgehen. Der Übergang vom Dach nach unten oder von unten nach oben ist gleichzeitig auch die gute Gelegenheit für den Schnitt und die Montage zwischen den einzelnen Szenarien. Dass die Kamera in den Räumen des Gästehauses bei Tag und Nacht, wie auch bei den Außenaufnahmen im Park und im Wald des Landsitzes, bei Gruppentotalen, bei Nahaufnahmen auf die Gesichter der Protagonist:innen ebenfalls beste Qualitätsarbeit leistet, ist zusätzlich hervorzuheben. Unterstützt wird die Kamera von einer perfekten Lichtarbeit und die abschließende schöne Farbmischung. Und dann noch ein Lob für die hervorragende musikalische Begleitung durch Kyrre Kvam mit den Reminiszenzen für die schottische Volksmusik.

In Abwägung aller Argumente vergibt die Jury gerne das Prädikat BESONDERS WERTVOLL.






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