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FBW-Bewertung: Bis ans Ende der Nacht (2023)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Christoph Hochhäuslers BIS ANS ENDE DER NACHT ist eine in vielerlei Hinsicht beeindruckende Hommage an den Film noir. Da wäre zum einen die Neuaufstellung der Begehrensordnung mit Transgenderfrau Leni (Thea Erbe) als Femme fatale und dem schwulen Polizisten Robert (Timocin Ziegler) als dem ihr Verfallenen. Hinzu kommt eine Kameraarbeit (Reinhold Vorschneider), die auf phänomenale Art und Weise mitzeichnet, was die Erzählung hier, abgesehen vom eher formelhaften Plot einer verdeckten Ermittlung, in Wahrheit interessant und faszinierend macht: Es geht um "Undeutlichkeiten" auf allen Ebenen. Sowohl was die Liebe zwischen den beiden Hauptfiguren angeht, als auch, was ihren Fall betrifft, die Ausspähung des Drogendealers Victor Arth (Michael Sideris) und der diversen Gang- und Clanrivalitäten, die daran hängen.

Die Jury empfand den Film mehrheitlich als ästhetischen Hochgenuss, bis in die Details sorgfältig gestaltet und konzeptioniert, der zugleich den Zuschauer auf angenehme Weise fordert und ein Mitdenken und Mitgehen verlangt. Trotz bewusster Genrehaftigkeit gelingt es ihm, stets die nicht vorhersehbare Route einzuschlagen und zu überraschen. Einzelne Bilder und Einstellungen prägen sich nachhaltig ins Gedächtnis ein. bestimmte Kamerabewegungen sind für sich aussagekräftiger als Dialogszenen. Die sorgfältig ausgewählte Musik setzt spannende und ungewöhnliche Akzente. Hochhäusler legt hier nicht nur seine ganz eigene, besondere Handschrift des Filmemachens an den Tag, er zeigt eine sowohl sensible als auch wunderbar subtile Behandlung des Transgenderthemas, das als solches nicht aufdringlich im Zentrum steht, sondern in beiläufiger Präzision gleichsam organisch eingeflochten wird. Der Film ist ganz bei Leni und stellt sie nicht in Frage. Der "Fatalität" des Film noirs zum Trotz gelingt es dem Film so, auf einer positiven, ja sogar ermächtigenden Note zu enden.



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