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FBW-Bewertung: One in a Million (2023)

Prädikat wertvoll

Jurybegründung: Die Grundidee dieser Langzeitdokumentation ist interessant: Eine erfolgreiche Youtuberin aus den USA und eine gleichaltrige Jugendliche aus Deutschland, die ein treuer Fan ist, werden zwei Jahre lang mit der Kamera begleitet. Whitney Bjerken ist Turnerin und hat Millionen Follower im Netz. Yara aus Neumünster ist eine von ihnen. Auch sie turnt gerne, ist aber eher schüchtern und verschlossen. Beide sind bei den ersten Aufnahmen des Films 14 Jahre alt, und beide machen sehr verschiedene Entwicklungen durch. Whitney wird immer mehr zum Medienprofi, deren Karriere als Turnerin zwar durch Verletzungen und den Lockdown unterbrochen wird, die aber auch als Sängerin und Songwriterin erfolgreich wird und sich schließlich dadurch von ihrem Vater emanzipiert, als sie beginnt, selbst ihre Videos zu schneiden, und damit auch selbst bestimmt, welche Bilder von ihr öffentlich gemacht werden. Yara lebt dagegen ein ruhiges, behütetes Leben, das sich auch nicht durch ihr Coming-Out dramatisch verändert. Die Filmemacherin Joya Thome und ihre Kamerafrau Lydia Richter begleiten die beiden jungen Frauen und deren Familien sehr behutsam. Thome zeigt ihre Protagonistinnen in alltägliche Szenen, die dem Publikum viel Geduld abverlangen, weil die Veränderungen der beiden Jugendlichen in den zwei Jahren eher unauffällig und alles andere als dramatisch vor sich gehen. Auffällig ist dabei, wie unterschiedlich Whitney und Yara sich vor der Kamera zeigen. Die Amerikanerin und ihre Familie überlegen sich offensichtlich genau, welche Einblicke in ihr Privatleben sie der Filmemacherin aus Deutschland gewähren. Yara lässt dagegen mehr Nähe zu, und bei einigen Szenen scheinen sie und ihre Familie die Kamera fast vergessen zu haben. Dadurch gelingt es Joya Thome, das Lebensgefühl dieser sehr unterschiedlichen Jugendlichen zu vermitteln. Das Kichern mit den Freundinnen, Gespräche mit den Vätern, die Unsicherheit bei der ersten Liebe und die Angst, die Erwartungen der vielen Fans im Netzt nicht erfüllen zu können. Es sind solche Einsichten, die den Film sehenswert machen. Natürlich gibt es auch Momente, die eher banal wirken, aber auch das gehört, so die Meinung der Jury, dazu.

Im Anschluss an eine spannende Diskussion und in Abwägung aller Argumente erteilt die Jury dem Film gerne das Prädikat WERTVOLL.



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